Weihnachtszeit
Rodings Krippe - eine Seltenheit

Das Exemplar in der Stadtpfarrkirche besteht aus 35 verschiedenen Figuren und ändert sich nach dem Lukas-Evangelium.

12.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:28 Uhr
Jakob Moro
1. Advent - Verkündigung an Maria - Beobachten Sie den Verkündigungsengel, bei jeder Aufstellung der Krippe ist er anders Es ist März in der Rodinger Krippe- Frauen sind auf dem Weg zum Gottesdienst −Foto: Jakob Moro

Die Rodinger Krippe, rund 200 Jahre alt, verändert sich stets nach dem Lukas-Evangelium / Derzeit Verkündigung des Herrn, auch Maria Verkündigung (25. März), ist ein Fest im Kirchenjahr und zugleich die Bezeichnung für das im Lukasevangelium geschilderte Ereignis der Verkündigung durch den Engel Gabriel, dass die Jungfrau Maria den Sohn Gottes vom Heiligen Geist empfangen und ihn gebären werde / In der Seele des einfachen Volkes überlebte die Krippe bis heute / Krippen werden nach dem Lukas-Evangelium aufgebaut / Krippe erst an Heilig Dreikönig komplett zu sehen, derzeit ist Maria Verkündigung aufgebaut / Es ist März in der Rodinger Krippe

Roding Sie stehen unter dem Christbaum am Heiligen Abend, in Krankenhäusern und fast in jeder Kirche: Die Weihnachskrippen. Die Volksseele hat in ihnen das Geschehen der Heiligen Nacht deutlich gemacht, so daß es auch die kleinen Kinder begreifen, „wie armselig das Jesukindl auf die Welt gekommen ist.“ Doch auch geprunkt wird in den Krippen: Die Gewänder der Heiligen Drei Könige und ihre Geschenke sin oft wahre Kostbarkeiten. Eine Kostbarkeit in einem anderen Sinne ist die Krippe in der Rodinger Pfarrkirche. Sie lohnt einen Besuch in der Weihnachszeit, ist sie doch !eine der wertvollsten und ältesten Krippen in unserer Gegend“, wie der verstorbene Kreisheimatpfleger Willi Straßer im Buch „Oberpfälzer Weihnacht“ auf der Verlag der Mittelbayerischen Zeitung schreibt.

Die wertvollste in der Oberpfalz

Die Krippe in der Rodinger Pfarrkirche stand früher auf dem Heilbrünnl und ist ein Oberpfälzer Unikat. Sie gilt als die älteste Krippe Ostbayerns (17. Jahrhundert). Beschrieben wurde die Krippe auch im Buch „Barockkrippen in Bayern“ von Ursula Pfistermeister. Sie hat sich dabei auf umfangreiche Unterlagen im Bayerischen Staatsarchiv berufen. Sie soll in der Zeit zwischen 1780 und 1820 in die Heilbrünnlkirche gekommen sein und soll aus der Pfarrkirche von Cham stammen. Sie bestand aus etwa 35 bekleideten Figuren, zwischen 50 und 60 cm groß, zum Teil einfache Holzkörper mit Drahtmontierungen, zum Teil Gliederpuppen; geschnitzte Hände, Füße und Köpfe, Kleidung zum größten Teil neu; schöne Tiere (Elefant, Kamele und Schafe). Die ältesten Figuren sollen über 200 Jahre alt sein. Besonders eindrucksvoll sind die Schnitzereien und die farbenprächtigen, Gewänder der Heiligen Drei Könige. Die Figuren der Krippe wurden von unbekannten Künstlern geschnitzt. Es ist eine sogenannte „gewachsene“ Krippe, denn zu ihr wurden immer wieder Figuren dazu geschnitzt. Neben den Hauptfiguren gibt es noch eine Gruppe kleinerer Figuren, die vermutlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts dazugestellt wurden. Die Darstellung von Ochs und Esel fehlt natürlich in der Rodinger Krippe auch nicht. Ochs und Esel passen zwar nicht so ganz in das Heilige Land. Da aber Christus im Stalle geboren wurde, fügten die europäischen Krippendarsteller auch europäische Tiere hinzu. Auch ein Hirtenhund fehlt nicht in der Rodinger Krippe. Im Gefolge der Könige befanden sich zahlreiche Last- und Tragtiere, die auch vom „zugehörigen“ Personal begleitet wurden. Der große Verkündigungsengel, der derzeit im Mittelpunkt der Krippe steht, verdient eine besondere Beachtung. Er besitzt bewegliche Gliedmaßen und ist auf diese Weise variabel, bei jeder Krippenaufstellung anders. Sein Gesicht ist markant und männlich. Er ist kein süßlicher Engel, sondern ein Gesandter des Herrn, der die frohe Botschaft verkündet.

Fleißige Hände betreuen Krippe

Aus dem Jahr 1780 soll es eine Rechnung an die Pfarrei Roding geben, aus dem das Instandsetzen von Krippenfiguren entnommen werden könne. Kolping, Frauenbund, Pfarrgemeinderat und viele Privatpersonen nahmen und nehmen sich um die Rodinger Krippe an. So hat die Rodinger Kolpingfamilie vor Jahren die Figuren der Darstellung der Heiligen Nacht renovieren lassen. Auch das Stallgebäude kommt von einem Rodinger Hobby-Schnitzer.

(rjm)