Gastronomie
Pizza auf der Piazza von Willmering

Ein Pizza-Imbiss mausert sich zum Restaurant mit Eisdiele und bringt den Geschmack von bella Italia in den Chamer Vorort.

15.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:34 Uhr
Ernst Fischer

Elvira und Nicola auf ihrer Terrasse mit Blick über die „Piazza Willmering“ hinüber zu Netto und Aldi. „Das ist jetzt meine Heimat“, sagt Nicola aus Reggio di Calabria. Von dort stammte auch Franz von der Trenck, der Held des Festspiels in Waldmünchen. Vor gut 250 Jahren ist er hier mal vorbeigeritten. Fotos: Fischer

Reggio di Calabria. So klingt es, wenn wir an Urlaub denken. Die Stadt mit 180000 Einwohnern ist der südlichste Punkt an der Stiefelspitze von Italien. Wenn du über die Straße von Messina schaust, dann zeichnet sich Sizilien ab am Horizont. Nicola Franco kennt diesen Blick. Und wenn er heute davon erzählt, dann schaut er auf viele Autos - einen Parkplatz, eine Straße, und gegenüber auf zwei Supermärkte, Netto und Aldi. Nicola sagt: „Das ist jetzt meine Heimat!“

Nicola Franco (31) ist aufgewachsen mit elf Brüdern in Reggio di Calabria. Er hat als Pizzabäcker im Restaurant l‘imbarcadero gearbeitet, was so viel wie Landungssteg bedeutet, und er hat dort die Köchin Elvira de Domenica (28) kennen- und liebengelernt. 2014 haben die beiden geheiratet. Bald darauf sind sie zusammen nach Deutschland gegangen - „...wegen Arbeit“.

Der neue Plan: eine Eisdiele

Der vorherige Betreiber musste nach zwei Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Nicola Franco hat dem kleinen Italo-Imbiss auch einen neuen Namen gegeben: „Pizzeria Calabria“. Also doch: eine Liebeserklärung an seine Heimat! Bella Italia im Straßenverkauf, Pizza, Pasta und Salate zum Abholen.

„Wenn du gute Leute um dich hast, ist es egal, wo du lebst.“Nicola Franco, Italiener in Willmering

Bis vor kurzem war hier auch noch eine Apotheke. Sie hat geschlossen. Die Betreiberinnen haben ihm ihren Frust über die zunehmende Bürokratie in der Branche geklagt und deshalb aufgegeben, erklärt Bürgermeister Hans Eichstetter und „begrüßt es sehr“, dass sich jetzt wieder eine neue Option in den früheren Apotheken-Räumen eröffnet. Nicola Franco hat einen Teil dazugemietet und will hier jetzt noch eine Eisdiele eröffnen mit Tischen und Sitzgelegenheiten. Damit wird sein Straßenverkauf auch zum kleinen Restaurant. Die Genehmigung dafür hat die Gemeinde erteilt, weil auch Toiletten neu eingebaut werden. Mitte Juli sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Neu ist auch eine Terrasse vor dem Imbiss-Gebäude mit Sonnendach. Mit Nicola und seiner Frau Elvira dürfen wir hier schon mal probesitzen auf der Piazza von Willmering. Die beiden haben sich ein Glas von dem Lambrusco dell‘ Emilia eingeschenkt, Nicola schaut über den Parkplatz und die Straße hinüber zu Netto und Aldi und sagt: „Das ist jetzt meine Stadt.“

Schluckt Cham das Dorf?

Bürgermeister Hans Eichstetter sagt über Nicola. „Das ist ein Kerl, auf den man sich verlassen kann.“ Und er freut sich auf sein neues Projekt. „Der Bedarf ist da. Da oben in den Räumen hat es ja schon mal ein Cafè gegeben, eine Filiale der Bäckerei Kerscher.“ Überhaupt: Der Bürgermeister sieht mit Wohlgefallen, wie sich die Dinge rund um die Piazza am Dorfeingang entwickeln. „Aldi und Netto, das sind Magneten, die für Synergie-Effekte sorgen“, sagt er.

Willmering wächst. 1980 Einwohner sind es heute. Eichstetter: „Ich hoffe, dass wir bald die Zweitausender-Marke überschreiten.“ Gerade wird ein neues Baugebiet Willmering-Ost mit 28 Bauplätzen erschlossen. Und in Brennet plant ein Privatinvestor ein Projekt mit 24 Wohnungen. Cham rückt immer näher. Wird Willmering vielleicht bald zu einem Ortsteil der Kreisstadt einverleibt? Bürgermeister Eichstetter schmunzelt: „Wir sehen das eher umgekehrt.“