Theater
Schauspielerische Raffinessen bei Premiere der Altmühlbühne Riedenburg

21.11.2022 | Stand 21.11.2022, 11:27 Uhr
Claudia Porschert und Florian Schöberl überzeugten auf ganzer Linie. −Foto: Lorenz Erl

Die Altmühlbühne Riedenburg hat nach zweijähriger Abstinenz wieder einen heiteren Dreiakter auf die Bühne gebracht. Am Samstagabend war Premiere für das Stück „Nix für unguat“ aus der Feder von Maximilian Vitus. Um es vorweg zu nehmen: Die Akteure haben nichts von ihrem Talent eingebüßt.

Die aufgestaute Leidenschaft für das Theater konnte zur Freude der vielen Zuschauer mit spürbarer Begeisterung und auf hohem Niveau wieder ausgelebt werden. Die heitere und bisweilen hintersinnige Komödie handelt vom Uhrmachermeister Niklas Ungemach (Christian Hollweck), der sich über die Jahre zu einem Weiberfeind entwickelt hat und diesbezüglich viele Ansichten mit seinem Gesellen Kasian (Max Riedl) teilt. „Alle Männer sind dumm, nur die Frauen sind schlau“, lautet einer seiner ersten Sätze und schon brandet Applaus auf. Für den Nachsatz „Alles bei denen ist Berechnung“, kommt der Applaus dann aus einer anderen Ecke.

Verlotterter Bruder

Kasians unverheiratete Schwester Katrin (Kathrin Schmied) führt ihm zwar den Haushalt, aber sie würde ihren ewig grantelnden und etwas verlotterten Bruder lieber unter der Haube sehen. Der Zufall will es, dass die verwahrloste, aber sittsame Schirmflickerstochter Gunda (Claudia Porschert) Zuflucht im Uhrengeschäft sucht und sich vor ihrem gewalttägigen Alkoholikervater Hans Rüppel (Dieter Mansdorfer) versteckt. Was sich daraus im Verlauf der drei Akte entwickelt und wie der etwas einfältige junge Michl Hopfensberger (Florian Schöberl) die nun hübsch zurechtgemachte Gunda unter den Augen des Uhrmachers umgarnen will, soll hier nicht verraten werden.

Vielmehr versichert Steffi Gruber in ihrer Begrüßung, wie sehr sich die Akteure freuen, dass sie wieder spielen können und dass auch das Publikum im ausverkauften Fuchsstadel wieder da ist. Regisseurin Bettina Mansdorfer hat ein Stück für sechs Darsteller ausgesucht, denn nicht alle „alten Hasen“ konnten wieder mitmachen. Als Eckpfeiler mit grandioser Schauspielraffinesse ist aber Christian Hollweck wieder mit dabei. Er bringt Gemütsregungen und jedwede Emotionen wortlos in dem engen Spalt zwischen Über- und Untertreibung sensibel auf den Punkt und gibt seinem Text so eine erfrischende und lebensnahe Authentizität.

Auch Claudia Porschert und Dieter Mansdorfer schlüpfen scheinbar nicht nur in eine Rolle, sondern verkörpern mit angepasster Körpersprache, Mimik und subtiler Gestik das, was zwar nicht im Textbuch steht, aber dennoch nonverbal vermittelt werden muss.

Es sind diese Feinheiten, um einen humorvollen Schwank zu einem abendfüllenden Genusserlebnis für die Zuschauer werden zu lassen. Florian Schöberl darf oder vielmehr muss als einfältiger verliebter junger Mann sogar ein wenig übertreiben, um der Rolle die richtige Würze zu geben.

Die Reaktionen im Publikum zeigen immer wieder, dass er damit zielgenau die Lachmuskeln aktivieren kann. Für Max Riedl als Bestbesetzung in der Rolle als Kasian liegt die Bühnenerfahrung schon länger zurück. Vor 15 Jahren spielte er zum letzten Mal bei der Altmühlbühne mit, nun startet er einen viel beklatschten Neuanfang.

Tosender Schlussapplaus

„Die machen es einem leicht, wieder reinzukommen. Meine Begeisterung für das Theaterspiel ist sofort wieder da gewesen“, verrät er unserer Zeitung nach dem tosenden Schlussapplaus. Als absoluter Neuling auf den Brettern und zum ersten Mal in einer Rolle überraschte Kathrin Schmied. Mit ihr hat das Ensemble ein weiteres Naturtalent in seinen Reihen. Fast schon wie ein Routinier spielt sie ihre Rolle der Schwester so alltagsnah und unbeschwert, als säßen nicht mehr als 100 Leute im Zuschauerraum und geben auf jede Körperbewegung acht. „Das macht wahnsinnig Spaß und ich spiele auch künftig gerne wieder mit.“

Dass das alles zusammen mehr als nur Talent zum Erfolg braucht, ist die Leistung von Regisseurin Bettina Mansdorfer. Manches, was der Autor an augenzwinkerndem Humor und geistvollem Witz zwischen die Zeilen gelegt hat, kommt nur dank ihres Gespürs für Nuancen im wortlosen Spiel zur Geltung. „So eine Aufführung ist nie das Werk nur eines einzelnen. Alle zusammen machen es möglich, dass ein Stück zum Erfolg wird“, lenkt die Regisseurin das Lob auf ihr Team.

Ein dickes Lob gebührt auch den Maskenbildnern und den Bühnenbauern. Die Verwandlung der Darsteller in die Zeit der 1960-er-Jahre gelingt verblüffend echt und für das liebenswert gestaltete Uhrengeschäft hat ihnen Karl Mayer aus Neustadt eine Vielzahl von Uhren aus dieser Zeit geliehen.

− er