Jubiläum im Kreis Kelheim
Vortrag in Neustadt an der Donau: Stadtgeschichte lebendig gemacht

11.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:40 Uhr
Josef Kastl
Viele Orte auf alten Fotos erkannten die Zuhörer wieder – so auch die nördliche Stadtzufahrt (1929). −Foto: Fotos: Pöppel /Stadtarchiv Neustadt

Der Festakt zur Verleihung der Stadtrechte vor 750 Jahren rückt immer näher. Rund 120 Zuhörer kamen nun zu einem Vortrag im Kulturhaus Storchenwirt.

Anton Metzger, ehemaliger Stadtarchivar, hat die Geschichte aufgearbeitet. Nachfolger Matthias Pöppel hat sie nun mit eindrucksvollen Bildern lebendig werden lassen.

Ursiedlung bestand aus Burg und kleinem Dorf

Der Ursprung Neustadts liegt in der Vorgängersiedlung Trepfenau, einer kleinen Burg auf einer Anhöhe und einem kleinen Dorf in der heutigen Südostecke der Altstadt. Als „Trepphenowe“ wird die Ansiedlung zwischen 1142 und 1158 urkundlich erwähnt. Bereits im 6. und 7. Jahrhundert könnte diese Ursiedlung entstanden sein, so die Einschätzung Pöppels.

Erstmals tauchte der Name Säligenstadt in einer Urkunde im Februar 1273 auf und wenige Wochen später verlieh Herzog Ludwig II. dem Ort das Stadtrecht. Während der Name der Stadt ab 1290 als „Niunstat“ erwähnt wurde, trug das älteste Siegel die Umschrift „S’ Civium In Saeligenstat“ noch bis 1423.

Baiern ließ Städte entstehen

Um 1180 war das Herzogtum Baiern bis auf die Bischofssitze Eichstätt, Regensburg, Freising und Passau städtelos. Im Laufe des 13. Jahrhunderts entstanden in einem Urbanisierungsprozess 19 Städte, wie zum Beispiel Landshut, Straubing, Kelheim, Ingolstadt, Friedberg und Neustadt.

Unter Einbeziehung der Ursiedlung wurden die mittelalterlichen Städte der Wittelsbacher in planmäßigen Straßenachsen, die im rechten Winkel zu einander verliefen, erschlossen. Alle anderen Straßen wurden parallel und ebenfalls im rechten Winkel angelegt, das zeigen die „Urvermesssungspläne“ von Kelheim und Neustadt aus 1819 ganz deutlich.

Am 11. Mai 1273 verlieh Herzog Ludwig II. in Ingolstadt den Bürgern von Säligenstadt das Stadtrecht. Es ist das älteste überlieferte Stadtrecht in Bayern, auch wenn es nur durch eine beglaubigte Abschrift von Herzog Albrecht III. von 1437 dokumentiert ist. Im „Kopialbuch“ der Stadt Neustadt a.d. Donau findet man eine Abschrift des Stadtschreibers Valentin Panckhover aus 1587.

„Stadttrichter“ sorgte für Recht und Ordnung

Mit diesem „Freiheitsbrief“ wurden den Bürgern in 17 Artikeln verschiedene Freiheiten und Rechte verliehen, um aus der neuen Stadt möglichst schnell ein blühendes Gemeinwesen zu machen. Insbesondere Handwerker durften Wälder, Weiden, Wiesen und Gewässer nutzen. Ein „Stadtrichter“ sorgte mit genau festgeschriebenen Rechtsvorschriften und einem Bußgeldkatalog für Recht und Ordnung. Eine wichtige Einnahmequelle war ein Maut- beziehungsweise Pflasterzoll, den alle Durchreisenden und Fuhrwerke entrichten mussten.

Mit der Verleihung des Stadtrechtes bekam Neustadt auch eine eigene Gerichtsbarkeit für seine Bürger. Als einer der bekanntesten Stadtrichter ist ab 1323 Albrecht Rindsmaul überliefert, der als herzoglicher Beamter auch Heeresführer Ludwigs des Bayern war. Als Pfleger und Stadtrichter besaß er mit dem sogenannten Maut- oder Grafenhaus, Herzog-Ludwig-Str. 17, auch einen entsprechenden Adelssitz als Wohnung.

Mit dem Stadtrechtsbuch, einer Abschrift von rund 500 Artikeln, aus dem Rechtsbuch Kaiser Ludwig des Baiers für die Stadt München aus dem 15. Jahrhundert befindet sich eine sehr umfangreiche und wichtige Rechtsquelle im Stadtarchiv.

Wehrtürme mussten für den Verkehr weichen

Eine Stadtmauer mit drei Toren, sieben Wehrtürmen und einer vorgelagerten Graben – Wallanlage sollte Feinde abhalten und im Kriegsfall die Bevölkerung schützen. Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts mussten diese Bauwerke größtenteils dem zunehmenden Verkehr weichen. Als letztes ließ 1895 der damalige Posthalter Andreas Erdl das Regensburger Tor abbrechen, weil er es mit seinem Fuhrwerk nicht passieren konnte. Eindrucksvolle Fotos vom Lugausturm, Rundturm, Krebsturm, dem Regensburger Tor und der östlichen Stadtmauer zeigten den Zuhörern , welche geschichtsträchtigen und stadtprägenden Bauten zerstört wurden.

Beim Thema „Die Bürger und ihre Häuser“ machte Pöppel die Geschichte der Innenstadt lebendig. Rathaus mit Laubengang, Pfarrkirche St. Laurentius und Pfarrheim erinnern mit ihrem Baustil an die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Darüber hinaus sind auch einige Bürgerhäuser erhalten, deren Ursprung in die Zeit der Gotik, 14./15. Jahrhundert, zurückgeht.