Natur
Als Pendler Igel-Leben retten

Mit dem Frühling erwachen auch die Igel. Ein Projekt des LBV soll ermitteln, auf welchen Straßen die Tiere besonders gefährdet sind.

21.04.2020 | Stand 16.09.2023, 4:52 Uhr

Im April und Mai erwachen Igel in der Regel aus ihrem Winterschlaf. SymbolFoto: Andreas v. Lindeiner

Mit dem Frühlingserwachen kommen auch die ersten Igel aus ihren Winterquartieren und die Anrufe bei der Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) Cham über nahrungssuchende Igel häufen sich wieder. Deshalb sind ab sofort wieder alle bayerischen Naturfreunde aufgerufen, jeden beobachteten Igel an den LBV zu melden.

Seit 2015 sammeln die Naturschützer mit dem erfolgreichen Bürgerforscher-Projekt „Igel in Bayern“ Daten, um mehr über den heimlichen Gartenbewohner herauszufinden. In den bisherigen fünf Projektjahren gingen knapp 90 000 Meldungen mit insgesamt mehr als 115 000 gemeldeten Igeln über die Webseite und die App ein. Obwohl der Igel flexibel, anpassungsfähig und ein wahrer Überlebenskünstler ist, steht er mittlerweile auf der Vorwarnliste der „Roten Liste bedrohter Säugetiere in Bayern“.

Das sechste Projektjahr soll nun weitere wertvolle Daten liefern, um konkrete Schutzmaßnahmen für den Igel zu entwickeln. Mitmachen ist ganz einfach: Sie können jeden lebendigen oder toten Igel unter www.igel-in-bayern.de oder über die praktische Igel-App melden. Wer regelmäßig die gleiche Strecke fährt, kann sich mit einer E-Mail an igel@lbv.de als sogenannter „Igel-Pendler“ registrieren.

Igelweibchen schlafen länger

Beginnt der Frühling, erwachen auch die ersten Igel aus dem Winterschlaf. Abhängig von Wetter und Standort des Winterquartiers kann dieser Zeitpunkt ganz unterschiedlich sein. Die ersten Meldungen haben die Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz bereits erreicht. Oftmals geht es dabei um die Frage, wie man die Tiere unterstützen oder ihnen helfen kann. Langsam, aber sicher regt sich das Igelleben wieder. Einige Tiere können aber noch schlafen – manchmal sogar bis in den Mai. Igelweibchen schlafen dabei meistens länger als Igelmännchen.

Insektenfutter ist derzeit noch rar, so dass die Tiere auf ihrer Nahrungssuche zum Teil weite Strecken zurücklegen müssen. Oft müssen die Tiere dabei gefährliche Straßen überqueren und werden von Autos überfahren. Der LBV bittet deshalb alle Autofahrer, an die hungrigen Langschläfer zu denken und langsamer zu fahren. Vor allem in der Dämmerung und nachts ist die Gefahr, aus Versehen einen Igel zu überfahren, besonders groß. Denn Igel flüchten nicht bei Gefahr, sondern rollen sich zu einem stacheligen Ball zusammen. Versuchen Sie deshalb, einen Igel auf der Straße möglichst immer zwischen die Räder nehmen. Die vielen Daten, die der Landesbund für Vogelschutz im Rahmen des Projekts bisher erhoben hat, haben außerdem gezeigt, dass ein Großteil der Tiere mittlerweile in Siedlungen und Dörfern zu Hause ist.

Wer Igeln im eigenen Garten helfen möchte, kann ihnen eine Schale mit Wasser bereitstellen. Denn wenn Igel nach dem Winterschlaf erwachen, haben sie zunächst einmal sehr großen Dust. Solange die Igel in der Natur noch nicht genug Nahrung finden, können sie im Garten kurzfristig auch zugefüttert werden. Am besten eignet sich Katzenfutter, schädlich hingegen ist Milch. Spätestens Ende April bis Anfang Mai kommen die Igel dann aber problemlos ohne Hilfe zurecht und brauchen auch kein zusätzliches Futterangebot mehr.

Igel-Fahrtenbuch für Pendler

Igelfreunde, die regelmäßig eine feste Strecke pendeln, können als Igel-Pendler an einem umfangreichen Projekt mitmachen. Voraussetzungen hierfür sind eine regelmäßige Pendelstrecke von über zehn Kilometern mit dem Auto oder Fahrrad sowie die Anmeldung per E-Mail an igel@lbv.de. Interessierte erhalten dann eine individuelle Pendler-Nummer und ein dazugehöriges Igel-Fahrtenbuch. Damit können dann tote Igel auf der angegebenen Strecke gemeldet werden.

Anhand dieser Methodik lassen sich von den LBV-Wissenschaftlern detaillierte Vergleiche darüber anstellen, welche Straßen besonders gefährlich für die Tiere sind. Aus den Daten können dann unter anderem Aussagen über die Aktivitätszeiten der Igel und die Dichte der Population getroffen werden. So kann der LBV in Zukunft dann lokale Schutzmaßnahmen ergreifen.