Richtfest
Behinderte wohnen mitten in Waldmünchen

Die Barmherzigen Brüder bauen ein Haus für 24 Menschen und investieren 5,4 Millionen Euro. Die Förderstätte wird erweitert.

18.10.2018 | Stand 16.09.2023, 5:59 Uhr

Richtspruch und zerschlagenes Glas: Einer alten Tradition folgend haben die Barmherzigen Brüder Reichenbach am Mittwoch Nachmittag das Richtfest ihres Wohnheims für 24 gehandicapte Menschen gefeiert. Foto: Schoplocher

Die Bedeutung war dem Gebäude selbst beim Richtfest (noch) nicht anzusehen. 24 schwer behinderte Menschen werden im Frühsommer 2020 in dem Wohnhaus einen Platz finden, das die Barmherzigen Brüder Reichenbach derzeit am Breitenwiesweg bauen. Kosten: 5,4 Millionen Euro.

Dass das zweigeschossige Wohnheim erst 2020 bezugsfertig ist, liegt nicht an der langen Bauzeit, sondern an dem Gesamtkonzept. „Wenn wir ein Wohnheim für 24 Menschen bauen und in der Förderstätte derzeit nur 20 Plätze haben, muss man kein Mathegenie sein, um zu merken, dass das nicht hinhaut“, erklärt Geschäftsführer Roland Böck humorvoll. Folglich werde die seit 2011 bestehende Förderstätte auf 32 oder 34 Plätze erweitert.

Bauarbeiten dieses Ausmaßes seien schon für gesunde Menschen eine Belastung, „unseren hier aber schlicht nicht zumutbar“. Also wird die Förderstätte nach Fertigstellung des Wohnhauses – geplant ist Herbst 2019 – für die Zeit der Erweiterung dorthin „umgesiedelt“. Voraussichtlich im Frühsommer 2020 soll dann alles fertig sein.

Für die 24 Plätze gibt es bereits 14 bis 16 Anfragen, unterstreicht Böck, dass der Bedarf eindeutig vorhanden ist. Viele Eltern seinen „hochbetagt“ und würden bei den Barmherzigen Brüdern schon seit Jahren zur Schaffung von Wohngelegenheiten drängen.

Derzeit werden die Behinderten – im Alter von 18 bis 63 Jahren – vormittags gebracht und nachmittags wieder nach Hause gefahren. In Waldmünchen, aber auch nach Rötz, Furth im Wald, Weiding, Willmering oder Arrach.

Die Zahl der Mitarbeiter, derzeit 20, werde kontinuierlich steigen, informiert Roland Böck. Heilerziehungspfleger und Erzieher sind es vorwiegend, die sich um die Frauen und Männer mit Handicap kümmern.

Neue Arbeitsplätze für Waldmünchen

Dass neue, qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen werden, sind ein Aspekt, über den sich Bürgermeister Markus Ackermann freut. Er ist froh und stolz, dass die Einrichtung einen Schritt weiter geht und mit dem Wohnheim eine Bereicherung schafft. „Sowohl für diejenigen, die darin einen Platz finden als auch für die Stadt“.

Längst jetzt gehören die in der Förderstätte„Beschäftigten“zum Stadtbild, unterstreicht der Bürgermeister, der die Entscheidung, die Förderstätte „mitten“ in der Stadt zu bauen, im Nachhinein nicht nur wegen der kurzen Wege für hervorragend hält. Ob bei den so leichter möglichen kleinen Ausflügen in den Stadtpark oder als Gäste im AquaFit, die Bevölkerung sei sehr offen. „Hier klappen Inklusion und Integration.“

Ackermann spricht von einem besten Miteinander, das sich auch darin zeigte, dass die Barmherzigen Brüder sich bei Herbstfest, Christkindmarkt oder anderen Veranstaltungen als Organisation präsentieren würden. Auf der anderen Seite gehe die Verbundenheit der Waldmünchener sogar so weit, dass sie ein „Oktoberfest“ organisieren, um die Einrichtung und ihrer Menschen finanziell zu unterstützen. „Das ist großartig“, bescheinigt er und ergänzt, dass das „sicher woanders nicht so ist“.

Ein Flachdach für den Neubau

„Scherben bringen Glück und Segen“, rief der Handwerker denRichtfest-Gästen zu. Diese mögen sich, so mutmaßte Roland Böck, über den fehlenden Dachstuhl gewundert haben. „Das schaut vielleicht komisch aus, wird aber nicht mehr höher“, erklärte er, dass der Neubau ein Flachdach erhalten wird.

Damit füge sich das neue Gebäude besser in die Umgebung ein und auch der schöne Blick werde erhalten. Verbunden werden Wohnheim und Förderstätte mit einer Brücke. Zwar hinke das Vorhaben dem Zeitplan ein wenig hinterher, doch mit noch ein paar frostfreien Tagen würden die „sehr guten Firmen und Arbeiter“ sicher so weit kommen, dass über den Winter der Innenausbau voranschreiten kann.

Als kirchliche Einrichtung gehe der Blick der Verantwortlichen an einem besonderen Tag wie dem des Richtfestes auch Richtung Himmel, um für den bisherigen guten Verlauf zu danken und zu bitten, dass dies auch in Zukunft so bleibe. „Schließlich wollen wir für unsere Menschen hier etwas Besonderes schaffen.“

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