Kabarett
„Wie d’Semmel, so der Knödel“

Franziska Wanninger und Martin Frank erheiterten das Publikum auf Burg Neuhaus und ließen es die Pandemie vergessen.

18.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:43 Uhr
Ob mit Bayern-Rap oder Themen wie Dialekt, Heimatgefühl, katholische Kirche oder Liebe: Martin Frank und Franziska Wanninger haben die bayerische Mentalität tiefgründig hinterleuchtet. −Foto: Leo Schmidbauer

Nach zweijähriger Pause konnte auf Burg Neuhaus beim Auftritt von Franziska Wanninger und Martin Frank endlich wieder aus vollen Herzen gelacht und bayerisches Kabarett vom Feinsten genossen werden. Die beiden preisgekrönten Künstler präsentierten Auszüge aus ihrem Programm „Wie d’Semmel, so der Knödel“.

Im Zuge einer geschlossenen Veranstaltung und im kleineren Rahmen wurde auf Burg Neuhaus an Paul Windschüttl der Kulturpreis Schauer 2020/2021 verliehen. Im Anschluss erfreute das bajuwarische Duo Franziska Wanninger aus Oberbayern und Martin Frank aus Niederbayern, und das Publikum hatte einen spaßigen Abend. Corona hat auch Kunst- und Kulturschaffende mit Einkommensausfällen schwer getroffen und so können natürlich Frank und Wanninger eine „super Gage von Seiten der Staatsregierung“ nicht ausschlagen. Die beiden Kabarettisten bekommen von Ilse Aigner den Auftrag, als bayerische Botschafter in Berlin die blau-weiße Mentalität zu repräsentieren. 100 Jahre Freistaat Bayern, das muss in der Bundeshauptstadt gefeiert werden. Da bietet es sich an, vor den Gästen auf dem Neuhauser Burgberg einen Probedurchlauf zu machen, wenngleich es zu bedenken gilt: „Wenn der Schorndorfer schmunzelt, hat sich der Berliner schon totgelacht“.

„... und i schau guad aus“

Mit Imelda und Hans haben Frank und Wanninger gleich ganz vorne auf dem ersten Tisch auch ihre „beiden Opfer“ gefunden. Über ihre eigene Rollenverteilung auf der Bühne sind sie sich allerdings anfangs noch nicht ganz klar, und Martin Frank merkt an: „Franzi macht das Intellektuelle mit Niveau, und i schau guad aus.“

Weiter geben Frank und Wanninger mit Parodien und Gesangsnummern tiefe Einblicke in die bayerische Volksseele. Dazu gehörte eine Liederauswahl, angefangen von „Ja so warn’s, die alten Rittersleut“ oder „I bin a bayrisches Cowgirl“ bis hin zu „Drunt in da greana Au“. Nicht fehlen durften gegenseitige Sticheleien („I bin da Martin, die Franzi bin i, so boarisch wie i, ja so wirst du nie“).

Aber der Bayer darf nicht nur auf das Musikalische reduziert werden, sind doch viele falschen Vorurteile einer der Hauptgründe für den Vortrag in Berlin: „Die wissen eigentlich nix über Bayern.“ Dabei ist der Freistaat ein wunderschönes Land „zwischen Zugspitze und Allianz-Arena“. Hoppala, da ist ja Schorndorf gar ned mit drin und so wird schnell korrigiert: „Zwischen Zugspitze und Liederbühne Robinson.“

Zur „Wahrheit“ gehört aber auch, dass im Freistaat etwa Kinder mit Namen wie Jeremy Pascal leben und Bayern eigentlich nur drei Regierungsbezirke hat: „Oberbayern, Niederbayern und Gardasee“. Dabei gebe es in Berlin immer noch Leute, „die glauben, dass wir zu Österreich gehören“. Dann steppte bei Wanninger und Frank der Bär, und sie gaben einen „Bayern-Rap“ zum Besten. Weitere Themen: Der Dialekt etwa mit der für das Bayerische so typischen doppelten Verneinung, die katholische Kirche, das Heimatgefühl („97 Prozent der Bayern fühlen sich in ihrer Region dahoam, bei den Zuagroasten san’s sogar 104 Prozent“) oder der Bayer und die Liebe.

Er mag lieber Kaba statt Bier

Frank und Wanninger überzeugten mit feinsinnigem Wortwitz und ausdrucksstarken Parodien. Einfach wunderbar, wenn zum Beispiel Wanninger über ihr ehemaliges Kreisratsmandat, als Bedienung auf der Wiesn oder Thermomix-Vorführabende schwadroniert. Und Frank ist leider daheim in Hutthurm eine politische Karriere verwehrt geblieben, weil er lieber Kaba statt Bier mag.

Nichtsdestotrotz ließ er es sich nicht nehmen, sein Lieblingsgetränk mit durchdringender Tenorstimme in einer „Kaba-Arie“ hochzuhalten. „Näher gekommen“ ist sich das ungleiche Duo auf der Bundesstraße. In roten Stöckelschuhen stand Wanninger als Anhalterin dort. „Ich dacht‘, sie will sich was dazuverdienen“, sagte Frank. Doch es war nur das Auto kaputt.

Und so waren Franziska Wanninger und Martin Frank auf Burg Neuhaus nicht nur Botschafter Bayerns im Auftrag der Staatsregierung, sondern ebenso begeisternde Botschafter des Humors und des bayerischen Kabaretts – und die haben das Publikum begei-stert. (csa)