Kandidaten-Porträt
Wahlkampf mit Ellbogen und Provokationen

Provokationen sind im Politgeschäft alternativlos, findet Peter A. Gebhardt. Der Abensberger will für die AfD in den Landtag.

10.09.2018 | Stand 16.09.2023, 6:01 Uhr

Peter A. Gebhardt kandidiert für die AfD im Stimmkreis Kelheim. Warum, das schilderte er im Redaktionsgespräch. Foto: Heike S. Heindl

Er hält „political correctness“ für unehrlich und hätte lieber mehr Basisdemokratie statt „Parteien-Demokratur“, was auch immer das sein soll. Seine Partei und sich selbst will Peter A.(rnold) Gebhardt trotzdem neu in den Landtag bringen: Als Direktkandidat der „Alternative für Deutschland“ im Stimmkreis Kelheim hofft der Abensberger auf ein Ergebnis auf Augenhöhe mit CSU und Freien Wählern. Die taxiert er auf 20, 25 Prozent – das schaffe er auch, wenn sein Wahlkampf gut werde, prophezeit der 70-Jährige im Redaktionsgespräch.

„Gut“ heißt für ihn unter anderem, „gesunden Menschenverstand“ entgegenzusetzen, wo bisher „Klientel-Politik“ betrieben werde. Etwa zugunsten der Amtskirchen, die in Bayern zu nah am Staat dran seien.

Für demokratie-gefährdend hält er – nach eigenen Worten Agnostiker – es, dass der Staat den Amtskirchen Steuermittel zuteile, die auch von nicht-konfessionsgebundenen Steuerzahlern stammten.

Was freilich typisch ist für Steuern: Auch Steuerzahler „am Land“ finanzieren beispielsweise eine U-Bahn mit, die nur in München fährt. Von einer U-Bahn habe man als Kelheimer zumindest was bei einem München-Besuch, erwidert er – nicht aber, wenn, zum Beispiel, aus Steuermitteln illegal eingereiste Ausländer versorgt würden.

Einwanderung regeln

Ein Punkt, auf den viele von Gebhardts Wahlkampfthemen zulaufen. Als vordringlichst zu bekämpfende Form organisierte Kriminalität etwa nennt er die illegale Einwanderung. Bei der könne man jedenfalls Kriminelle nicht zurückhalten, relativiert er auf Nachfrage. Weshalb illegal Eingereiste signifikant mehr Gewaltverbrechen begingen, behauptet er, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Deshalb müsse man nun „die Grenzen für eine einjährige Bedenkzeit dicht machen und in der Zeit ein funktionierendes Einwanderungsgesetz verabschieden“.

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Die Sorge vor illegaler Einwanderung hat den gebürtigen Hessen in die Politik geführt, direkt zur „Wahlalternative 2013“ als Vorläuferin der AfD. Er habe sich damals gefragt, ob er sich später, im Alter, überhaupt noch wehren könnte, würde er mal angegriffen.

Bei anderen Parteien (und „den“ Medien) habe er keine Antworten gefunden. Stattdessen gehe es in der politischen Debatte um Renten, Altersarmut und ähnliches – da frage er sich, so Gebhardt, ob das wirklich die Hauptthemen seien. Die liegen für ihn eher noch in einer stärkeren Finanzkontrolle der öffentlichen Hand sowie im Ruf nach mehr Föderalismus und weniger Verwaltung.

Wahlprogramm zu üppig

Daher bedauert er sogar, dass die AfD zur Landtagswahl ein gut 100-seitiges Wahlprogramm erstellt hat, das zwar etliche einschlägige Forderungen enthält („Rückkehr zum Abstammungsprinzip“, „Der Islam gehört nicht zu Bayern“, „Verschwendung von Steuergeldern bestrafen“). Aber eben auch ganz andere Aspekte („Diesel ist Super“, „Vernetzung der bayerischen Flughäfen“). Dabei lägen die echten Sorgen der Bevölkerung anderswo, findet er: dass zum Beispiel in den Schulen Menschen mit Migrationshintergrund versuchten, ihre Kultur und Sprache durchzusetzen. In Frankfurt jedenfalls, ergänzt er – ob das im Kreis Kelheim auch so ist, habe er aus Zeitmangel noch nicht eruieren können.

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Denn nach dem Aufbau der AfD in Ostbayern, den Peter A. Gebhardt sich und seiner (2017 verstorbenen) Frau auf die Fahnen schreibt, widmet sich der Vize-Vorsitzende des Kreisverbands Kelheim-Landshut nun voll seinem ersten Wahlkampf für ein politisches Amt. Einige größere Veranstaltungen plant er sowie Infostände.

Letztere bevorzugt als organisatorisch einfache „One-Man-Show“: Er zieht ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ich bin ein Infostand“ an. Auch soziale Medien nutzt der Abiturient, der nach Vordiplomen in Physik und Betriebswirtschaft in die IT-Branche ging und sich mit 55 als Unternehmensberater und Finanzanalytiker selbständig machte.

„Ich stehe hinter der Politik meiner Partei, political correctness mit Ellbogen bis an die Grenzen auszuweiten“

Inhaltlich werde er im Wahlkampf auch Provokationen einsetzen: Er habe das Gefühl, nur damit Politik sei machbar, sagt er im Redaktionsgespräch an. Er steht hinter der Politik seiner Partei, „political correctness mit Ellbogen bis an die Grenzen auszuweiten“, distanziert sich aber von Faschismus und Volksverhetzung.

Diese Distanz lassen manche Posts etwa seiner Facebook-Fans schon mal vermissen, wenn sie zum Beispiel zu schlagkräftigen „Besuchen“ bei politisch Andersdenkenden aufrufen.

Man versuche schon, derlei Online-Debatten zu moderieren, was aber bei der Vielzahl an Posts nicht immer möglich sei, erwidert Gebhardt. Denn die AfD sei nun mal „Trendsetter, wenn Themen totgeschwiegen werden.“

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