Ausflug
Ziel der Wanderer und Pilger

Der Lamberg hat eine Geschichte bis in die Keltenzeit und viele Wanderwege locken die Besucher zur Wallfahrtskirche. (Teil 2)

29.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:21 Uhr
Stefan Schönberger
Die Lambergkirche ist Anziehungspunkt für Pilger und Wanderer. −Foto: Stefan Schönberger

Schon die alten Kelten haben den Lamberg geschätzt. Es war vermutlich die strategisch günstige Lage des Lambergs, die die Narisker, eine keltische Volksgruppe, zur Besiedelung der Chamer Gegend ca. 400 v. Chr. bewegte. Zeugnisse davon liefern die Überreste der Ringwallanlagen, der sogenannten „Großen Schanz“, aus vorkarolingischer Zeit, der „Kleinen Schanz“ und des „Wallgrabens“ als jüngste der Gipfelbefestigungen.

In den Jahren 2008 und 2009 wurde nach vorheriger Untersuchung mittels luftgestützter Laserscans zur geophysikalischen Untersuchung der Wallanlagen mit den ersten archäologischen Forschungsgrabungen begonnen. Gefundene Eisenfragmente und Tonscherben lassen eine sichere Datierung nicht zu, so dass man aufgrund der gefundenen Holzkohlereste die erste Anlage in die spätkeltische Latenezeit, also 3. bis 1. Jahrhundert v. Chr,. datierte. Nach den Grabungsergebnissen war der Lamberg wohl der Mittelpunkt eines regionalen Herrschaftsbezirks, der die Cham-Further-Senke ins böhmische Becken kontrollierte.

Das Wandern ist eine Lust

Der Lamberg bietet von allen Himmelsrichtungen, ob von Chammünster, Hof, Chameregg, Schlondorf, Haderstadl oder Chamerau kommend, vielfache Wandermöglichkeiten. Vier gekennzeichnete Strecken, der Wanderweg Ch3 von Chammünster aus, der bereits beschriebene Friedrich-Nietzsche-Wanderweg von Hof aus sowie die beiden Wanderwege Cu6 und Cu9 von Chamerau aus, bieten ausreichend Platz für alle Naturliebhaber und führen allesamt zu den hier beschriebenen Sehenswürdigkeiten.

Recht anspruchsvoll ist die Mountainbikestrecke, die sich über sieben Hügel rund um Cham insgesamt ca. 30 km und 780 Höhenmeter zieht. Höhepunkt ist dabei, wie soll es anders sein, der Lamberg. Auf schönen Waldwegen, mit Wurzeln und Steinen in Teilen technisch fordernd und drei recht steilen Passagen, die dem Pedalisten so einiges abverlangen, geht es hinauf zum Lamberg. Die Entschädigung für die Anstrengung gibt es natürlich sofort. Auf einem gut zu fahrenden Single-Trail geht’s bergab, bevor die weiteren Hügel der „sevensummitsCHAM“ in Angriff genommen werden.

Die Verbindung von Kirche und Wirtshaus ist in Bayern nicht ungewöhnlich, eher vielmehr die Regel. Erste Hinweise auf eine Bewirtung der Pilger stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wenn bei verschiedenen Kirchenfesten auf dem Lamberg, insbesondere am 1. Mai, die Scharen an Pilgern und Wallfahrern zu versorgen waren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren es dann die Wanderer und Ausflügler, die den Lamberg für sich entdeckten. Über den prominentesten Wanderer Friedrich Nietzsche wurde bereits berichtet. Die Zahl der Wirtshausgäste stieg immer weiter, so dass das Bezirksamt, der Vorläufer des heutigen Landratsamtes, 1899 eine Regelung zur Verköstigung der Besucher erlies. Festgelegt wurde dabei, dass Einheimische abends ab 6 Uhr kein Bier und keine Speisen mehr auf dem Lamberg erwerben konnten. Musikveranstaltungen und öffentliche Lustbarkeiten wurden ebenfalls verboten, um den beliebten Wallfahrtsort nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Offenbar war diese Regelung erforderlich, wie ein Bericht eines Gendarmen zeigt. Er war der Meinung, dass die jungen Leute den Besuch der Wallfahrtskirche als Vorwand nutzten, um den Lamberg als Rendezvousplatz zu nutzen, weil sie dort „ganz unbehelligt zechen und den umliegenden Wald aus Gründen, die keiner näheren Beschreibung bedürften, aufsuchen können. Dieser Zuzug von Menschen, darunter einige Hauptkulturlümmel aus einer der umliegenden Ortschaften …“ Glücklicherweise sind diese strengen Regelungen heutzutage aufgehoben und die Kirche, das Wirtshaus und der Biergarten erfreuen sich größter Beliebtheit als Stätte des Gebets, der Einkehr und der Erholung.

Rama Dama auf dem Lamberg

Dank der tatkräftigen Unterstützung einer ortsansässigen Familie präsentiert sich das Lamberger Gipfelplateau in einem hervorragenden Sauberkeitszustand. Mehrere Anhängerladungen voll von Bauschutt, Müll und Schrott sowie von Baumschneide- und Heckenarbeiten wurden entsorgt. Seitens der Kirchenverwaltung wurden Verträge geschlossen, die ganzjährig Mäharbeiten, Baumpflegearbeiten, Winterdienst, usw. gewährleisten, so dass sich der Lamberg auch weiterhin in einem gepflegten Zustand präsentiert. Jeder Besucher kann seinen Teil dazu beitragen, indem verantwortungsvoll und Rücksicht nehmend mit unserer Natur umgegangen wird.

Egal ob Wallfahrer, Pilger, Wanderer oder Naturliebhaber: Der Lamberg bietet für alle Gruppen Interessantes, Sehenswertes und Erholsames. Glockenturm, Kirchenausstattung, Wanderwege usw. sind in hervorragendem Zustand. Wenn dann in Kürze am 1. Mai die Fahrzeugsegnung mit anschließendem Gottesdienst stattfindet, können sich die Besucher selbst davon überzeugen: Der Lamberg hat sich rausgeputzt.