Groß war die Schar der Gratulanten, die sich am Freitag bei Xaver Kirschbauer in Ramsried einfanden. Er feierte an diesem Tag seinen 90. Geburtstag. Neben Bürgermeister Markus Hofmann und Pfarrer Johann Tauer, die die Glückwünsche der Stadt Kötzting und der Pfarrei Rimbach übermittelten, fanden sich im Laufe des Tages auch Abordnungen des Schützenvereins Hoidstoana, der Feuerwehr Liebenstein und des Trachtenvereins d’Hohenbogner aus Rimbach ein, um ihrem Vereinskameraden zu gratulieren.
Xaver Kirschbauer erblickte am 1. April 1932 als fünftes von sechs Kindern in Ramsried das Licht der Welt. 1948 trat er in Grafenwiesen eine Schusterlehre an. Den Weg dorthin und wieder nach Hause ging er jeden Tag zu Fuß und das für wenig Lohn, denn gerade 20 Mark bekam er im Jahr, erinnerte sich der Jubilar. Mit dem Gesellenbrief in der Tasche begann er zu Hause als Schuster zu arbeiten, doch der Verdienst war gering und so entschied sich der Jubilar wegen der besseren Verdienstmöglichkeit für das Pendlerleben.
Zunächst führte ihn der Weg zum Gleisbau nach Stuttgart, später war er beim Beton- und Monierbau und danach in einem großen Sägewerk in Esslingen beschäftigt. Zwei Jahre arbeitete er als Saisonarbeiter auf einem großen Gut in Altenkirchen im Westerwald. Während der Saison von April bis Dezember war ihm keine Heimfahrt möglich. Fleiß und Sparsamkeit ermöglichten es dem Jubilar, dass er 1959 in Ramsried ein Haus errichten konnte, in das er und seine Frau Maria, eine geborene Piendl aus Gehstorf, nach ihrer Eheschließung einziehen konnten. Zwei Töchter entstammen der Ehe. Mittlerweile gehören drei Enkel und zwei Urenkel zu seinen Nachkommen.
Um die weiten Fahrten zu den entfernten Arbeitsstellen zu vermeiden, suchte sich der Jubilar ein neues Betätigungsfeld. Zunächst noch auf dem Leitungsbau bei der Firma Niebler, dann bei der Firma Aschenbrenner in Bad Kötzting, und zuletzt 22 Jahre bei der Firma Heiduk bis zum Eintritt ins Rentenalter. Nebenbei übte er noch seinen Beruf als Schuster aus. Seine Arbeit war weit über die Gemeindegrenzen geschätzt. Außerdem betrieb er über Jahrzehnte hinweg noch ein weiteres Hobby – die Musik. Als Musikant war er oft bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad unterwegs, um bei Hochzeiten und Tanzabenden, später dann auch für Feriengäste zu spielen. Bei mehreren Musikkapellen gehörte er zur Stammbesetzung. Manch lustige oder auch weniger lustige Begebenheit weiß der Jubilar aus dieser Zeit zu erzählen. Neben seinem musikalischen Können war es besonders auch sein Humor, der ihn zum beliebten Unterhalter werden ließ, zuletzt auch noch über zehn Jahre beim Arnschwanger Musikantenstammtisch.
Neben Arbeit und Familie engagierte sich Xaver Kirschbauer über Jahrzehnte auch in mehreren Vereinen. Schon in jungen trat er der Feuerwehr Liebenstein bei, der er seit 72 Jahren angehört. Sowohl als aktiver Feuerwehrmann, als auch als Musikant und Auktionator bei Versteigerungen war seine Arbeit geschätzt. Auch heute nimmt er noch gern am Vereinsleben teil. Beim Schützenverein Hoidstoana ist Xaver Kirschbauer Gründungsmitglied, war 20 Jahre Kassier und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Weit mehr als 40 Jahre gehört er auch dem Trachtenverein d’Hohenbogner in Rimbach an, wo er viele Jahre als Vereinsmusiker für Unterhaltung sorgte.
Mit dem Tod seiner Frau vor 14 Jahren beendete der Jubilar seine Tätigkeit als Schuster und als Musikant. Heute sei er „nur noch Hausmanager, der immer da ist“, sagt er humorvoll. (kvo)
