Jubiläum
Vilzing feiert 100 Jahre lebendige Kirche

08.08.2022 | Stand 15.09.2023, 4:08 Uhr
Jürgen Ziereis
Pfarrer Alexander Dyadychenko (li.) und Pater Renju zelebrierten den Festgottesdienst am Vilzinger Dorfanger. −Foto: Fotos: Jürgen Ziereis

Eigentlich hätte es nicht vieler Worte bedurft, um zu erkennen, wie sich die Gläubigen aus Vilzing und der ganzen Expositur ins Kirchenleben einbringen. Fahnen waren gehisst, der Altar am Dorfanger prächtig geschmückt, Vereinsabordnungen standen bereit, und auch die Kinder des Kindergartens St. Laurentius waren mit ihren Erzieherinnen von der Einrichtung in die Dorfmitte gezogen, um den Jubiläumsgottesdienst mitzufeiern.

Ein „Patrozinium mit einem besonderen Akzent“, so nannte es Pater Renju, der die Heilige Messe gemeinsam mit Alexander Dyadychenko zelebrierte, ehemals Kaplan von St. Jakob und heute Stadtpfarrer von Rötz. Die Vilzinger Kirchengemeinde feierte am Sonntag ihren Patron St. Laurentius und zudem das 100-jährige Bestehen der Expositur.

Sich einbringen

In seiner Predigt wies Pater Renju, sozusagen als verbale Bestätigung des feierlichen Rahmens, auf das Engagement der Menschen hin. Denn nur so könne Kirche vor Ort am Leben gehalten und getragen werden. Es gelte, den Blick dankbar zurück zu richten auf das vergangene Jahrhundert, aber zugleich auch nach vorne zu blicken. In die Zukunft zu schauen heiße aber auch, „Verantwortung zu erkennen und wahrzunehmen. Sich einzubringen ist gefragt in einer Zeit, in der alles auseinanderdriftet. Positiv verändern kann nur, wer mitmacht. Nur kritisieren reicht nicht.“

Pater Renju räumte ein, dass es um das öffentliche Bild der Institution Kirche nicht gut bestellt sei, all die schlagzeilenträchtigen Themen medial hochgehalten und die Zahl der Kirchenaustritte „genüsslich verbreitet“ würden, nach dem Motto: „Seht, wie schlecht die sind.“ Doch all das sei nicht „die Kirche“ — denn Kirche lebe vor allem in der Gemeinde vor Ort, „und da geschieht unwahrscheinlich viel Gutes. Besinnen wir uns auf das, was uns zusammenhält.“ Pater Renju beschloss seine Predigt mit einer „Ermahnung“ des Apostels Petrus: „Schaut nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das Wohl anderer.“

Regens Gemeindeleben

Dieser Appell lasse sich „konkret übertragen auf das Leben vor Ort“. Der Heilige Laurentius als Vilzinger Kirchenpatron möge hier „Helfer und Fürsprecher sein“. Die vielen Akteure vor Ort mit Kirchenpfleger Christoph Zistler an der Spitze sorgten nicht nur für das Gelingen dieses Festtags, sondern das ganze Jahr über mit ihrem Einsatz für ein reges Gemeindeleben in St. Laurentius.

Eine besondere Auszeichnung hatten Pater Renju und Christoph Zistler für Kathrin Weber dabei: Die aus Rissing stammende Organistin erhielt eine von Bischof Rudolf unterzeichnete Würdigung des Bistums Regensburg für „26 Jahre im Dienste der Kirchenmusik“. Die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes übernahmen die Schönferchener Sängerinnen unter der Leitung von Silvia Fischer. Die Gruppierung ist ebenfalls ein fester Bestandteil des kirchlichen Lebens in der Expositurgemeinde und etwa vom Gottesdienst beim legendären „Fehra Kirta“ nicht mehr wegzudenken.

Bürgermeister Martin Stoiber blickte in seinem Grußwort detailliert zurück auf die Historie der Expositur: Die erste Kirche in Vilzing sei bereits im 14. Jahrhundert erbaut worden, am heutigen Standort stehe das Gotteshaus seit 1696. Im Jahr 1839 sei die Kirche vollständig niedergebrannt und bis 1845 wieder neu aufgebaut worden. 1921 sei die Kirche zur Expositur Vilzing aufgewertet worden, am 12. Juli 1922 sei mit Alois Schefbeck der erste Pfarrer in Vilzing eingezogen und habe hier sein Wirken begonnen. Elf Geistliche verrichteten bis 2004 ihren Dienst in St. Laurentius, zuletzt fast drei Jahrzehnte lang BGR Max Siller, der Vilzing anschließend als Ruhestandspfarrer weiter betreute. 2004 wurde die Expositur Vilzing zu einer Seelsorgeeinheit mit St. Jakob in Cham zusammengeführt.

Eigene Festschrift

Heute möchte er „danke sagen und erinnern“, so Bürgermeister Stoiber. „Es waren bewegte Zeiten, aber zu jeder Zeit haben die Gläubigen dazu beigetragen, dass die Kirche erhalten, saniert und mit Leben gefüllt wurde. Die Kirche ist ein Gemeinschaftswerk, mit dem sich die Menschen einen Raum geschaffen haben, Gott zu begegnen, aber auch, um sich zu treffen.“

Nach dem Gottesdienst verlagerte sich der Treffpunkt auf die andere Straßenseite, wo der Frauen- und Mütterverein bei seinem Gartenfest zu Mittagstisch und Kaffee und Kuchen geladen hatte. Festleiter Christoph Zistler und sein Team hatten neben einer Festschrift beim Gemeinschaftshaus auch eine Fotoausstellung vorbereitet, in der die „100 Jahre Expositur Vilzing“ noch einmal in Erinnerung gerufen wurden.