Kirche
Lange Prozession zu Sebastiani

Auch heuer erfüllten die Rodinger ihr Gelübde, das sie zu Ehren des Heiligen Sebastian ausgesprochen hatten.

24.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:52 Uhr
Josef Kneitinger
Ein langer Zug bewegte sich von der Stadtpfarrkirche aus zur Sebastiani-Kapelle −Foto: Josef Kneitinger

Als die Pest in Roding wütete, versprachen die Rodinger, eine Kapelle zu bauen, sie dem Heiligen Sebastian zu weihen und alljährlich dorthin eine Prozession zu veranstalten. Bis heute wird dieses alte Gelübde erfüllt, und alljährlich ziehen die Gläubigen dorthin.

Vor der Prozession fand in der Stadtpfarrkirche ein Gottesdienst statt. Unter Orgelklängen zogen Stadtpfarrer Holger Kruschina, Kaplan Bastian Neumann, Ruhestandspfarrer Josef Schmaderer, Diakon Wolfgang Weyer und Diakon Hanspeter Gänger mit den Ministranten ein. Die Geistlichen trugen an diesem Tag anstelle des eigentlich dem Jahreskreis entsprechenden Grüns die Liturgiefarbe Rot, die Farbe des Blutes und des Feuers, das auch bei Märtyrerfesten getragen wird.

Die Fahnenabordnungen der weltlichen und kirchlichen Vereine, die sich mit ihren Uniformen eingefunden hatten, positionierten sich auf der rechten Seite vom Altar.

Zu Beginn sagte der Stadtpfarrer unter anderem: Vor über 300 Jahren kam es zu einer von Menschen gemachten Not im hiesigen Landstrich, denn Krieg, Verwüstung und Seuchen hinterlassen ihre Spuren. Die Rodinger schlossen ihre Markttore und suchten Zuflucht im Gebet. Beides – die ganz irdischen Möglichkeiten, einer Pandemie zu entgehen, und spirituell einen größeren Zusammenhang über Tag und Welt hinaus zu denken, habe sie damals vor der Pest bewahrt.

Unschwer könne man eine Parallele zu heute sehen. Diesmal haben aber nicht Krieg und Verwüstung, sondern die Grenzen- und Bedenkenlosigkeit vieler Menschen zur Entstehung der derzeitigen Situation beigetragen – egal ob globaler Handel ohne Rücksicht auf Ressourcen oder mangelndes Gespür für Artenschutz und Bewahrung der Schöpfung. Nachdem alle die Mauern der Länder kurzfristig hochgezogen hatten, habe man Gott sei Dank wieder andere Möglichkeiten gefunden, der Plage Herr zu werden, nicht zuletzt durch den medizinischen Fortschritt mit den rasch entwickelten Impfstoffen und Medikamenten.

Die Vorfahren nutzten den Seuchenanlass, um bei der Pandemie weiterzudenken . Sie dachten in der Kategorie Zeit. Und so versprachen sie auch namens ihrer Nachkommen durch Gebete für Schutz zu sorgen. Die Erfüllung dieses Gelübdes wird nun den Nachkommen ans Herz gelegt. Auch die heutige Generation sei aufgerufen, in sich zu gehen, die eigene Verantwortung wahrzunehmen und die gestellte Aufgabe zu übernehmen, so Stadtpfarrer Kruschina. In der Predigt ging Kaplan Bastian Neumann dann auf das Leben des Heiligen Sebastian ein.

Angeführt wurde die anschließende Prozession von der Stadtkapelle unter der Leitung von Josef Köppl, gefolgt von dem Liturgischen Dienst, den Fahnenabordnungen, der Stadtspitze und den Gläubigen. An der Kapelle wurde in besonderer Weise um die Fürsprache des Heiligen Sebastian bei Krankheiten, Not und Gefahr gebetet. Das Lied „Großer Gott“ bildete den Abschluss.

Die Feuerwehr sperrte die Straßen und sorgte für Sicherheit während der Prozession. (rjk)