Verkehr
Barrieren an Chamer Scheurer-Kreuzung

Seit Jahren gibt’s ein Ärgernis an dem Verkehrsknoten: Ampelmasten mitten am Gehweg. Behinderte stoßen jetzt eine Lösung an.

23.10.2018 | Stand 16.09.2023, 5:57 Uhr
Ernst Fischer

Manfred Pankow von der Projektgruppe „Landkreis Cham inklusiv“ zeigt, wo das Problem liegt für Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen an der Scheurer-Kreuzung: Mitten auf dem Gehsteig steht ein Ampelmast im Weg. Foto: Fischer

Sieht aus wie ein Schildbürgerstreich: Stell dir vor, du kommst mit dem Kinderwagen auf dem Gehsteig an die meistbefahrene Kreuzung im Landkreis Cham. Und wenn’s Grün wird, dann steht dir der Ampelmast im Weg – mitten auf dem Gehsteig.

Gut 20 Jahre ist das jetzt schon so an allen vier Eckpunkten der Scheurer-Kreuzung. 20 000 Fahrzeuge kreuzen hier von der Innenstadt nach Cham-Süd, in Richtung Furth im Wald oder Bad Kötzting oder zum Großparkplatz Quadfeldmühle. Ungezählte Fußgänger sind hier unterwegs, auch ins Einkaufszentrum direkt an der Scheurer-Kreuzung. Und keiner hat sich daran gestoßen – ganz öffentlich. Bis jetzt!

So wird das Problem gelöst

Seit fünf Jahren gibt es ein Projekt „Landkreis Cham inklusiv und barrierefrei“, das regelmäßig einen Runden Tisch organisiert, wo Behinderten-Vertreter auf Probleme aufmerksam machen. Bei der letzten Runde hatte auch Landrat Franz Löffler „ein Bild gesehen, das mich deutlich aufgeweckt hat – ein Ampelmast mitten auf dem Gehweg.“

Anlass: Das Bauamt hat reagiert auf die „Anregung am Runden Tisch“, so Dr. Bosl. Das Problem mit den anstößigen Ampelmasten wird so gelöst: Die Masten bleiben stehen, weil eine Versetzung einen noch größeren Aufwand bedeuten würde. Dafür werden die Gehsteige hinter den Masten auf städtischem Grund verbreitert. Nur an einer Ecke (an der Einfahrt zum Netto-Parkplatz) wird der Ampelmast umgesetzt.

Die Bauarbeiten haben an diesem Dienstag begonnen und werden voraussichtlich drei bis vier Wochen dauern. Der Verkehr an der Kreuzung läuft normal weiter. Allerdings werden Baustellenschilder mit Tempo-30-Warnung aufgestellt. Die Baukosten liegen bei 50 000 Euro und werden aus dem Etat des staatlichen Bauamtes getragen.

„Es ist noch ein ganz weiter Weg, bis der öffentliche Raum völlig barrierefrei ist. Aber jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.“Karin Bucher, Bürgermeisterin

Warum hat es 20 Jahre gedauert, bis die Masten am Gehsteig zum öffentlichen Ärgernis wurden? Bürgermeisterin Karin Bucher erklärte es so: „Jeder Mensch hat einen beschränkten Erfahrungshorizont. Mir ist das auch nicht aufgefallen, bis ich aufmerksam gemacht worden bin.“ Und: Es sei „noch ein ganz weiter Weg, bis der öffentliche Raum barrierefrei ist. Aber jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.“ Die Sprecher der Inklusion-Projektgruppe wüssten noch weitere kleine Schritte, konkret auch an der Scheurer-Kreuzung. Die Ampeln sollten akustische Warnsignale geben und die Taktung länger sein. Für Gehbehinderte sei die Grünphase „sehr sportlich“, sagte Manfred Pankow.

Pläne zur Chamer Magistrale?

Die Bauleute um Dr. Richard Bosl machten da kurzfristig wenig Hoffnung auf Besserung. Die Ampeltaktung sei hier bereits ausgereizt, um den Verkehr mit 20 000 Fahrzeugen täglich auch flüssig zu halten. Die Umschaltphasen werden mit Induktionsschleifen im Straßenbelag gesteuert. Und wie sieht‘s langfristig mit einer Neuplanung der Magistrale zwischen Innenstadt und Cham-Süd auf der Janahofer- und Werner-Von Siemens-Straße aus, die ja die Diskussion in der Stadtpolitik schon seit Jahrzehnten bewegt? Gibt es Pläne beim Bauamt? „Nein“, sagt Dr. Bosl kurz und bündig. Die heutige Staatsstraße solle ja eigentlich der Stadt übergeben werden, „weil hier vorwiegend innerstädtischer Verkehr fließt“.

Dazu Bürgermeisterin Karin Bucher: „Wir haben wichtigere Dinge vor uns, zum Beispiel den Bau eines neuen Seniorenheimes.“ Für sie drängt auch nichts an der Scheurer-Kreuzung, über die sie jeden Tag zur Arbeit fährt: „Ich bin in fünf Minuten von Chammünster in der Stadt.“