Religion
Vergessene Zeugnisse des Volksglaubens

Vor 300 Jahren wurde ein Kreuzweg in Richtung „Eisenhart“ angelegt. Inzwischen hat er viel von seinem Reiz verloren.

23.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:38 Uhr
14 Stationen führen zum „Eisenhart“ in Richtung des Marienwallfahrtsorts Streicherröhren. −Foto: Jakob Moro

Ein „Überbleibsel“ aus Alt- Roding dokumentiert unweit der Innenstadt den Lauf der Geschichte. Es ist der Kreuzweg entlang des Geländes der Arnulfkaserne auf der einen und der Industriehallen auf der anderen Seite. Die Stadt Roding benannte vor Jahren die Straße, an dem die Kreuzwegstationen vermutlich jahrhundertelang standen, nach der Firma Crown. Spätestens seitdem wissen nur gläubige Katholiken in Roding von dem vermutlich vor rund 300 Jahren angelegten Kreuzweg hinauf in den „Eisenhart“ in Richtung Streicherröhren.

Anfang des 19. Jahrhunderts standen in der Nähe des Beginns der Kreuzwegstationen nur wenige Häuschen, deren Bewohner dort abseits des Marktes Roding ihr Dasein fristeten. Der Weg führt, wie der Uraufnahme Mitte des 19. Jahrhunderts zu entnehmen ist, von Roding nach Untertraubenbach und über Streicherröhren durch die Fluren am „Kammersteig und Musskönig“. „Sind die schönen alten Kreuzwege in der freien Natur nur noch Denkmäler einer Frömmigkeit früherer Generationen, Zeugen einer naturverbundenen Glaubensausübung?“, fragte in einem Bericht vor Ostern des Jahres 1971 bereits der damalige Berichterstatter des Bayerwald-Echos. Er schreibt weiter: „Sieht man die 14 steinernen Tafeln, die noch der Witterung trotzen, deren Bildmotive echte Werke der Volkskunst sein können, so erhebt sich diese Frage.“

Kreuzwege führen zumeist den Berg hinauf, wie es der biblischen Berichterstattung entspricht. Den Kalvarienberg krönt meist eine Gnadenkapelle, geeignet für eine Andacht nach den 14 Stationen und als Rast für Leib und Seele nach dieser Bergtour.

Zwei Kreuzwege gibt es in der Pfarrei. Der eine führt durch den Wald empor zum Heilbrünnl. Den anderen ließ August Greiner (1896-1970) am „Eisenhart“ anlegen. Er endet mit einem Kreuz in einer Baumgruppe. Die Kreuzwege werden nur von einzelnen Gläubigen begangen, sei es bei einer Wallfahrt zum Marienwallfahrtsort dem Heilbrünnl oder über den „Eisenhart“ zum zweiten Marien-Wallfahrtsort „Streicherröhren“.

Wie die historische Ansicht aus den Jahren um 1800 im „Bayern-Atlas“ zeigt, gab es schon vor den von August Greiner (1896-1970) errichteten Kreuzwegstatuen ausgehend von der heutigen Chamer Straße in Richtung Eisenhart Kreuzwegstationen. Der heutige Kreuzweg endet in einer Baumgruppe und hat durch die Teerstraße und den gegenüberliegenden Drahtzaun der Kaserne viel von seinem beschaulichen Reiz verloren.

Wann die ersten Kreuzwegstationen beim Kreuzweg über den Eisenhart Richtung Wallfahrtsort „Streicherröhren“ geschaffen wurden, können wir heute nicht mehr ergründen.

Eine sichere Information liefert die historische Karte, entstanden in den Jahren 1808 bis 1864, die unter „geoportal.bayern.de/bayernatlas“ digital abrufbar ist. Vermutlich dürfte der Kreuzweg älter sein und in Zusammenhang mit der Errichtung der Wallfahrtskapelle „Streicherröhren“ stehen. Nach einer alten handgezeichneten Karte aus der Zeit um 1570, die sich im bayerischen Hauptstaatsarchiv München befinden soll, ist auf dem Weg zwischen Untertraubenbach und Roding ein kleiner Bildstock eingezeichnet, ein Bildstock, welcher der Anfang der Wallfahrtsstätte Streicherröhren gewesen sein könnte. Die jetzige Wallfahrtskapelle Streicherröhren wurde im Jahre 1860 erbaut. (rjm)