Bildung
Kai e.V. ist ein sicherer Anlaufhafen

An 15 Standorten bietet der Kai e.V. für rund 800 Schüler einen zuverlässigen Halt. Die Jubiläumsfeier muss entfallen.

15.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:17 Uhr
Beim Jubiläum vor ein paar Jahren in Abensberg, konnten sich die Kinder auch schminken lassen. −Foto: Lucia Pirkl

Ein Waschbecken, in dem der Abwasch erledigt wird. Zwei Räume mit wenig Tageslicht für die Hausaufgaben und fürs Spielen. Wenn Elisabeth und Robert Faltermeier an die Kellerräume in der Abensberger Grundschule zurückdenken, dann müssen sie ungläubig den Kopf schütteln. Was vor 20 Jahren mit einer Handvoll Schüler behelfsmäßig aus dem Boden gestampft wurde, hat nicht mehr viel mit dem zu tun, was der Verein Kai e. V. Bildung und Kultur heute ist.

Die 128 Mitarbeiter haben stets ein offenes Ohr für deren Belange, schaffen die nötige Struktur für Schularbeiten, helfen bei Problemen und leiten die Kinder tagtäglich dazu an, sich sinnvoll miteinander zu beschäftigen oder zumindest konfliktfrei miteinander „abzuhängen“. Vor 20 Jahren hob der Kelheimer Verein die Triale Schülerhilfe aus der Taufe. Mit der gut gefüllten Pressemappe können die Faltermeiers jeden wichtigen Schritt der vergangenen Jahre Revue passieren lassen – und sind selbst ein bisschen erstaunt. „Planen kann man so etwas freilich nicht, wir wollten immer nur eine Lobby für die Kinder schaffen“, so Robert Faltermeier.

Abwechslungsreiches Angebot

Es ist 2001: Wenn das Kind aus der Schule kommt, wartet daheim oft die Mama oder die Oma. Wo das nicht der Fall ist, sind die Kinder erst einmal auf sich alleine gestellt. Die Idee, gerade solchen Kindern eine zweite Heimat zu bieten, muss erst Gehör finden. In Abensberg ist das anders. Hier erkennt man eher als anderswo, dass eine gute Kinderbetreuung auch ein Standortvorteil sein kann. Man erkennt, dass das Modell, dass die Mutter rechtzeitig zu Schulende daheim ist, immer mehr zum Auslaufmodell wird. Oder aber auch, dass Zuhause nicht genügend gut deutsch gesprochen wird, um den Kindern bei den Hausaufgaben helfen zu können. Kai schließt hier eine Lücke. Bald spricht sich herum, dass hier gute Arbeit geleistet wird, dass außer dem Erledigen der Hausaufgaben auch ein abwechslungsreiches Freizeitangebot angeboten und nebenbei die soziale Entwicklung der Kinder gefördert wird. Der intensive Kontakt zu Eltern und Lehrern und der Fokus, die Kinder fit zu machen fürs Leben, das so genannte Triale Konzept des Vereins gefällt, bald ist die Arbeit von Kai als „zukunftsweisendes Pilotprojekt“ in aller Munde.

Bald sind die Räumlichkeiten im Keller zu klein. 2004 wird gebaut. Auf 546 Quadratmetern über der Mittelschule Abensberg entsteht eine moderne Einrichtung, in der anfänglich rund 50 Kinder aus Grund-, Haupt- und Realschule, vereinzelt auch aus dem Gymnasium, gemeinsam Mittagessen, sich ausruhen, Hausaufgaben machen und spielen können. Als in den Folgejahren viele Grundschulen erste gebundene Ganztagsklassen einführen, ist Kai mit seinem offenen Konzept, in denen die Kinder aus unterschiedlichen Jahrgangsstufen und Schulen miteinander lernen und auch gemeinsam die Freizeit miteinander verbringen, längst auch an anderen Standorten, etwa in Mainburg oder Neutraubling präsent. Heute gehen alleine in Abensberg täglich 250 Kinder aus und ein, die meisten essen hier auch zu Mittag in der Mensa, die vor einigen Jahren im Schulkeller eingerichtet wurde. „Hier ist ein richtiges Familienzentrum entstanden“, sagt Robert Faltermeier.

Enge Verzahnung

Aber der Verein macht längst nicht mehr nur Ganztagsbetreuung. In den Jugendtreffs in Abensberg, Saal und Ihrlerstein finden die Kinder Ansprechpartner mit offenem Ohr. Auch die enge Verzahnung von Schulsozialarbeit und Betreuung, wie sie zum Beispiel in Abensberg stattfindet, ist dem Schulklima zuträglich. Seit einigen Jahren engagiert sich Kai auch in der Schulbegleitung in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt. Längst habe sich Kai zur Marke entwickelt, wie Faltermeier sagt. Nach dem Motto „geht nicht, gibt es nicht“, legen er und seine Frau auch Wert darauf, dort wo es nötig ist, auch unbürokratisch helfen zu können. Corona hat den Verein freilich noch einmal vor große Herausforderungen gestellt. So kann man das Jubiläum derzeit nicht gebührend feiern.

Ein kleiner Maibaum an allen Kai-Standorten soll zumindest ein bisschen an das besondere Jahr erinnern. Damit möchten sich die Faltermeiers vor allem bei dem tatkräftigen Team, bei all den erfahrenen Pädagogen bedanken, die die Kinder und Jugendlichen tagtäglich mit ihren kleinen und großen Nöten etwas auffangen. „Wenn ich sehe, wo wir heute stehen, geht mir einfach das Herz auf“, sagt Faltermeier. Er weiß, dass es wichtig ist, gutes Personal zu halten, „denn Leute, die ihre Ideen einbringen, findet man nicht mehr so leicht.“