Vortrag
Von der Energie- zur Ernährungskrise?

Der ehemalige Europaabgeordnete Albert Deß kritisiert Nahrungsmittelexporte und warnt vor Greendeal.

12.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:07 Uhr
Albert Deß bei der Senioren-Union zu der zu befürchtenden Ernährungskrise. Gemeinsam wurde noch über Themen diskutiert, die Neuen im Gremium stellten sich vor. −Foto: Ulrike Niklas

In der Hotel-Gaststätte Schießl tagte kürzlich die Vorstandschaft der CSU Senioren-Union Oberpfalz um Vorsitzende Evi Bauer-König. Der ehemalige Europaabgeordnete Albert Deß referierte zum Thema „Kommt nach der Energieknappheit die Lebensmittelknappheit? Drohen im Frühjahr Engpässe im Lebensmittelmarkt?“.

Deß legte detailliertes Zahlenmaterial vor. In der Europäischen Union nehme die Landwirtschaft einen großen Bereich ein, wobei 45 Millionen Menschen von der Ernährungswirtschaft und der Landwirtschaft abhängig sind. So ist in Bayern jeder 8. Arbeitsplatz von der Landwirtschaft anhängig. Deren Kernaufgabe sei die Produktion hochwertiger Nahrungsmitteln.

Deß ist überzeugt, dass nach der Energiekrise eine Ernährungskrise kommt. Sofern der Ertrag um 1 Prozent zurückgefahren werde, was viele wollten, müsse er woanders erzeugt werden. Die Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft führten auch zu Produktivitätssteigerungen. Deß stellte die Behauptung auf, dass die Wohlstandssteigerung in Deutschland und Europa auch auf die Produktionssteigerung in der Landwirtschaft zurückzuführen sei: „Für mich ist es eine Verleumdung und eine politische Todsünde, die Landwirtschaft an den Pranger zu stellen.“

Der Greendeal und die Folgen

Deß legte Zahlen zum Anstieg der Getreideproduktion von 1976 bis 2008 vor, in Europa um 1, in Asien um 97 Prozent. Die Fleischproduktion sei um 6 Prozent in Europa gestiegen, in Asien um 387 Prozent. Beim Greendeal werde die Agrarproduktion in andere Regionen der Welt verlagert. Insofern versündige man sich am Verbraucherschutz, Tier- und Umweltschutz, „weil da draußen nicht unsere Bedingungen gelten“. In Asien werde die Produktion massiv ausgeweitet. Deß‘ Befürchtung: Während in Europa die Rindfleischproduktion zurückgehe, boomten die US-Exporte; während die Schweinehaltung in Deutschland bedroht sei, gebe es einen Exportrekord in Brasilien. Gewarnt werde vor drastischen Folgen für die Lieferketten.

Der Greendeal sei ein Vorschlag, dass man alles viel umweltfreundlicher und besser machen könne, er lasse die Produktion schrumpfen. Ein kräftiger Preisanstieg und Lieferschwierigkeiten seien zu befürchten, so Deß. Aktuell lägen die Lebensmittelpreise auf einem Höchststand. Experten sorgten sich um zukünftige Ernten. Viele Punkte bewertete Deß kritisch, etwa mit veganer Ernährung die Welt zu retten, das Bienen-Volksbegehren oder die Tierhaltung in China. „Umweltschutz muss weltweit gelten“, betonte er.

Europa und seine Bedeutung

Deß zeigte die Bedeutung Europas in der Welt auf, hier lebten 7 Prozent der Weltbevölkerung. Zum europäischen Einigungsprozess gebe es keine Alternative: „Wenn es uns in Europa nicht gelingt, die halbe Milliarde Menschen zusammenzuführen, spielen wir im weltweiten Konzert keine Rolle.“

Zu den Themen des Referats wurde im Anschluss diskutiert. Jeder müsse seinen Beitrag leisten. Zu glauben, dass wir die Welt retten, sei Schikane. Die Gefahr, sich in Abhängigkeit zu begeben, sehe man aktuell, wenn Chips fehlen und Maschinen still stehen.

Im weiteren Verlauf der Versammlung stellten sich die Neuen im Gremium vor: Karl Holmeier aus Cham, Gabriele Hagemann als Altenstadt, Gert Schmidt aus Hemau und Annemarie Melcher aus Pfreimd.

Vorsitzende Evi Bauer-König gab einen Rückblick auf die Landesversammlung, wobei die schwache Teilnahme der Delegierten beklagt wurde. Zur Bundestagswahl sagte sie: „Die Wahl war eine Niederlage mit Ansage.“ In der Diskussion wurde der Wahlkampf als frt schlechteste bezeichnet, der jemals geführt wurde – in der CDU wie in der CSU. Insoweit hoffe man auf Änderungen für die Landtagswahl, wobei es in der CSU eine Diskussion über den Spitzenkandidaten geben werde. Weitere Termine: Am 16. Dezember findet im ACC Amberg die nächste Vorstandssitzung statt. Diskussion wurde noch geführt über die aktuelle Kritik an den Sparkassen. (run)