Jubiläum
Von Cham nach Paris – Graf Luckner

Zum 300. Geburtstag des französischen Marschalls informiert eine Ausstellung über den Chamer Gastwirtssohn und seine militärische Karriere.

04.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:12 Uhr
Hans Schmelber
Bei der Ausstellungseröffnung: Stadtarchivar Timo Bullemer, Bürgermeister Stoiber, „Graf Luckner“ −Foto: Hans Schmelber

Wer kennt sie nicht die Marseillaise, die jeder in Cham täglich hören kann, denn sie ertönt stets um 12.05 Uhr vom Glockenspiel auf dem Marktplatz, dem Geburtsort des Grafen Nikolaus von Luckner. Die Marseillaise wurde von Claude Joseph Rouget de Lisle in der Nacht auf den 26. April 1792 während der französischen Kriegserklärung des Ersten Koalitionskrieges im elsässischen Straßburg verfasst und war dem Oberbefehlshaber und Gouverneur von Straßburg, dem im Jahr zuvor zum Marschall von Frankreich ernannten Grafen Luckner, gewidmet.

Dieser wird in diesem Jahr in seiner Geburtsstadt gefeiert, denn er ist einer der berühmtesten Söhne der Stadt. Er wurde im Januar 1722 geboren. Das Stadtarchiv Cham nimmt dieses 300. Jubiläumsjahr zum Anlass, um mit einer detaillierten heimatgeschichtlichen Ausstellung an ihn zu erinnern. Historische Abbildungen und erläuternde Texte beschäftigen sich mit dem Mann, den sein erstaunlicher Lebensweg von Cham bis nach Paris führte.

„Der Gastwirtssohn aus Cham machte beim Militär eine erstaunliche Karriere. Als Marschall von Frankreich schrieb er Geschichte“, begann Bürgermeister Martin Stoiber seine Laudatio. „Nikolaus Graf Luckner begegnet uns als Brunnen- oder Werbefigur in der Innenstadt. Die aktuelle heimatgeschichtliche Ausstellung des Stadtarchivs bietet eine gute Gelegenheit, um sich kompakt und zielgerichtet über Nikolaus Luckner zu informieren“, so Stoiber und er erinnerte daran, dass das Museum SPUR, besser gesagt das Plattern-Haus, wie es zu Luckners-Zeiten hieß, Heimatgeschichte im Erdgeschoss und zeitgenössische Kunst im ersten Stock zeigt. Er wünschte der Luckner-Ausstellung, die noch bis Januar 2023 geht, einen erfolgreichen Verlauf und viele interessierte Besucher.

„Ein tapferer Soldat, bei vielen Ausfällen sich wohl hatte gebrauchen lassen“ – Das wurde im Jahr 1745 von einem seiner Vorgesetzten abgefasst. Mit dieser frühen Beurteilungen von Nikolaus Luckner begann Stadtarchivar Timo Bullemer seinen geschichtlichen Abriss. „Ein General ging 1759 noch deutlich darüber hinaus, als er berichtete: „Luckner verrichtet Wunder; es ist unglaublich, mit welcher Festigkeit er seine Posten hält; und ungeachtet immer zehn gegen einen sind, greift er sie an und wirft sie immer zurück.“ Bei Hofe sah man Luckner kritischer und distanzierter. Diese Kritik aber ließ „Graf Luckner“ so nicht auf sich sitzen. Laut protestierend kam er, mit historischen Gewändern bekleidet, aus dem Museumsgebäude und fuhr dem Stadtarchivar gehörig in die Parade.

Es war der Schorndorfer Jürgen Piendl – vielen bekannt als einer der drei Darsteller des Trenck, der in das Kostüm des Grafen Luckner geschlüpft war. Es folgte ein interessanter, aber auch humorvoller Dialog mit dem Stadtarchivar, in dem Luckner alles aus seiner Sicht richtigstellte und für sein couragiertes Auftreten viel Beifall von den Ausstellungsbesuchern erhielt.

Nikolaus Luckner nutzte die Möglichkeiten seiner Zeit und stieg dank seiner Leistungen beim Militär vom Bürgertum bis in den Adelsstand auf. Am Ende seiner Karriere wurde er zum Marschall von Frankreich ernannt. Zu seinem bewegten Leben gehört aber auch das tragische Ende in den Wirren der Französischen Revolution im Jahr 1794. Am 4. Januar 1794 wurde er zum Tod durch das Fallbeil verurteilt und guillotiniert.

„Sechzehn große Banner mit Texten und Abbildungen berichten über das erstaunliche Leben von Nikolaus Luckner, einem Mann, den sein erstaunlicher Lebensweg von Cham bis nach Paris führte“, gab Stadtarchivar Bullemer den Eröffnungsbesuchern noch mit auf den Weg.

Einige der Abbildungen dieser Ausstellung sind in Cham bisher noch nicht gezeigt worden. Als besonders interessant bezeichnete er zum Beispiel eine satirische Karikatur (1792), auf der Luckner mit dem Marschallstab abgebildet ist.