Bilanz
Firmenchef Mühlbauer sieht Abwärtstrend

2018 war für die Mühlbauer AG aus Roding ein gutes Jahr – 2019 und 2020 sieht der Vorsitzende der Holding weniger positiv.

08.08.2019 | Stand 16.09.2023, 5:31 Uhr

Augen zu und durch? Bürgermeister Franz Reichold kennt das Prozedere wohl schon: Wenn die Wirtschaft schwächelt, investiert Firmenchef Josef Mühlbauer. Und für die Stadt Roding sinkt damit die Gewerbesteuer, die das Weltunternehmen zahlt. Foto: Christoph Klöckner

Ganz aktuell hatte Josef Mühlbauer am Donnerstag eine schlechte Nachricht parat – weniger für die von ihm zur Hauptversammlung geladenen Aktionäre, sondern mehr für das Stadtoberhaupt Rodings, das ebenfalls im Publikum saß. Denn die deutschland- und weltweit erwartete Wirtschaftsflaute werde bei seiner Firma das auslösen, was das Unternehmen in schlechten Zeiten immer getan habe, kündigte der Firmenchef an: Man werde viel Geld investieren – in den kommenden fünf Jahren 100 Millionen Euro. Und das bedeute für die Stadtkasse nichts Gutes: Die Gewerbesteuer, die Mühlbauer an die Stadt zahle, werde schrumpfen.

Josef Mühlbauer beschrieb einen schwierigen Markt, alles sei massiv umkämpft. Er hob vor allem die Chinesen als Gegner hervor, die immer aggressiver auf die Märkte drängten. Die würden ganze Maschinen kaufen, zu einem Preis, für den die Firma Mühlbauer nicht einmal das Material bekomme. Er wolle nicht politisch werden, doch habe US-Präsident Trump Recht, wenn er vor den Chinesen warne.

Mit Chinesen im „Kampf“

So werde Mühlbauer als Marktführer im Bereich Tecurity – damit ist die Versorgung von Staaten mit Sicherheitssystemen oder Dokumenten gemeint – richtig bekämpft. Die Chinesen würden nicht nur kopieren, sondern auch schneller agieren, was die deutsche Wirtschaft allgemein in den nächsten fünf bis zehn Jahren vor große Herausforderungen stellen werde. China treibe 5 G voran – mit Huawei, wiederum Kunde bei Mühlbauer.

„Die Welt geht in einen Wirtschaftskrieg, wie er bislang nicht vorstellbar war. Und es macht Spaß, dabei zu sein!“Josef Mühlbauer

Die Welt gehe in einen Wirtschaftskrieg, wie er bislang nicht vorstellbar gewesen sei: „Und es macht Spaß, dabei zu sein!“ Sein Unternehmen müsse viele Risiken bei Tecurity gehen, etwa in finanzielle Vorleistungen treten, weil es lange dauere, bis hier bei den Regierungen etwas vorwärtsgehe. „Das wird aber nicht anders gehen, sonst kann man den Konzern nicht am Leben erhalten“, schilderte Josef Mühlbauer die Lage.

Er machte bei seinem Ausblick auf das laufende wie das kommende Jahr klar, dass es schwierig werde, den Umsatz von 2018 zu erreichen.

Gründung:Unternehmen: Zahlen:
Seit der Gründung 1981 durch Josef Mühlbauer hat sich die Mühlbauer Gruppe zu einem globalen Technologiepartner entwickelt für die Bereiche Smart Card, ePassport, RFID-Smart Label und flexible Solarzellen und vieles mehr. Josef Mühlbauer brachte es bei der Hauptversammlung auf den Punkt: „Wir machen alles“ – von der Teilefertigung bis zur fertigen Fabrik.Die Mühlbauer Parts & Systems besteht aus vier Unternehmen – auf drei Standorte verteilt: Die MPS Roding GmbH und die MBO GmbH in Roding, die MPS Stollberg GmbH und die Mühlbauer Technologies s.r.o. in Nitra.Das Geschäftsjahr lief besser, als vorhergesagt. Die weltweit 3500 Mitarbeiter (davon 400 Auszubildende) erwirtschafteten an 35 Standorten einen Umsatz von 275 Millionen Euro (2017: 266 Millionen), daraus ergab sich ein Jahresüberschuss von 44,2 Millionen Euro (2017: 27,1). Der Cashflow stieg von 20,3 (2017) auf 42,1 Millionen. Die Dividende pro Aktie bleibt bei 1,50 Euro.Ausblick: Im ersten Halbjahr 2019 habe man die Ziele bei der Teilefertigung oder Automation nicht erreicht, hoffe aber aufs Restjahr. Fakt sei, so Mühlbauer, dass es schwer werde, den Umsatz 2018 zu erreichen, das Ergebnis sei sicher nicht zu halten.

Beim Gewinn sei das überhaupt nicht möglich, so der Firmenchef. Die nächsten zwei Jahre werde es extrem zur Sache gehen, prophezeite der alleinige Vorsitzende der Holding. Der Automobilsektor und der Maschinenbau seien bereits im Abwärtstrend, bei Halbleitern sei man bei einem „Nullstatus“ angelangt: „Keiner will mehr investieren!“

Er sah sein Unternehmen dennoch gut gewappnet für die Berg- und Talfahrten der Wirtschaft. Der Konzern sei breit aufgestellt und durch die bodenständige Führung und kurze, schnelle Entscheidungswege nachhaltig aufgebaut – wobei er gleichzeitig massive Kritik gegenüber der überbordenden Bürokratisierung in Deutschland äußerte, die immer wieder bremse: „Die Welt hat hier einen Stand erreicht, wenn das so weitergeht, werden sich die Räder nicht mehr lange drehen!“

„Entweder wir sind besser oder wir verlieren!“Josef Mühlbauer

Nur durch die Nachhaltigkeit sei es möglich gewesen, in 38 Jahren aus dem kleinen Roding heraus einen globalen Technologieführer aufzubauen, der auf allen Kontinenten vertreten sei und dessen Produkte praktisch fast jeder in der Tasche habe, wie etwa Pässe.

„Wir schaffen das!“

Mit den Worten der Bundeskanzlerin versicherte Josef Mühlbauer den Aktionären mit Blick aufs Kommende: „Wir schaffen das!“ Der Kampf um Kunden werde künftig härter, so Mühlbauer mit Hinweis auf die Wirtschaftsflaute. Eine Konsequenz für das Unternehmen kündigte er an: Das Unternehmen müsse wieder fitter für den Weltmarkt werden.

„Auch wir sind bequemer geworden“, so Mühlbauer. Das werde man ändern, um sich wieder so schnell zu bewegen, wie es die Welt brauche: „Entweder wir sind besser oder wir verlieren!“ Er sei in der glücklichen Lage, Mitarbeiter zu haben, die mit Herzblut dabei seien und, dass „die, die es woanders besser haben, wieder gehen!“ Sonst gäbe es hier keinen Weltkonzern. „Doch wo der Taler geschlagen wird, da gilt er ja bekanntlich nicht viel!“, so Mühlbauers Seitenhieb Richtung regionaler Kritiker.

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