Vortrag
Woher der Räuber Heigl wirklich stammte

Klaus Fechter referierte beim Waldverein Hohenwarth.

15.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:43 Uhr
Olga Pritzl
Karl Hacker (v. l.) dankte im Namen des Waldvereins dem Referenten Klaus Fechter für den interessanten Vortrag über den Räuber Heigl. Manfred Hruby dankte Hacker für die passende musikalische Begleitung beim Dorfstammtisch. −Foto: Olga Pritzl

Der Waldverein Hohenwarth hatte am Wochenende zum Dorfstammtisch in das neue Vereinslokal Apart-Hotel zum Gutshof geladen. Eine Vielzahl von Mitgliedern folgte der Einladung.

Referent war der geborene Hohenwarther Klaus Fechter. Der Familienforscher und ehemalige Chamer Polizeichef referierte zum Thema „Räuber Heigl – der Höhlenmensch vom Kaitersberg“. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Klaus Fechter mit den Nachforschungen über das Leben und Sterben des Räubers. Er hat dabei in vielen Archiven geforscht.

Bei seinen Recherchen fand er heraus, dass Michael Heigl nicht, wie angegeben wird, im August 1816 in Beckendorf geboren wurde, sondern am 12. Mai 1817 in Ramsried. Er war das zehnte von zwölf Kindern der Eheleute Anna und Josef Zitzelsberger aus Haus.

Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte der Häuslersohn als Hüterjunge. In Furth im Wald machte er eine Schlosserlehre. Seine kriminelle Laufbahn begann mit dem Diebstahl von Münzen aus einem Opferstock. Auch die Schatztruhe des Pfarrherrn fiel ihm zum Opfer. Nun konnte er nicht mehr in Furth im Wald bleiben und wird zu einem Herumtreiber und Dieb. Sein Weg führt ihn bis nach Böhmen, dort lernt er Olga kennen, seine erste Liebe. Nach kurzer Zeit kehrt er aber wieder in die Heimat nach Kötzting zurück. Er will von nun an ein ordentliches Leben führen und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Hausierer. Sein Wirkungskreis reicht bis Deggendorf. Da er keinen Gewerbeschein hat, wird er in Kötzting verhaftet. Er flieht 1943 aus dem Straubinger Gerichtssaal. In den Folgejahren beging der Einzelgänger Raubzüge in der Kötztinger und Viechtacher Gegend. Mehrere Jahre verbrachte er auch im damaligen Ungarn. Mit seiner ersten Lebensgefährtin Annemarie Gruber hatte er in den Jahren 1836 bis 1842 vier Kinder. Dann wurde die Rote Res seine Gefährtin, Therese Pritzl von Gotzendorf. Auch mit ihr hatte er vier Kinder, die er alle bei Bauern in der Umgebung „untergebracht“ hatte.

Als häufiger Aufenthaltsort und Versteck wird die Räuber-Heigl-Höhle auf dem Kaitersberg genannt. Da Heigl vor allem reiche Bauern und Geistliche beraubte, erfreute er sich in den ärmeren Volksschichten großer Sympathie und breiter Unterstützung. Durch den Verrat eines früheren Kumpanen entdeckte man sein Höhlenversteck. Am 18. Juni 1853 wurde er dort gefasst und 1854 in Straubing zum Tod durch Enthauptung verurteilt. Nach einem Gnadengesuch wandelte König Max II. die Todesstrafe in eine lebenslange Kettenstrafe um. Wegen guter Führung wurde er nach einem Jahr, am 22. September 1854, von Straubing nach München ins Gefängnis in der Au verlegt. Wegen seines vorbildlichen Verhaltens wurde ihm 1856 die Aufpasser-Stelle übertragen. Durch die Kooperation mit dem Gefängnispersonal war er bei mehreren Mitgefangenen unbeliebt. 1857 tötete ihn ein Mithäftling mit der Kugel einer Fußkette. Sein Skelett wurde im Anatomiegebäude in München aufbewahrt, wo es 1944 während eines Bombenangriffs zerstört wurde. So starb der Heigl sozusagen zweimal, einmal im Gefängnis und einmal im Museum. Seine Mörder wurden zum Tod verurteilt. (kjp)