Bildung
Rat in Sachen Übertritt an das Gymnasium

Die Schulleiter der Gymnasien informierten in einem Pressegespräch. Eine Online-Veranstaltung folgt.

19.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:43 Uhr
Ferdinand Schönberger
Die Oberstudiendirektoren Angela Schöllhorn (Robert-Schuman-Gymnasium) und Uwe Mißlinger (Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasium) beim Pressegespräch −Foto: Ferdinand Schönberger

ChamKann mein Kind ans Gymnasium übertreten? Sind meine Bedenken wegen möglicher fehlender Lerninhalte durch die Corona-Pandemie berechtigt? Welches der beiden Gymnasien soll ich wählen? Das sind einige der Fragen, die sich Eltern von Viertklässlern stellen könnten. Dazu nahmen in einem Pressegespräch am Fraunhofer-Gymnasium Schulleiterin Angela Schöllhorn vom Robert-Schumann-Gymnasium (RSG) und Schulleiter Uwe Mißlinger vom Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasium (JvFG) Stellung. Weitere Details werden bei einer gemeinsamen Infoveranstaltung am 31. Januar im Livestream erörtert.

Ein Gymnasium ist eine weiterführende Schule, die auf direktem Weg zum Abitur und zur Hochschulreife leitet. Dabei erlernen die Schüler mindestens zwei Fremdsprachen. Sie werden neun Jahre in einem stringenten System begleitet, in dem kein Qualifizieren nötig ist und man die Schüler als Menschen kennenlernt. Neben einer vertieften Allgemeinbildung erfolgt auch eine Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten. Außerdem, so die beiden Schulleiter, biete ihre Schulart sehr wohl Berufsorientierung durch Module im Lehrplan ab der 9, Jahrgangsstufe und durch Praktika an. Hinzu komme ein breites, zur Weiterbildung beitragendes Angebot im kulturellen und außerschulischen Bereich, wie Theater, Musik und Sport.

Am JvFG beginnen alle Schüler in der 5. Jahrgangsstufe mit Englisch als erster Fremdsprache. Im naturwissenschaftlich-technologischen Zweig mit Schwerpunkten in Informatik, Chemie und Physik folgen ab der 6. Klasse Französisch oder Latein, die ab der 10. Jahrgangsstufe durch Spanisch ersetzt werden können. Beim sprachlichen Zweig werden Latein (ab 6. Jgst.) und Französisch (ab 8. Jgst.) unterrichtet, wobei auch hier ab 10. Jgst. Spanisch statt Latein gewählt werden kann.

Am sprachlichen RSG lautet die Folge Englisch oder Latein (5. Jgst.) – Latein oder Englisch (6. Jgst.) – Altgriechisch ab 10. Jgst. (humanistischer Zweig). Im neusprachlichen Zweig wird statt Altgriechisch Französisch vermittelt. Der wirtschaftswissenschaftliche Zweig mit Wirtschaft und Recht beinhaltet nur zwei Fremdsprachen: Englisch (Latein) – Latein (Englisch) oder Englisch – Französisch.

Mit dem Erhalt einer schriftlichen Zwischeninformation über den aktuellen Leistungsstand ihres Kindes Anfang Januar wird den Eltern ein Hinweis über eine Gesprächsmöglichkeit mit einer Beratungslehrkraft aus dem Gymnasium gegeben. Anfang Mai bekommen alle Viertklässler ein Übertrittszeugnis. Bei einem Gesamtnotendurchschnitt in den Fächern Deutsch, Mathematik sowie Heimat- und Sachkunde bis 2,33 wird die Schullaufbahnempfehlung geeignet für den Besuch eines Gymnasiums ausgesprochen. Ansonsten muss dafür am Probeunterricht in Deutsch und Mathematik teilgenommen werden, der mit mindestens Note 3 und Note 4 bestanden ist. Wurde in beiden Fächern Note 4 erreicht, können die Erziehungsberechtigten den Übertritt wünschen.

Bayernweit ist der Landkreis mit 20 bis 25 Prozent Übertritten ans Gymnasium Schlusslicht, obwohl bis zu 50 Prozent der Schüler geeignet wären, so die Schulleiter. Hier sei die Bevölkerung mehr bodenständig, hätten die Eltern eher Bedenken bei einem Übertritt. Obwohl die Kinder anderswo zu 70 Prozent und mehr übertreten, seien diese dort nicht leistungsstärker, würden gar in höherer Quote scheitern. Im Kreis Cham, im wirtschaftlichen und technischen Fortschritt an der Spitze, benötige man auch in Zukunft Leute, die diesen umsetzen können.

Mit der Infoveranstaltung und den Beratungen wolle man nicht zum Übertritt überreden, sondern aufzeigen, was die Gymnasien ausmacht und von anderen Schulen unterscheidet. Zudem solle versucht werden, Vorurteile gegenüber dem Gymnasium zu widerlegen. Es gebe kein „knallhartes Aussortieren“. Das Urteil der Experten an der Grundschule solle seriös betrachtet werden. Diejenige Schule sei die beste, an der das Kind optimal gefördert wird und sich wohlfühlt.