Kunst
Scherben einer zerstörten Welt

Zum Tod der Glaskünstlerin Karin Hubert stellt die Galerie Herrmann Unikate aus.

01.10.2020 | Stand 16.09.2023, 4:29 Uhr
Nur eins von Karin Huberts Glasbildern, die in der Drachselsrieder Glasgalerie von Hans und Gertraud Herrmann ausgestellt sind. Am 10. September ist Karin Hubert mit 80 Jahren gestorben. −Foto: Hans Herrmann

Ihre Bilder fügte sie aus Scherben zusammen, klaubte quasi die ruinösen Reste der Zerstörung auf und machte daraus etwas Neues, in dem der Werkstoff Glas zu neuem Leben erwacht, zu dem ihn Licht und Sonne wachgeküsst haben: Karin Hubert, die am 10. September im Alter von 80 Jahren gestorben ist, war keine Glas-Macherin; für ihre Skulpturen aus Glas, für ihr Kunstschaffen, hatte sie einen ganz anderen Ausgangspunkt: Sie komponierte Bilder als Spiegelbild einer versöhnten Welt.

Einfache Dinge wie Blumenstrauß, Stern und Herz, Fisch und Vogel, werden bei der Glaskünstlerin zu Sinnbildern der Schöpfung, zu Zeichen von Ordnung und Sinn hinter dem Chaos der Welt.

Hans und Gertraud Herrmann begannen vor rund 45 Jahren, als Karin Hubert im alten Glasmuseum in Frauenau ihre Arbeiten ausstellte, Exponate für die 1977 eröffnete Galerie in Drachselsried zu kaufen, wie die „Rabenmutter“, „Das abgelegte Werktagskleid“ und das große Glasbild „Gänsemagd“. In 43 Jahren Galeriearbeit der Hermanns waren von Karin Hubert immer wieder überraschende Objekte ausgestellt.

Hans Herrmann machte sie mit seinen außergewöhnlichen Farbfotos in internationalen Zeitschriften und Büchern wie „International Contemporary Artists“ und „Engraved-Glass“ (England) weit über Deutschlands Grenzen bekannt. Hier konnte Hans Herrmann fünf Seiten mit Karins Werken vorstellen.

In der Ärzte-Zeitschrift „Neuro Transmitter“ kann sie ihre wichtigste Botschaft mitteilen: „Meine Lebensarbeit war und ist allerdings, aus Scherben etwas zu machen und sie in das Licht zu hängen. Und da sind sie nun, meine Glasbilder. Ausdruck meiner recht persönlichen Suche, Standort und Antwort auf das Leben, ein ich, ein wir zu finden. Gefühle, Fragen, Freude, Not und Zweifel. Eine fragile, jeweils vorläufige und schwebende Antwort. Selbst Ärgerliches schwebt.

Trauriges wird von der Sonne durchwärmt und zum Leuchten gebracht, Schrott und Scherben gewinnen eine neue Bedeutung. Gedanken bekommen durch etwas Farbe eine sinnlichere Note. Wurzelsuche neben Behauptungen, Märchen und Geschichten.“ (kll)