„Wie's früher war“
Drei Abensberger Museumsleiter tauschen ihre Erfahrungen aus

13.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:39 Uhr
Drei Museumsleiter im Gespräch: Tobias Hammerl, Veronika Leikauf und Beatrice Wichmann (v.l.) −Foto: Ingo Knott

Spannend und kurzweilig war das Aufeinandertreffen der drei bisherigen Leiter des Abensberger Stadtmuseums , die sich im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wie's früher war“ über die Geschichte des Hauses und die Sammlung unterhalten haben.

Tobias Hammerl war bis Oktober 2019 Leiter des Stadtmuseums, Veronika Leikauf übernahm und blieb bis Oktober 2022. Seit Januar ist Beatrice Wichmann die neue Leiterin des Stadtmuseums.

Wichmann dankte Abensbergs ehemaliger 3. Bürgermeisterin Gertraud Schretzlmeier, die auf sie zugekommen und sie mit der Veranstaltungsreihe vertraut gemacht habe. Schnell sei klar gewesen, dass „Wie's früher war“ fortgesetzt wird. Die Reihe zeige für sie exemplarisch, wofür ein Stadtmuseum stehen sollte: „Menschen und Dinge in den Dialog der Öffentlichkeit bringen.“

Startpunkt des Abensberger Stadtmuseums seien erste Sammlungen gewesen. Pfarrer Dollinger und Kaufmann Stark waren Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten, die Urkunden sammelten und Geschichte festschrieben. Eine Sammlung historischer Objekte wurde in Abensberg erstmals 1899 ausgestellt – im damaligen Rathaus. 1926 wurde der Heimatverein aktiv, mit ihm der Kunst- und Heimatschriftsteller Franz Xaver Osterrieder.

„Eine krasse Geschichte“

2006 wurde der Herzogskasten eröffnet. „Eine krasse Geschichte“ war es damals für Hammerl, die Leitung zu übernehmen. Maria Rind zeichnete für das Konzept verantwortlich, Fritz Angrüner hatte sich im Vorfeld zurückgezogen. Was Hammerl bedauerte: „Das bedeutete einen Kontinuitätsbruch. Es ging Wissen verloren.“ Überhaupt: „Dass wir hier zu dritt stehen, ist nicht der Regelfall. Museumsleitungen sind oft Schleudersitze.“

Hammerl machte auch deutlich, dass das die Professionalisierung der Abensberger Geschichte bis hin zu einem Stadtmuseum „maßgeblich Bürgermeister Uwe Brandl geschuldet“ sei: „Es gab auch Stadtratssitzungen, wo das Anzünden nicht weit war.“ Oft im Feuer stand auch die Ausrichtung des Hauses: „Obwohl die Politik das oft forderte, sehe ich ein Stadtmuseum nicht als reinen touristischen Anziehungspunkt.“ Vielmehr sollten die Abensberger sagen: „Das ist unser Museum.“

Auf Hammerl folgte Veronika Leikauf als Leiterin. Mit ihr wurde die Zusammenarbeit mit Abensberger Bildungseinrichtungen weiter verstärkt: Projekte mit Schulen, Kindergärten oder Ferienangebote zeugen davon.

Einblick ins Depot des Museums

„Nicht bezahlbar“ war für Leikauf das Angebot zweier inzwischen leider nicht mehr bestehenden Vereine: „Als sich der Arbeiter-Kranken-Unterstützungs-Verein und der Krieger- und Kameradenverein auflösten, wandten sich beide an uns, ob wir etwas benötigen.“ Das Wirken dieser Vereine habe das Stadtbild geprägt und das Depot des Museums zeugt davon. Auch die Ausstellung zum 150-jährigen Bestehen der Abensberger Feuerwehr hatte ihren Niederschlag im Depot. „Es kamen Leute in die Ausstellung, die wir sonst nie gesehen hätten.“

Am Ende des Nachmittags plädierten alle drei dafür, die Grenzen des Stadtmuseums nicht zu eng zu setzen. „Was sammeln wir, was repräsentieren wir – und hören wir an der Stadtgrenze damit auf?“, so Wichmann. Gerade die Ausstellung zu den Ortsteilen im vergangenen Jahr habe Veronika Leikauf nach ihren eigenen Worten „gezeigt, dass mancherorts einfach alte Strukturen gelten.“ Alle drei plädierten dafür, die Stadtgrenzen nicht unbedingt als Maß der Dinge festzusetzen. Schon in der Betrachtung von einzelnen Biographien werde deutlich, wie wichtig die größeren Bezüge sind – nicht erst im Zeitalter der Globalisierung.

„Das Ziel ist, Teilhabe zu schaffen“

Deutlich wurde an diesem Nachmittag, dass Abensbergs Stadtmuseumsleiter das Haus als Ort der Begegnung sehen, an dem gesellschaftlicher Wandel ebenso sichtbar wird wie Kontinuitäten. Und gerade nach der Corona-Zeit sei es wichtig, das Stadtmuseum als „Haus für alle“ zu stärken. Wichmann: „Das Ziel ist, Teilhabe zu schaffen.“ Bei Kaffee und Kuchen wurde auch nach Ende der Veranstaltung lebhaft weiter diskutiert. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Abensbergs 2. Bürgermeister Bernhard Resch, der sich sehr freute, die bisherigen und die neue Leiterin des Stadtmuseums Abensberg begrüßen zu dürfen.