Erste Hilfe
Die Schutzengel trugen Laufschuhe

Im September stürzte Dagmar Wolarz in Riedenburg schwer mit dem Fahrrad. Zwei Jogger handelten sofort und retteten ihr Leben.

03.01.2022 | Stand 15.09.2023, 22:01 Uhr
Petra Kolbinger
Siegfried (2. von links) und Dagmar Wolarz (2. von rechts) haben sich noch einmal bei den Ersthelfern Daniel Frank (rechts) und Maximilian Sedlmeier (Mitte) und Bürgermeister Thomas Zehetbauer (links) bedankt. −Foto: Petra Kolbinger

Schutzengel werden gemeinhin als geflügelte Wesen dargestellt, doch manchmal sind sie auch in Laufschuhen unterwegs – so wie Daniel Frank und Maximilian Sedlmeier an jenem schicksalhaften Vormittag des 21. September 2021, als ein Radunfall Leben und Gesundheit von der 68-jährigen Dagmar Wolarz akut bedrohte. Eine ganze Armada an Schutzengeln muss da im Einsatz gewesen sein, aber entscheidend waren die beiden Riedenburger Jogger, wie der Ehemann des Unfallopfers, der 69-jährige Siegfried Wolarz, betont. Es war der zweite Urlaubstag im Altmühltal, als das Berliner Rentnerpaar von seinem Urlaubsdomizil in Untereggersberg in Richtung Riedenburg radelte. An einem steilen Streckenabschnitt, etwa auf Höhe der Güterlände Haidhof, stürzte die Frau und verletzte sich schwer.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erinnert Maximilian Sedlmeier, Vorsitzender des Turnvereins Riedenburg und Fraktionssprecher der Christsozialen im Riedenburger Stadtrat, an die dramatische Situation. Weil er an diesem Tag frei hatte, war er an diesem Vormittag mit Bäckermeister Daniel Frank laufen. „In der Nähe von Gundlfing hat uns das Paar auf E-Bikes überholt“, berichtet er. Wenige Minuten nach dem Sturz der Frau kamen die Jogger an der Unfallstelle an und handelten sofort. „Die Frau hat trotz Fahrradhelmes stark am Kopf und aus dem Mund geblutet und war bewusstlos. Ich habe sie in eine stabile Seitenlage gebracht und den Kopf überstreckt“, beschreibt Sedlmeier. Die spätere Diagnose wird ein Schädeltrauma, Lungenverletzungen durch Rippenbrüche, Lebereinblutungen und diverse Schulter- und Beckenbrüche ergeben. „Wir wollten nur, dass sie bei uns bleibt und nicht ins Koma fällt und reanimiert werden muss“. Daniel Frank alarmierte die Rettungskräfte und lief zur Staatsstraße, die wegen der Deckenarbeiten gesperrt war. „Wir haben sofort gesehen, dass der Ehemann völlig unter Schock stand und haben versucht, ihn zu beruhigen“, weiß Sedlmeier noch. Und ihm ist noch sehr präsent, wie schnell und reibungslos die Rettungskette vom Rettungswagen, dem Notarzt, der Feuerwehr bis hin zum Rettungshubschrauber funktioniert hat, „und wie viel Ruhe das besonnene Vorgehen dieser Helfer, allen voran unseres Feuerwehrkommandanten Hans Bühler, ausgestrahlt hat“.

Der Helikopter brachte die verunfallte Seniorin in ein Regensburger Klinikum. Eine ganze Woche verbringt sie auf der Intensivstation. Wie durch ein Wunder verlässt Dagmar Wolarz die Klinik ohne bleibende Schäden. „Es war ein super Gefühl, neben dieser genesenen Frau stehen zu können, die man so schwer verletzt am Unfallort hat liegen sehen“, blickt Sedlmeier zurück auf das Wiedersehen kurz vor Weihnachten. Da hatten die Wolarz` die beiden Ersthelfer und Bürgermeister Thomas Zehetbauer in den Gasthof Schwan eingeladen, um sich noch einmal zu bedanken. Sedlmeier wehrt ab: „Für uns ist es selbstverständlich zu helfen“. Bei der Feuerwehr hat Wolarz sich mit einer Geldspende bedankt und was Sedlmeier besonders schön freut: „Herr und Frau Wolarz haben umgesattelt vom Radeln aufs Wandern und ihren Aufenthalt in Riedenburg im Sommer 2022 schon gebucht“. Ein Wiedersehen ist geplant. (epk)