Projekt
Noch offene Fragen

Engagierte Waldmünchner denken über Gründung eines Nachbarschaftshilfevereins nach. Das ist auch eine Frage des Geldes.

19.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:54 Uhr
Christine Wegmann aus Rettenbach gab Einblick in die Arbeit des dortigen Nachbarschaftshilfevereins. −Foto: Susanne Nock

Zu einem weiteren Workshop trafen sich knapp 20 Engagierte aus Waldmünchen und Umgebung im Bürgertreff am Böhmertor, um am Thema „Gründung einer Nachbarschaftshilfe in Waldmünchen“ weiterzuarbeiten.

Susanne Nock übernahm die Moderation. Auf die Frage nach der Motivation wurde auf einer Ampel überwiegend „Schau mer mal“ und „Des wird scho“ markiert. Die Teilnehmer hatten sich in Kleingruppen getroffen und gaben nun die Ergebnisse bekannt. Vielfach tauchten aber Fragen auf, etwa zur Finanzierung des Vorhabens. Die Gruppe „Träger, Unterstützer, Finanzierung“ brachte einige Ideen mit, auch über die mögliche Struktur eines Trägervereins wurde nachgedacht. Wichtig war der Kleingruppe eine Person auf Minijob-Basis, bei der die Fäden zusammenlaufen.

Frage der Erreichbarkeit

Der Gruppe „Fahrdienst, Haus und Garten“ war eine Plattform und die telefonische Erreichbarkeit wichtig und sie beschäftigten sich mit einer Fahrzeuganschaffung, Versicherung und Aufwandsentschädigung. Die Gruppe „Plattform soziale Hilfen“ stellte fest, dass gewerbliche und ehrenamtliche Ansprechpartner vorhanden seien, denen eine Nachbarschaftshilfe aber auf keinen Fall Konkurrenz machen wolle. Jedoch fehle eine zentrale Anlaufstelle. Wichtig war der Gruppe auch eine Art Bürgersprechstunde, Öffentlichkeitsarbeit und Ausbildung für die Ehrenamtliche.

Die Gruppe „Mit-mach-Aktionen“ machte sich Gedanken, wie man ins Gespräch mit Hilfesuchenden und Helfern kommen könnte: mit einem Alleinstehenden-Frühstück, Kultur-, Museums- oder Marktfahrten, gemeinsamem Kochen oder mit einer Art „Speed-Dating“ zum Kennenlernen.

Aus der Gemeinde Rettenbach stieß Christine Wegmann, Vize-Bürgermeisterin und Vorsitzende des Nachbarschaftshilfevereins, zur Gruppe. Sie gewährte einen Einblick in die Gründungsphase und die aktuelle Arbeit. Rettenbach habe 1700 Einwohner und der Nachbarschaftshilfeverein 50 Mitglieder. Es gebe einen ehrenamtlichen Koordinator, der 50 bis 60 Einsätze pro Jahr vermittle. Hauptaufgaben seien Einkaufs-, Frisör- oder Arztfahrten, Unterstützung bei Behördengängen, Anträgen Rasenmähen.

Wichtig sei den Rettenbachern, dass es immer um eine Überbrückungshilfe geht - der Nachbarschaftshilfeverein also einspringt, bis eine dauerhafte oder auch professionelle Hilfe gefunden werden konnte. „Das ist für die Bürger eine Beruhigung. Sie wissen, dass sie so lange wie möglich in ihrem sozialen Umfeld bleiben können und im Notfall die Nachbarschaftshilfe da ist“, so Christine Wegmann. Die Rettenbacherin nannte auch Fördertöpfe.

Bürgermeister Markus Ackermann zeigte sich beeindruckt vom Engagement und der Professionalität der Projektgruppe. Er sehe keine Möglichkeit, für die Koordination der Nachbarschaftshilfe zusätzliche Personalressourcen im Rathaus zur Verfügung zu stellen. Hier gebe es das Bürgerbüro, das bei Hilfe den Aufgabenbereich der Stadtverwaltung abdecke, aber nicht im Sinne einer Nachbarschaftshilfe. Aus der Gruppe kam die Frage, ob im Rahmen der Fördergelder im Projekt „Demografiefeste Kommune“ eine Unterstützung möglich wäre; eine Teilnehmerin hatte in Erfahrung gebracht, dass die niederbayerische Gemeinde Mauth für einen Bürgerbus und die Seniorenarbeit Unterstützung bekomme. Bürgermeister Ackermann vereinte das, da die Gelder eher für Analysen im Bereich demografischer Wandel eingesetzt würden: „Ohne Analyse keine Fördermöglichkeiten.“

Lebhafte Diskussion

In einer lebhaften Diskussion wiesen die Teilnehmer der Projektgruppe darauf hin, dass nicht noch mehr auf das Ehrenamt abgewälzt werden könne. Die dringende Bitte: Fördergelder auch bei der Bürgerschaft investieren. Bürgermeister Ackermann bat darum, genau zu analysieren, ob überhaupt so viel Bedarf an Nachbarschaftshilfe vorhanden sei. Die Projektgruppe Nachbarschaftshilfe wird nun versuchen, aus eigener Kraft mögliche Fördertöpfe für eine Anschubfinanzierung zu erschließen. (wsu)