Handwerk
Ritzenberger macht die letzte Wurst

In Bad Kötzting endet ein Stück Stadtgeschichte: Am Samstag schließt der letzte verbliebene eigenständige Metzgerbetrieb.

31.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:23 Uhr
Fred Wutz
Fleischwurst und diverse Sorten Leberkäse produziert Franz-Xaver Ritzenberger in den letzten Tagen vor der Schließung seiner Metzgerei verstärkt. −Foto: Fred Wutz

„Ich will nix sagen, des braucht’s net!“ – Xaver Ritzenberger möchte kein großes Aufheben darum haben, dass er seinen Metzgerei-Betrieb am Samstag schließt. Es ist auch spürbar warum: Das Ende des Familienunternehmens geht ihm nahe. Zunächst ist Ritzenberger auch wenig an Information zu entlocken, dann redet er aber doch: „Ja, am Samstag haben wird das letzte Mal offen.“

Seit 1896 gibt es den Familienbetrieb Ritzenberger in Bad Kötzting. „Gasthof Metzgerei“ steht in großen Lettern auf dem mächtigen Gebäude in der Rathausgasse Nr. 7. Der breite Hausstock zeugt vom Fleiß der Bewohner mehrerer Generationen, die sich in äußerst beengter Innenstadt-Lage ein markantes Wohn- und Geschäftshaus erbauten und über Generationen hinweg die Bevölkerung mit Wurst- und Fleischwaren versorgten.

Produktion läuft bis zum Ende

Der Leberkäse aus der Metzgerei Ritzenberger gilt als Besonderheit, auch die Weiß-, Brat- und Fleischwürste sind geschätzt – so sehr, dass die bevorstehende Betriebsschließung dem Metzgermeister noch einmal eine Menge an zusätzlicher Arbeit abverlangt: „Als unsere Leut’ gehört haben, dass wir zumachen, ging es los. Die Kundschaft hat vorbestellt, um die Ware einzufrieren“, erzählt Xaver Ritzenberger. Darum wird er auch am Samstag – dem letzten Tag – noch in der Wurstküche stehen und produzieren, damit alle Wünsche erfüllt werden können. Die Kundschaft ist ihm wichtig, so der Meister: „Den Leuten, die uns all die Jahre die Treue gehalten haben, denen sind wir wirklich dankbar!“

„Als unsere Leut’ gehört haben, dass wir zumachen, ging es los. Die Kundschaft hat vorbestellt, um die Ware einzufrieren.“Xaver Ritzenberger

Ritzenberger hat als 39-Jähriger den Betrieb von seinem Vater übernommen. Zuvor war er 15 Jahre als Metzgermeister im Franziskaner in München, ehe er in seiner Heimatstadt das Familienunternehmen übernahm, das schon von seinem Großvater geführt worden war. In Spitzenzeiten waren bei den Ritzenbergers neben dem Metzgermeister zwei Gesellen, zwei Lehrlinge und vier Angestellte im Verkaufsladen beschäftigt. Dazu kam auch noch das Personal im Gasthaus, das früher in traditionell-bayerischer Form geführt wurde, wie die alteingesessenen Kötztinger noch wissen.

Dass es nun zur Schließung des Metzgereibetriebes kommt – die Gaststätte besteht schon einige Zeit nicht mehr – hat mehrere Gründe. „Es geht einerseits gesundheitlich nicht mehr so“, sagt Xaver Ritzenberger. Seit Jahren ist er in der Wurstküche als „Einzelkämpfer“ tätig. Sämtliche Maschinen und Einrichtungen sind vorhanden, um das Ladengeschäft zu versorgen. „Wir könnten sogar selber schlachten, wir erfüllen ja die Vorschriften“, sagt der Meister, „aber die Arbeit wäre dann wirklich nicht mehr zu schaffen“.

Früher hat die Metzgerei Ritzenberger jede Woche zwischen 25 und 30 Schweine, ein Kalb und zwei Stiere geschlachtet bzw. verarbeitet, berichtet Xaver Ritzenberger, zuletzt musste er das auch reduzieren. Über Jahrzehnte stand er von 3 Uhr morgens bis nachmittags 14 Uhr in der Wurstküche, „jetzt geht das nicht mehr“. Die Kälte und Feuchtigkeit bei der Arbeit im Raum, auch das Heben und Tragen schwerer Tierhälften sowie Gerätschaften sind belastend.

Gesamtsituation ist nicht hilfreich

Ein anderer Grund für die Schließung ist auch die Gesamtsituation des Betriebes. „Wir haben keinen einzigen Parkplatz vor dem Laden“, sagt Xaver Ritzenberger, „und geschäftlich spüren wir halt auch die Lebensmittelmärkte“. Und schließlich ist die Tochter von Xaver und Marika Ritzenberger nicht in Bad Kötzting, kann also das Familienunternehmen nicht weiterführen.

„Wir haben keinen einzigen Parkplatz vor dem Laden – und geschäftlich spüren wir halt auch die Lebensmittelmärkte.“Xaver Ritzenberger

Die künftige Arbeit bei einem auswärtigen Großmetzger hat für Xaver Ritzenberger einen interessanten Aspekt: „Jetzt habe ich auch Samstag und Sonntag frei – das war bis jetzt nicht so.“ Wandern und Radfahren hätte er in der Freizeit vor, sagt der Meister; und im Wohnhaus an der Schmidmarter wird auch Arbeit sein. Die Gebäude in der Stadt wird Ritzenberger verkaufen, komplett entschieden ist das aber noch nicht.

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