Bad Abbach
Der „Wastlwirt“ ist gestorben

Sebastian Semmler ist tot. Nach längerer Krankheit starb er am Montag im Alter von 88 Jahren.

01.04.2020 | Stand 16.09.2023, 5:02 Uhr

„Wastlwirt“ Sebastian Semmler ist tot. Foto: Gabi Hueber-Lutz

Vier Kinder, zehn Enkel und vier Urenkel trauern um ihn. Und mit ihnen eine große Zahl an Bad Abbachern, für die er eine Institution war. Der „Wastlwirt“ hat seinen Gründer, Namensgeber und guten Geist verloren. Sebastian Semmler hat das Bäckerhandwerk erlernt, war Kranführer und fand seine Berufung, als er 1964 mit seiner Frau Maria das Wirtshaus mit Tante-Emma-Laden in der Gerhard-Hauptmann-Straße gründete.

Schon lange hat er es an Tochter Marlene übergeben, aber bis zuletzt war es ihm ein Herzensanliegen. Wenn es sein Gesundheitszustand zuließ, ist er immer noch in den Wirtsraum gekommen, hat die Gäste begrüßt, ist von Tisch zu Tisch gegangen und hat mit den Leuten geredet, erzählt seine Tochter Marlene. „Er hat es mit allen gekonnt, hat jedem geholfen“, erinnert sie sich an eine hervorstechende Eigenschaft ihres Vaters.

Als das Ehepaar sein Wirtshaus und das Lebensmittelgeschäft betrieb, sind die Uhren noch etwas anders gegangen. Wenn Sebastian Semmler morgens zum Markt fuhr, um frische Waren einzukaufen, hat er so manches Mal die letzten hartnäckigen Wirtshausbesucher mitgenommen und nach Hause gebracht, damit seine Frau endlich ins Bett gehen konnte.

1968 vergrößerte das Ehepaar sein Gasthaus. Aus dem Lebensmittelgeschäft wurde ein Selbstbedienungsladen. 1978 gaben sie das Geschäft auf, um Platz sowohl für die Kurgäste als auch für die Karten spielenden Stammgäste zu schaffen. Die passten nämlich nicht so besonders gut zusammen – und deshalb bekam jeder Kundenkreis seine eigene Seite der Wirtschaft.

Diese Aufteilung in Schwemm und Gasthof gibt es heute noch. 2001 kam dann der Biergarten dazu, der 2015 bis auf den letzten Platz mit Gratulanten besetzt war, als Sebastian und Maria Semmler ihre Diamantene Hochzeit feierten. Vertreter vieler Vereine und Institutionen waren zum Gratulieren gekommen, von den Fidelen Bierdimpfl`n bis zum Evangelischen Singkreis. Es war eine fröhliche Feier, auf der das Jubelpaar unter dem Applaus der Gäste im Biergarten ein Tänzchen hinlegte. Ein schwerer Schlag war es deshalb im letzten Oktober für Sebastian Semmler, als er seine Frau zu Grabe tragen musste. Nun nimmt er selber Abschied.

Ein Abschied, der fast paradox anmutet in Zeiten von Corona: Er, der so viel unter Menschen war, die Menschen mochte und so vielen Vereinen eine Heimat bot, wird nun im engsten Familienkreis zu Grabe getragen. In Gedanken begleiten ihn aber sicher viele, die ihm in normalen Zeiten die letzte Ehre am Grab erwiesen hätten.

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