Tour
Kulturgütern auf der Spur

Eine große Wanderfamilie war entlang der bayerisch-böhmischen Grenze unterwegs. Urige Wirtshausatmosphäre gab es auch.

09.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:44 Uhr
Karl Reitmeier

Die Teilnehmer an der Wanderung zu den Daberger Einöden vor dem Gasthaus „Bayerisch Häusl“ zusammen mit der Wirtin Josefa Singer. Foto: fkr

Der Leiter der Touristinformation Eschlkam, Josef Altmann, hat wahrlich eine große Familie – eine große Wanderfamilie. Dies zeigte sich einmal mehr am vergangenen Donnerstag, als er zur Wanderung mit dem Thema „Einöden und alte Wirtshäuser an der bayerisch-böhmischen Grenze“ eingeladen hatte. Über 70 Teilnehmer hatten sich bei idealem Wanderwetter zum Abmarsch auf dem Parkplatz beim Drachensee eingefunden. Welche Resonanz das Wanderangebot von Josef Altmann mittlerweile auch über die Landkreisgrenzen hinaus hat, wurde dadurch bestätigt, dass sogar ein Teilnehmer aus der Holledau dabei war, der sich begeistert zeigte.

Auf dem Stausee-Parkplatz hieß Altmann die Teilnehmer willkommen und machte darauf aufmerksam, dass der Drachensee in diesem Jahr auf sein zehnjähriges Bestehen zurückblicken kann, denn dieser wurde 2009 geflutet. Ferner gab er einige interessante Daten zum Drachensee, der seinen Namen vom Hauptdarsteller des Further Drachenstichs hat.

Danach ging es zunächst entlang des Stausees zu den Einöden von Daberg, kam direkt an die Gemeindegrenze von Eschlkam und Furth im Wald, tangierte den Dangelsbach und erreichte schließlich die bayerisch-böhmische Grenze, wo alte Grenzsteine aus dem Jahre 1766 gleich ein beliebtes Fotoobjekt waren.

Vernichtete Dörfer im Wald

In der Nähe war einst auch die Traxelhofmühle, die längst gänzlich verschwunden ist, wie so viele Dörfer im Böhmischen Wald. Altmann verteilte an die Teilnehmer eine Übersichtskarte über die nach der Vertreibung im Jahre 1945 vernichteten Dörfer in diesem Gebiet.

Weiter ging es dann entlang der Grenze zum „Bayerischen Häusl“, einem alten Grenzwirtshaus, das schon im Jahre 1802 in den Annalen erwähnt ist. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Die vielen Teilnehmer konnte der Gastraum natürlich nicht fassen, so dass auch noch der Küchenraum für den Aufenthalt herhalten musste. Die Wanderer erlebten dabei eine urige Wirtshausatmosphäre, die vermutlich nirgends wo anders entlang der ganzen 356 Kilometer langen bayerisch-böhmischen Grenze noch in dieser Art zu finden ist. Josef Altmann sprach dort mit Recht von einem „absoluten Kulturgut“.

So einfach wie die Räumlichkeiten war auch das Speisenangebot, für das Josefa Singer vorgesorgt hatte – warme Pfälzer mit einer Semmel sowie Sauerkraut. Aber das reichte auch, um den Hunger zu stillen. Wanderer sind ja genügsam. Altmann wies im „Bayerischen Häusl“ auch darauf hin, dass Josefa Singer inzwischen schon fünf Bücher mit Geschichten und Gedichten geschrieben hat und auch das Bayerische Fernsehen sowie die überregionale Presse auf sie aufmerksam wurde. Josefa Singer ließ es sich nicht nehmen, Kostproben aus ihren Büchern vorzulesen. Der eine oder andere kaufte sich auch spontan ein Büchlein.

Dann war gemütliche Einkehr im Bayerisch Häusl.

Wanderung mit Flair

Entlang der weiß-blauen Grenzpfähle ging es danach weiter zum Wandergrenzübergang Prennetriegel/Spalenec, wo bei der Unterstellhütte für Radfahrer und Wanderer, die Josef Reimer errichtet hat, noch eine kurze Rast eingelegt wurde. Entlang der Einöden und des Plassendorfer Baches (in der Nähe war die frühere Siedlung Plassendorf) wurde wieder zum Drachensee zurückgewandert und alle waren sich einig, dass es eine schöne Wanderung mit einem besonderen Flair war. (fkr)