Gespräch
Die Zukunft der Landwirtschaft sichern

Bundestagsabgeordnete bzw. -kandidaten von CSU, SPD, Grünen, FDP und Freien Wähler bezogen beim Bauernverband Stellung.

06.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:21 Uhr
Holder Hierl
Bauernverbandskreisobmann Josef Wutz (stehend) stellte die zehn Forderungen des Verbands an die Bundestagskandidaten vor. −Foto: Holder Hierl

„Die gesellschaftlichen Ansprüche an die Landwirtschaft und die Situation auf den Höfen – des passt net zamm“, beschrieb BBV-Kreisobmann Josef Wutz das Dilemma der Landwirte, über das sie am Mittwoch beim Schierer in Schachendorf mit den Bundestagskandidaten reden wollten. Und Martina Englhardt-Kopf (CSU), Marianne Schieder (SPD), Tina Winklmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ines Tegt- meier (FDP) und Christian Schindler (Freie Wähler) stellten sich der leidenschaftlich geführten Debatte.

Der Bayerische Bauernverband (BBV) hatte einen Zehn-Punkte-Forderungskatalog erstellt, der die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft sichern soll. Josef Wutz stellte die Thesen nach der Begrüßung durch Kreisbäuerin Rosmarie Maier kurz als Grundlage der Stellungnahmen der Politiker vor.

Marianne Schieder meinte, sie kenne die Bedeutung der Landwirtschaft für unsere Region. Wenn die Höfe verschwinden, sterbe das Dorf. Sie kenne die Debatten über Klimaschutz und Insektensterben, wisse aber, dass die Landwirte ohne entsprechendes Einkommen keine ökologischen Maßnahmen durchführen können. Die regionale Versorgung mit Lebensmitteln sei auf einem guten Weg, aber es gebe noch Potenzial.

Es braucht „ein Miteinander“

Auch CSUlerin Martina Engelhardt-Kopf kommt aus der Landwirtschaft, hat einen Ackerbaubetrieb. Der Umbruch in der Landwirtschaft sei für kleine Betriebe immer schwierig. Der Umbau zu mehr Ökologie brauche ein Miteinander, es gehe nicht ohne die Landwirte. Klimaschutz und Landschaftspflege müssten sich für die Bauern rechnen, sonst würden die Jungen andere Verdienstmöglichkeiten suchen. Für eine Versorgungssicherheit mit regional erzeugten Lebensmitteln sei eine Mischung aus Bio- und konventionellen Betrieben nötig.

Tina Winklmann betonte die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen, um miteinander in Austausch zu kommen. In der Corona-Zeit habe man gesehen, dass regionale Produkte gefragt sind. Regionalsiegel könnten da unterstützen. Man brauche genauso regionale Stromerzeugung wie Überlandleitungen. Ländliche Wertschöpfungsketten müssten aufgebaut werden, „die Verbraucher machen mit“. So könne Druck auf die Handelsriesen entstehen, damit die Erzeuger bessere Preise bekommen. „Wir brauchen die Landwirtschaft, aber auch das Tierwohl“, die Bauern kümmerten sich um ihre Tiere, sie lebten ja von denen.

Ines Tegtmeier setzt als Mitarbeiterin eines Forschungslabors auf Biotechnologien, um etwa klimatolerante Pflanzen zu generieren. Es sei ihr bewusst geworden, wie wichtig die heimische Landwirtschaft für die Ernährung der Bevölkerung ist. Dies müsse ins Bewusstsein der Bevölkerung. Die FDP setze sich für EU-weite Vorgaben ein, damit wenigstens innerhalb der EU der Wettbewerb fairer werde.

Christian Schindler bekannte, dass er eigentlich ein Stadtkind sei. Doch wisse er, das Verbot der Anbindehaltung Knall auf Fall sei der falsche Weg, das dränge die Bauern zur Aufgabe ihrer Höfe. „Aber wir wollen die bäuerliche Landwirtschaft.“ Der Ökolandbau solle gefördert werden, aber auch die konventionelle Landwirtschaft liefere hochwertige Nahrungsmittel. Er setze sich für einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz für regionale Lebensmittel ein. Auch Photovoltaik und Wasserstofftechnologie sollten gefördert werden.

Dafür stehen die Politiker

Warum man gerade Euch in den Bundestag wählen soll, wollte ein Landwirt wissen. „Wir stehen für Regionalität, für Bürgerbeteiligung“, so Schindler. Tegtmeier meinte, weil die FDP für EU-weite Qualitätsstandards eintrete. Winklmann sagte, die Grünen träten für einen ökologischen Umbau von Wirtschaft und Landwirtschaft ein.

Engelhardt-Kopf fand, sie komme aus der Landwirtschaft, die Praxis müsse nach Berlin. Schieder wusste, dass Politik sich nicht nur um die Landwirtschaft kümmern kann, man müsse alle Bereiche im Auge haben und gemeinsam Lösungen finden. „Wen’s wählt’s, is mir wurscht, aber wählt’s demokratisch“, sagte sie.

Als kleines Dankeschön bekamen die Politiker dann „Arbeitshandschuhe, damit sie richtig anpacken können in Berlin“. (chi)