DGK Kelheim
Romeo und Julia bei der Psychologin

Oberstufen-Theatergruppe am Gymnasium Kelheim holt Shakespeares Klassiker in die Gegenwart. Und erntet viel Applaus dafür.

15.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:00 Uhr
Gaby Hentschel
Szene aus Romeo und Julia: Tod Romeos −Foto: Gaby Hentschel

Liebe spielt die zentrale Rolle in Shakespeares Drama „Romeo und Julia“. Jedoch können tiefe Liebe und Gefühle auch immer wieder Gewalt und Hass hervorrufen. Dieses Dilemma arbeitete die Theatergruppe der Oberstufe des Donau-Gymnasiums Kelheim bei der Aufführung des Stücks heraus, wie Lehrerin Gaby Hentschel berichtet.

Der Aufführung des Shakespeare-Stücks am DGK vor den Osterferien, durch SchülerInnen der Jahrgangsstufen Q11 und 12, standen viele Hindernisse im Weg, schilderten die Theatergruppen-Leiterinnen Ulrike Eckert und Claudia Meyer. Bereits vor zwei Jahren waren Inszenierung, Bühnenbild und Musik vorbereitet worden – für ein anderes Shakespeare-Stück. Dann stoppte sie die Pandemie.

Ungebremst spielfreudig wurde eine neue Aufführung in 2021 geplant. Doch wieder durchkreuzte Corona das. Die SchauspielerInnen und die Licht-/Ton-/Bühnenbaucrew beschlossen: „Dann machen wir eben Improvisationstheater!“ Das heißt: Die Gruppe erarbeitet sich in Eigenregie die Szenen, schreibt sie um oder neu, legt sich aber nie wortwörtlich fest. Eben offen für Improvisation. „Das Stück ,Romeo und Julia‘ wird dadurch auf originelle Weise in die moderne Zeit geholt und bringt durch witzige Einfälle die Zuschauer immer wieder zum Lachen und Applaudieren – amüsant motiviert vom Schild des Nummernboys (Robin Plötz) –, aber auch zum Nachdenken“, erklären Eckert und Meyer.

Sondersendung zur Clan-Fehde

So sind nun TV-Moderatoren (Emily Nagel/Tim Petermichl) ins Shakespeare-Stück integriert und stürzen sich in einer Sondersendung gierig auf zugespielte Handy-Videos von Gewalttaten zwischen den verfeindeten Familien der Capulets und Montagues. Eine Psychologin (Sarah Riedl) analysiert als Gast der Abendshow die Liebe zwischen Romeo und Julia wissenschaftlich. Und Julia (Sibel Sahin) und Romeo (Titian Schwindl) lernen sich zeitgemäß in einem Club beim Tanzen kennen.

Warum Julias und Romeos Familien miteinander verfeindet sind, weiß niemand mehr. Aber immer wieder bekriegen sich die Mitglieder beider Clans, von den SchauspielerInnen voller Leidenschaft gespielt. Die Lage eskaliert: Mercutio (Lena Bräutigam) stirbt im Streit und wird von seinem Freund Romeo gerächt, der den Mörder (Valentina Wörner) tötet. Romeo wird dafür nicht wie in Shakespeares Original verbannt, sondern Paris (André Bielesch) vom Capulet-Clan bringt ihn um.

Großes Team im Hintergrund

Bei der Gestaltung der Rollen unterstützte Regieassistent Michael Gruber die Darsteller. Getragen wird die Aufführung vor allem durch das starke Gemeinschaftsgefühl. Die künstlerische Gestaltung des Theaterplakats übernahmen Melanie Seitz und Luise Quail. Die Gruppe Licht/Ton/Bühnentechnik setzte versiert die Technik ein, um Spiel und Botschaft ins rechte Licht zu setzen. Besondere Herausforderung: Die Turnhalle wurde ja kurzfristigzur Notunterkunft; daher musste man auf die Schulmensa umdisponieren.

Ulrike Eckert und Claudia Meyer zeigten sich nach der Aufführung „überwältigt und aufgewühlt“. Sie sei das Highlight nach der für alle so belastenden Zeit. Wehmut kam auf, als Meyer mit herzlichem Applaus verabschiedet wurde. Ulrike Eckert dankte ihr für die „wundervolle und so bereichernde Zusammenarbeit“.