Versorgung
Wasserverbrauch wird teurer

Steigende Kosten, Trockenphasen und anstehende Bauprojekte machen in Grafenwiesen Erhöhung um rund 30 Prozent nötig.

05.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:31 Uhr
So klar sollte das Wasser aus dem Hahn eigentlich aussehen. −Foto: Patrick Pleul/picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Ab Januar müssen die Grafenwiesener für ihr Brauchwasser noch tiefer in die Tasche greifen. Der Gemeinderat beschloss am Montagabend eine Erhöhung der Wasserentnahmegebühr um 61 Cent pro Kubikmeter. An der Gebühenschraube für das Schmutzwasser wird dagegen nicht weiter gedreht.

Die Sitzung unter Leitung von Vize-Bürgermeisterin Kathrin Amberger war eine Fortsetzung der 2018 beschlossenen Gebührenerhöhung - damals sowohl bezüglich Brauch- als auch Schmutzwasser.

Die Grafenwiesener hatten bis Jahresende eine Wasserentnahmegebühr von 1,84 Euro netto pro Kubikmeter zu berappen. Die Versorgungssituation in der Regentalgemeinde stelle sich jedoch, wie es die Sitzungsleiterin ausdrückte „nicht so erfreulich“ dar.

Kämmerer Peter Steidl erläuterte, dass Kostenüberdeckelungen innerhalb des folgenden Kalkulationszeitraums an die Bürger zurückgegeben und Unterdeckelungen ausgeglichen werden müssen.

Jede Menge Mehrkosten

2018 hatte sich ein Fehlbetrag von 12 809 Euro ergeben, der auf die drei folgenden Rechnungsjahre umgelegt worden war. Von 2019 bis 2021 entstand ein Fehlbetrag von 69 409 Euro. Dieser Fehlbetrag resultiere aus einem erhöhten Fremdwasserbezug, mehreren Rohrbrüchen sowie der witterungsbedingt geringeren Erträgen aus den gemeindlichen Quellen.

Hinzukam ein Anstieg der Personalkosten um zirka 17 Prozent gegenüber dem vorherigen Zeitraum. Grund hierfür war eine notwendige Doppelbesetzung der Stelle des Wasserwarts, sowie ab Oktober 2021 die erforderliche Neueinstellung eines Vertreters Wasserversorgung mit einem Anteil von 25 Prozent der Arbeitszeit. Auch schlugen Fortbildungskosten des Wasserwartes sowie Ruhebereitschaftszulagen zu Buche.

Wie sich aus den Ausführungen des Kämmerers weiter ergab, wurden zudem die laufenden (Schönbuchener Straße), die anstehenden (Kaitersbergweg) und die bereits abgeschlossenen Investitionen in die Gebührenhöhe mit eingerechnet. Auch der Waldwasserpreis, so Steidl, steige. Auf der Gegenseite wurden die Zuschüsse aus den jeweiligen Förderprogrammen ebenfalls einbezogen.

Da die Wasserversorgungseinrichtung kostendeckend betrieben werden müsse, sei eine Gebührenerhöhung unumgänglich. Es wurde daher vorgeschlagen, die Wassergebühr für die nächsten drei Jahre um 61 Cent je Kubikmeter auf 2,45 Euro netto anzuheben. Bei einem durchschnittlichen Haushaltsverbrauch (150 Kubikmeter), so rechnete Steidl vor, seien Mehrkosten von knapp 100 Euro jährlich zu erwarten.

Schwarz auf weiß haben die Bürger den Anstieg im Übrigen bereits seit rund zwei Wochen, denn die im Abrechnungsbescheid enthaltenen Abschlagszahlungen für 2022 wurden mit dem - da noch voraussichtlichen - neuen Gebührensatz berechnet.

Auf Nachfrage von Gemeinderat Oliver Steger, ob die Gebühr in drei Jahren wieder gesenkt werden könne, antwortete der Kämmerer, dass er dies auch in Anbetracht der anstehenden Sanierung oder gar Neubaus des Hochbehälters Schönbuchen sowie eines weiteren, für 2023 ins Auge gefassten Tiefbrunnens nicht sagen könne.

Nachdem sich auch schon der Finanzausschuss mit vorstehenden Daten und Fakten befasst hatte, verabschiedete das Gremium einstimmig die Satzung und segnete die Gebührenanhebung auf 2,45 Euro/Kubikmeter ab 1. Januar ab.

Die Preisfestsetzung gilt drei Jahre. Ab 2025 werden die Gebühren dann zu kalkulieren.

Die Vizebürgermeisterin äußerte ihr Bedauern ob des beschlossenen „Spitzenreiter“-Preises, stellte aber gleichzeitig klar, dass kein Weg daran vorbeiführte, so Kathrin Amberger.

Hinsichtlich der Abwasserentsorgung schrumpfte der Überschuss aus 2018 in Höhe von 51  204 Euro bis Jahresende auf dann voraussichtlich 25895 Euro. Grund waren auch hier Mehrausgaben bei den Personalkosten (Doppelbesetzung Klärwärterposten, Aus- und Weiterbildung), steigende Kosten für Klärschlammentsorgung, Strom und Versicherungsbeiträgen.

Ein weiterer Anstieg der Kosten ist nach Aktivierung der Kläranlage und den Kanalbaumaßnahmen Schönbuchener Straße und Kaitersbergweg zu rechnen, wobei allerdings Zuschüsse gebührenmindernd zu erwartetn sind. Unterm Strich kann es gemäß Vorschlag aus der Kämmerei und Votum des Gemeinderates jedoch hinsichtlich der Einleitungsgebühren auch für die kommenden drei Jahre bei den bisherigen 1,40 Euro/Kubikmeter verbleiben.

Anschließend gab Kathrin Amberger bekannt, dass die Firma Rädlinger am Dienstag und Mitwoch die Grobschicht auf den noch nicht asphaltierten Bereich der Schönbuchener Straße aufbringen wird. Ebenfalls sollen heuer noch die Pflasterungen (Gehsteig) vorgenommen werden. Der Winterdienst sowie ein Befahren der Straße werden dadurch ermöglicht.

Ein Beschwerdebrief

Bei der Gemeinde Grafenwiesen ist nach den Worten der Vize-Bürgermeisterin der „Beschwerdebrief“ eines Bürgers eingegangen. Einem darin geäußertem Wunsch entsprechend, ließ die Sitzungsleiterin das Schreiben jedem Ratsmitglied einzeln zur Durchsicht vorlegen. Unter anderem zeigte sich der Bürger darüber verärgert, „dass das Wasser so teuer ist“, dass zu Allerheiligen und am Volkstrauertag „die Baustelle (Kirche/Schönbuchener Straße) nicht aufgeräumt“ gewesen sei, und die Lagerung von Baustellenmaterialien auf dem Sportplatz erfolge. Zudem erregte das geparkte Fahrzeug der Zweiten Bürgermeisterin das Missfallen dieses Bürgers. Wortwahl und erhobene Vorwürfe bezeichnete Kathrin Amberger als „recht unverschämt“ .

Über dieses Schreiben hinaus sind laut Kathrin Amberger bis zum Sitzungstag jedoch keine Beschwerden wegen der steigenden Wassergebühren zu verzeichnen gewesen. (khp)