MZ-Serie
Bierkrüge sind seine große Leidenschaft

Mehr als 2000 Exemplare hat Josef Berzl in seinem Grafenwiesener Bierkrugmuseum – und die Jagd nach Krügen geht immer weiter.

21.03.2016 | Stand 16.09.2023, 6:52 Uhr
Heinz Pletl
Die Sammlung im Bierkrugmuseum von Sepp Berzl besteht zu 90 Prozent aus Steinkrügen. −Foto: Simon Tschannerl

In der Schönbuchener Straße 40 in Grafenwiesen, unweit des Schulgebäudes, weist ein Schild auf das private Bierkrugmuseum der Familie Josef und Edeltraud Berzl hin. Der Inhaber Sepp Berzl hat sich seit Jahren dem Sammeln von Bierkrügen verschrieben. Dazu gestaltete er die Halle des ehemaligen von ihm und seiner Frau betriebenen Getränkevertriebs in drei große Räume um. In den Regalen sind – streng geordnet in Reih und Glied – weit mehr als 2000 Bierkrüge zu bestaunen.

Trotzdem geht die Jagd nach erlesenen Exemplaren, auch im fortgeschrittenen Alter, weiter. Auch heute ist Berzl im ganzen Bundesgebiet, in Österreich und Tschechien unterwegs, holt sich Informationen aus Fachzeitschriften des Internationaler Brauereiverbandes und OBSC Gambrinus (Schweiz) ein, besucht Ausstellungen und Messen und hält Kontakte mit Sammlerfreunden, um sein Museum noch größer und attraktiver zu gestalten.

Geschichten über jeden Krug

Schon beim Betreten der Räume überwältigt den Besucher die liebevolle Präsentation von Bierkrügen, historischen Bügelflaschen, Weißbiergläsern, Bierfilzeln, Spielkarten, Brauereischildern, Bierfassböden, Schnupftabakgläsern, Bierzapfgeräten und Brauereikalendern. Über jedes einzelne Exemplar kann Berzl eine Geschichte erzählen. Sein Kennerauge reicht von der Herstellung bis hin zu der Tatsache, dass das Bier am süffigsten aus den Steinkrügen schmeckt.

In unserem Video gibt Josef Berzl einen Einblick in sein Bierkrugmuseum:

Den Betrachter wundert es daher nicht, dass die Sammlung von Sepp Berzl zu 90 Prozent aus Steinkrügen besteht. Wie er berichtet, nutzen Besuchergruppen bei schönem Wetter die Gelegenheit, in seinem Vorgarten ein mitgeführtes Getränk aus einem Steinkrug zu genießen.

Einmalige Raritäten

Schließlich zeigte auch Edeltraud großes Interesse und wurde ebenfalls zur leidenschaftlichen Sammlerin. Bald darauf traten beide dem Verein „Internationaler Braukultur IBV“ bei. Fahrten zu Messen, Ausstellungen, Tauschtreffen und Flohmärkten folgten. So ergab sich ein reger Gedankenaustausch – und es kam zu Besuchen bei Sammlerfreunden in Österreich, Tschechien, Frankreich und Belgien.

Sehen Sie hier eine Bildergalerie vom Bierkrugmuseum in Grafenwiesen:

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Aus diesem Grund verfügt das Museum auch über einige einmalige Raritäten. Und plötzlich reifte bei dem Ehepaar aus Grafenwiesen die Idee, die zum Teil doch sehr kostbare Sammlung auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Mit Stolz zeigt Josef Berzl Krügerl von der ehemaligen Brauerei Anton Decker aus Bad Kötzting, Literflaschen mit Stopselverschluss von der Brauerei Graßl aus Grafenwiesen aus dem Jahr 1940, Literflaschen aus Bayerisch- und Böhmisch-Eisenstein von 1934 und 1938, eine Flasche von der Brauerei Frisch, Sommerau, die mehrere Jahrzehnte, gefüllt mit Weihwasser, in der dortigen Hauskapelle stand und trotz kalter Winter unversehrt geblieben ist.

Eine Flasche aus Indien verfügt über einen sogenannten Kugelverschluss, der heute dort noch in Gebrauch ist, in Deutschland aber schon vor Jahren aus Hygienegründen verboten wurde. Die sich hin- und herbewegende Kugel verhindert praktisch das Austreten der Flüssigkeit.

Das Münchner Kindl im Original

Im anschließenden Raum werden kostbare Brauereiartikel wie Kupferminiaturen, eine Sudpfanne, ein Leiterbottich, ein Gärbottich oder ein Fuhrfass (der Schmidt-Bräu aus Bad Kötzting hat das Bier noch im Fuhrfass ausgefahren) ausgestellt. Zu seinen Lieblingsstücken zählt ein Bierglas mit dem Münchner Kindl – im Original – mit einem Gebetbuch in der Hand und nicht wie heute mit einem Radi (Rettich), das auf den ersten Blick auf eine Fälschung hindeutet. Da der Markt schon seit geraumer Zeit mit Bierkrügen überschwemmt wird, ist eine genaue Kenntnis der Thematik notwendig und auf sorgfältigste Auswahl zu achten.

Ein anderes Regal zieren wertvolle „geritzte“ Maßkrüge. Berzl erläutert das Wort geritzt: „Für uns sieht das aus, als wären Schriften in den Ton eingefräst. Doch dieser Vorgang verteuert den Krug um einiges.“ Übrigens: Bei seinem teuersten Stück liegt der Wert zwischen 950 bis 1000 Euro. Heute sind „geritzte“ Maßkrüge nur noch in Kopie erhältlich (unerlaubt!).

In unserer neuen Serie stellen wir Sammler aus dem Landkreis Cham vor:

Karin Ellmann, die Chamer Jägerin der Steiff-Bären

Franz Herrnberger hat einen ganzen Zaun aus Skiern.

Die meisten vorhandenen Krüge haben circa 100 Jahre auf dem Buckel. Eine Sache lässt den Sammler allerdings nicht zur Ruhe kommen: dass in keinem seiner Nachschlagewerke die Brauerei Späth in Thierlstein (heutige Gaststätte Bräu Rosl) erwähnt ist. Er wälzt seine „Schmöker“ schon zum x-ten Male, um einen Hinweis zu erhaschen. Denn: die meisten Brauereien existieren seit Jahren nicht mehr.

Geht alles an eine Stiftung?

Mit Wehmut erzählen Josef und Edeltraud Berzl, dass die Kinder und Enkelkinder ihre Sammlerleidenschaft nicht teilen und auch später das Museum nicht weiter führen werden. Daher tragen sich beide schon heute mit dem Gedanken, ihre doch so wertvolle Sammlung einer Stiftung zuzuführen.

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