Gemeinderat
Parkplatz sorgt für Diskussion

Von der Wohnmobil-Stellfläche bis zur Errichtung einer Kleinkunstbühne reichen die Ideen beim Dorferneuerungprojekt.

06.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:17 Uhr
Die Grenze der Ortsabrundung soll künftig links von der vorbeiführenden Straße verlaufen. −Foto: Hermann Markl

Die Gemeinde Rettenbach hat eine umfassende Dorferneuerung beantragt und 2021 den Zuschlag für eine Förderung durch das Amt für Ländliche Entwicklung erhalten. Nun galt es bei der ersten Gemeinderatssitzung im neuen Jahr u. a., Ideen und Vorschläge zur Umgestaltung des Flurbereinigungsparkplatzes zu konkretisieren, welche einem Planungsbüro vorgelegt werden sollten.

Außerdem wurde über Änderungen zu den Stellungnahmen der Behörden bezüglich der Ortsabrundung für den Ortsteil Haag erneut abgestimmt. Ein besonders interessantes musikalisches Konzert ist für den Kultursommer 2022 in Rettenbach geplant. Dazu gab Georg Kulzer dem Gremium und den begrenzt anwesenden Zuhörern Informationen zu den Vorbereitungen für das geplante Wochenendfestival.

Zur Änderung der Ortsabrundungssatzung Haag äußerte das Landratsamt Cham in seiner Stellungnahme Bedenken hinsichtlich der ungünstigen, zeilenförmigen Ausdehnung im Osten. Dies stehe nicht im Einklang mit der städtebaulichen Entwicklung. Bürgermeister Alois Hamperl verlas dazu die erneute Stellungnahme der Gemeinde, die darauf hinweisen solle, dass in Teilbereichen entlang der Gemeindeverbindungsstraße bereits Bebauungen vorhanden seien. Eine Eingrünung des neu entstehenden Ortsrandes entlang der Straße sei ebenfalls schon als Bestand angelegt.

Änderungen bei Ortsabrundung

Außerdem würden naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen in Form von Neupflanzungen auf den jeweiligen Baugrundstücken vorausgesetzt. „Diese sind durch notariell eingetragene Grunddienstbarkeiten vom Eigentümer dringlich zu sichern“, erklärte der Bürgermeister. Erst nach deren Eintragung im Grundbuch, welche bei allen Grundstückseigentümern erfolgt sein müsse, könne die Satzung in Kraft gesetzt und veröffentlicht werden. Das Gremium stimmte diesem Beschlussvorschlag einstimmig zu.

Ein weiterer Einwand vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) bezüglich des Abstands eines einzelnen Baugrundstücks zum bestehenden, angrenzenden Baumbestand wurde ebenfalls neu festgelegt und beschlossen. Hier soll teilweise der Hochbaumbestand entfernt und durch einen stufig aufgebauten Waldrand ersetzt werden. Durch diese Maßnahme kann ein Mindestabstand von 35 Meter zur Baufläche eingehalten werden. Auch dieser Beschlussvorlage wurde einmütig zugestimmt. Somit kann die neue Ortsabrundungssatzung für Haag in den beschlossenen Punkten abgeändert und erneut dem Landratsamt vorgelegt werden.

Die Qual der Wahl hatten die Gemeinderäte bei der Umgestaltung des Flurbereinigungsparkplatzes. Sie steht auf der Prioritätenliste zur umfassenden Dorferneuerung (DE) Rettenbach weit oben und kann im Frühjahr gestartet werden. Auch eine Förderung aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) wurde für diese Maßnahme beantragt und würde somit das Budget zur DE entlasten.

Hamperl bat seine Kollegen um konkrete Vorschläge zur Umgestaltung, welche als Vorgabe für die spätere Ausarbeitung durch ein Planungsbüro dienen sollen. Schnell einigte man sich bei der Frage, wie der Aufbau von Fahr- und Parkflächen beschaffen sein sollte. Das Ergebnis – ein ansprechendes Pflaster statt Schotter und Asphalt – soll so wenig wie möglich Fläche versiegeln. Der Parkplatz solle weiterhin von zwei Seiten eine Zufahrt haben. Strom, Wasser und Beleuchtung sollen zweckbestimmt auf dem ganzen Areal zur Verfügung stehen. Stellflächen für Wohnmobile sollten ausgewiesen sein, und eine Ladestation für E-Mobilität könne im Zuge der Maßnahmen ebenfalls installiert werden.

Lebhaft und konträr verlief die Diskussion zu den Möglichkeiten einer erweiterten Nutzung der vorhandenen Fläche. Die Ansiedlung eines 24-Stunden-Ladens sei bis dato nicht gesichert. Ein möglicher Standort müsse aber berücksichtigt werden. Markttag und Dorfweihnacht sollten abgehalten werden können. Zum Vorschlag, eine kleine, fest aufgebaute und überdachte Kleinkunstbühne zu errichten, entgingen die Meinungen im Gremium auseinander.

Georg Kulzer betonte die einmalige Chance, die Lage, das Flair und die Nähe zum Ortszentrum für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen und somit den Standort und die ganze Region aufzuwerten. „Andere Gemeinden würden uns wegen des zentral gelegenen Dorfplatzes beneiden“, lautete das Credo von Kulzer. „Rettenbach erklingt“ sei bereits ein fester Bestandteil im Donau-Wald-Kultur Programm. Die zentrale Lage böte Möglichkeiten für weitere Konzerte oder Theateraufführungen. Die Gestaltung des Platzes in zentraler Lage könne effektiv und funktional ohne größeren finanziellen Aufwand mit einer erhöhten und überdachten Bühne für kulturelle Angebote aufgewertet werden, appellierte Kulzer in die Runde. Hamperl dagegen vertrat eher die Meinung, der Sinn eines Parkplatzes bestehe nun mal in der Schaffung von Stellplätzen. Außerdem sei bei Veranstaltungen an diesem Ort die Nähe zu Bach und Straße aus dem Aspekt der Sicherheit zu beachten.

Weitere Vorschläge aus der Runde betrafen Kneipp-Anlage, WC-Anlage sowie mobile Outdoor-Küche, und somit kam es bei der regen Diskussion letztlich zur Frage „Wer soll das Ganze bezahlen?“

Versöhnlich klang der Vorschlag von Karl Kerscher, nämlich bei der Gesamtplanung sogenannte „Platzhalter“ vorzusehen. Die könnten eventuell später aufgerüstet werden. Der vorhandene Baumbestand Richtung Süden und Westen solle möglichst großzügig erhalten bleiben.

Über die gesammelten Vorschläge wurde im Gremium einzeln abgestimmt. Das Ergebnis werde demnächst einem Planungsbüro zur Bearbeitung mit einer genaueren Ermittlung der Kosten in Auftrag gegeben.

Kultursommer mit Federspiel

Der Kultursommer 2022 wartet in Rettenbach mit einer besonderen Konzertveranstaltung auf. Die Voraussetzung dazu ergab sich durch die ILE Vorderer Bayrischer Wald, die solche Angebote im Zuge eines Kultursommers mit einem Budget von 10 000 Euro, aufgeteilt auf mehrere Gemeinden, unterstützen kann. Georg Kulzer informierte über die aktuellen Vorbereitungen.

Für ein Gastspiel in Rettenbach sei die Gruppe Federspiel vorgesehen. Das österreichische Bläserensemble mit sieben virtuosen Musikern präsentiert ein vielfältiges Programm an zeitgenössischer und improvisierter Musik aus unterschiedlichen Stilrichtungen. Dabei würden verschiedene länderübergreifende Musikelemente zu einer mitreißenden Darbietung zusammengefügt. Die Musiker hätten an Konservatorien und Musik-Hochschulen studiert. Bei ihren Konzerten und TV-Auftritten präsentierten sie ihre Instrumente in absoluter Perfektion. Die Gruppe sei mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Nähere Infos gebe es unter http://feder-spiel.at.

Der Auftritt in Rettenbach sei für Freitag, 10. Juni, terminiert. Die überregionale Bewerbung der Veranstaltung übernehme ein Koordinator. Die Gage für Federspiel betrage 7000 Euro inklusive aller Nebenkosten. Der Eintritt zum Konzert solle 25 Euro pro Person betragen. Der Gemeinderat stimmte zu. Laut Kulzer besteht zudem die Möglichkeit, gemeinsam mit der KLJB Rettenbach zusätzlich am Samstagabend und Sonntag zum Ausklang weitere Kulturangebote zu organisieren.

Keine Einwände gab es auch bei den eingereichten Bauanträgen. In Rettenbach, Seestraße soll der Neubau eines Einfamilienhauses mit Doppelgarage und Schuppen entstehen. Dabei stimmten die Gemeinderäte auch den beantragten Befreiungen von den Festsetzungen des Bebauungsplanes gemäß § 31 Abs. 2 BauGB zu. Ebenso der Verlängerung einer überdachten Holzlege in Ebersroith und dem Vorbescheid zum Anbau eines Heizraumes und Erweiterung der Werkstatt in Herrnthann.

Bürgermeister Hamperl berichtete vom Besuch in Pirk anlässlich des 90. Geburtstags von Pfarrer und Ehrenbürger Egid Mühlbauer. Als Geschenk habe er er eine Fotocollage mit Bildern von kirchlichen Ereignissen in der Pfarrei Rettenbach aus den Jahren 1971 bis 1986 erhalten. Zum Schluss sprach Hamperl noch den Stand bei der Klärschlammentsorgung an. Hier werde überlegt, sich bei der geplanten Anlage zur Klärschlammtrocknung in Falkenstein anzuschließen. (rar)