Wirtschaft
Rettung für Heros Holzspielzeug in Sicht

Der Branchen-Riese Simba-Dickie will die insolvente Traditionsfirma in Lam und viele ihrer Mitarbeiter übernehmen.

15.10.2010 | Stand 16.09.2023, 21:06 Uhr

Lam.Rund 250 Mitarbeiter der Firma Heros in Lam blickten seit März in eine ungewisse Zukunft, als das Unternehmen in die vorläufige Insolvenz ging. Im August musste den Mitarbeitern sogar vorsorglich gekündigt werden. Nun die befreiende Meldung, dass mit der Simba-Dickie-Group ein Käufer gefunden ist, der sowohl den Standort als auch zumindest einen Teil Arbeitsplätze erhalten will. Einzige Hürde: Die Gläubiger von Heros müssen dem Kauf noch zustimmen.

Die Zustimmung steht für Insolvenzverwalter Dr. Harald Schwartz allerdings außer Frage. Mit der Erfahrung aus rund 2000 Insolvenzverwaltungen gibt er am Freitag auf Anfrage Auskunft: „Mir ist nicht ein Fall bekannt, wo das passiert wäre.“ Zumal einer der größten Gläubiger von Heros die Gemeinde Lam selbst ist. Deren Bürgermeister Klaus Bergbauer war am Freitag ebenfalls hoch erfreut über den Kauf durch die Simba-Dickie-Group: „Ich war bereits bei der ersten Gläubigerversammlung und sehe dem Termin gelassen entgegen“, sagte Bergbauer. Er war am Freitag bereits bei der Wirtschaftsabteilung der Regierung der Oberpfalz, auch hier ging es um die Firma Heros.

Ein Zeichen für kommendes Jahr

Nicht nur, weil die Spekulationen um den größten Arbeitgeber des Ortes damit ein Ende haben, freut sich Bergbauer über die jüngsten Ereignisse. Mit dem Weihnachtsgeschäft steht die umsatzstärkste Zeit für Holzspielzeug vor der Tür. Und da die Produktion weitergelaufen sei, könne die Firma nun „ein Zeichen für das kommende Jahr setzten“.

Auch auf der Spielzeugmesse in Nürnberg Anfang 2011 könnte sich das Unternehmen wieder präsentieren, schätzt Insolvenzverwalter Dr. Schwartz. Zwar räumt er ein, dass mit Sicherheit Arbeitsplätze abgebaut werden. Mit der Simba-Dickie-Group sei aber zum einen ein Partner gefunden worden, der weltweit im Geschäft ist. Zum anderen sei die Firma eine der wenigen gewesen, die nicht nur den Namen der über 100 Jahre alten Traditionsmarke kaufen wollte, sondern auch die Immobilien mit übernimmt. Lediglich die derzeit bereits verwaisten Niederlassungen in Bad Kötzting und Neuschrenkenthal wollte Simba-Dickie nicht übernehmen.

Lam.Dafür ist Dr. Schwartz überzeugt, dass erst einmal in Heros investiert werden wird. Die meiste Arbeit im Werk falle in den Sommermonaten an, wenn für Weihnachten produziert wird. Wenn Heros zum 1. Dezember offiziell von der Simba-Dickie-Group übernommen wird, sei genügend Zeit, sich um die Neuorganisation zu kümmern.

Bis dahin baut der Insolvenzverwalter weiter auf die gute Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat unter dem Vorsitzenden Josef Greil. Dieser erfuhr am Freitag erst durch die Anfrage der Kötztinger Umschau vom Verkauf. „Wir wussten bislang nur, dass die Simba-Dickie-Group ganz nah dran ist“, lautete seine Auskunft. Nach den Verkäufen 2004, der Insolvenz zwei Jahres später und dem abermaligen Verkauf 2006, hofft er, dass wieder Ruhe in die Firma einkehrt. Eine gute Nachricht sei es auf jeden Fall, denn ohne die Übernahme wären für alle Beschäftigten die Kündigungen zum 30. November wirksam geworden.

Es bleibt beim Holzspielzeug

Jetzt, erklärt Dr. Schwartz, müssten die Sozialpläne, die vor Wochen erarbeitet wurden, auf die neue Situation umgestellt werden. Die Frage, wer ab sofort welche Leistung bezahlt, und wer Gewinne einstreichen darf, sei zu klären. „Bei einer Immobilie können sie sagen, die wird komplett verkauft – hier gibt es aber nicht einen Verkaufsvertrag“, weist der Fachmann auf ein Besonderheit der so genannten „übertragenden Sanierung“ hin. So würden beispielsweise viele Maschinen einzeln übergeben, auch mit den Verträgen der Mitarbeiter verhalte es sich ähnlich.

„Wir können bisher nur bestätigen, dass wir die Firma vorbehaltlich der Zustimmung der Gläubigerversammlung gekauft haben“, gab Manfred Duschl, einer der Geschäftsführer der Simba-Dickie-Group gestern auf Nachfrage der Kötztinger Umschau Auskunft. Doch es sei richtig, dass Heros „aus der Insolvenz heraus“ gekauft worden sei. Mitte des Jahres sei die Gruppe in die Verhandlungen um das Unternehmen in Lam eingestiegen. Welche Produkte genau nach der Übernahme hier hergestellt werden sollen, konnte Duschl noch nicht sagen. Heros werde – so viel sei sicher – weiter Holzspielzeug produzieren. Mit der Firma Eichhorn gehöre bereits ein ähnliches Unternehmen zur Gruppe, „wir haben also Erfahrung auf diesem Gebiet“, sagte Duschl.

Näheres will die Simba-Dickie-Group erst nach der Gläubigerversammlung bekannt geben, der Termin dafür werde vom Gericht festgesetzt. „Innerhalb von zwei bis drei Wochen wird es so weit sein, dann kommen wir auch nach Lam“, kündigte Duschl an.

Da die Gruppe über eine breite Angebotspalette verfüge, habe sich der Kauf angeboten. Denn auch wenn die Firma im Bayerischen Wald nicht zu den größten in der weltweit tätigen Gruppe gehören wird, wird sie von der Geschäftsleitung in Fürth durchaus geschätzt: „Der Name wird bleiben, und es ist ja auch die Bedeutung der Marke, die zählt“, lautete am Freitag eine Aussage aus dem Unternehmen.