Cham/Landkreis
Pandemie beeinträchtigt Krebsvorsorge

Im Pandemie-Jahr 2020 gab es starke Einbrüche bei den Krebs-Früherkennungsuntersuchungen.

18.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:11 Uhr
Hautkrebs-Früherkennung ist wichtig. −Foto: Karl-Josef Hildenbrand/picture alliance / dpa

Für ihre Versicherten meldet die AOK in Cham den stärksten Rückgang bei der Früherkennung von Hautkrebs (minus 14 Prozent gegenüber 2019) und bei der Früherkennungskoloskopie (minus 13 Prozent). Auch bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs gab es einen Rückgang (minus fünf Prozent), bei der Prostatakrebs-Früherkennung dagegen nur einen geringen Rückgang der Teilnahmequoten (minus ein Prozent).

Einen Anstieg verzeichnet die AOK hingegen beim Mammografie-Screening (plus zehn Prozent). „Beim Mammografie-Screening gibt es erfreuliche Nachholeffekte, nachdem es während der ersten Welle der Corona-Pandemie zeitweilig ganz ausgesetzt wurde“, so Markus Edinger, Direktor der AOK in Cham.

Dennoch belegen aus Sicht von Edinger die Zahlen insgesamt, wie wichtig es sei, die Krebs-Früherkennung noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und die Menschen zu motivieren, die Früherkennungsuntersuchungen wahrzunehmen.

Auch eine Langzeit-Auswertung auf Basis der Abrechnungsdaten der AOK Bayern für die Jahre 2009 bis 2020 macht deutlich, dass die Teilnahmeraten bei allen Untersuchungen zur Krebs-Früherkennung deutlich höher sein könnten. Insgesamt nutzte nur etwa die Hälfte der bayerischen Versicherten, die im vergangenen Jahr 65 Jahre alt waren, die Untersuchung zur Darmkrebs-Früherkennung. „Auch bei der Prostatakrebs-Früherkennung gibt es noch viel Luft nach oben“, sagt Edinger. In der Altersgruppe zwischen 54 und 70 gingen weit mehr als zwei Drittel der Männer insgesamt zu selten oder zu spät zur Früherkennung.

Besser sieht es bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs aus: Über 80 Prozent der Frauen zwischen 29 und 40 haben den Empfehlungen entsprechend an der Vorsorge teilgenommen. „Diese Vorsorgeuntersuchung beweist eindrucksvoll die Wirksamkeit von Früherkennungsmaßnahmen: Vor der Einführung 1971 war der Gebärmutterhalskrebs der häufigste bösartige Tumor bei jungen Frauen; inzwischen konnte die Zahl der Neuerkrankungen auf rund ein Viertel der Fälle reduziert werden“, so Edinger.

Dass Handlungsbedarf besteht, untermauert zudem eine aktuelle Forsa-Befragung im Auftrag der AOK. Im Rahmen einer Online-Studie wurden vom 21. bis zum 29. September 2021 bundesweit insgesamt 3225 Männer und Frauen ab 18 Jahren befragt. Dabei gab rund ein Fünftel der Befragten an, dass es ihnen unangenehm oder peinlich sei, im Bekannten-, Freundes- oder Kollegenkreis über Früherkennung zu sprechen. Mehr als ein Drittel der Befragten erklärten sogar, dass die Beschäftigung mit Früherkennung und Vorsorge nach ihrer Einschätzung durch Tabus beeinträchtigt wird. „Mit der bundesweiten Kampagne ‚Deutschland, wir müssen über Gesundheit reden‘ will die AOK deshalb gegensteuern und die Aufmerksamkeit für das Thema Krebs-Früherkennung erhöhen“, berichtet Edinger.