Erdbeben
Mainburger bangt um Verwandte: Sie liegen noch unter Trümmern

09.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:38 Uhr
Helfer bergen eine Frau aus den Trümmern – auch der Mainburger Bulus Ciddi hofft auf eine Rettung seiner Verwandten. −Foto: Oner/dpa

Trümmerberge beherrschen das Bild nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien. Weiterhin werden Überlebende geborgen – darauf hofft auch der Mainburger Bulus Ciddi. Drei Verwandte, darunter zwei Kinder, sind unter Schutt eingepfercht. Eine Spendenaktion ruft er aber aus einem anderen Grund aus.

„Die Cousine meiner Mutter und zwei Enkelkinder der Frau liegen noch unter den Trümmern einer Wohnanlage“, berichtet Ciddi. In der Stadt Samandag mit 120.000 Einwohnern, wo der Mainburger geboren wurde, spielt sich das Drama ab. Bagger oder Kräne könnten wegen der zerstörten Straßen nicht bis zur Unglücksstelle vordringen.

Offenbar geben die Verschütteten weiterhin Lebenszeichen. „Ganz genau kann ich nicht sagen, wie die Situation ist. Anrufe zu anderen Familienmitgliedern brechen immer wieder ab.“ Über eine WhatsApp-Gruppe kam die erste Nachricht vom verheerenden Beben am Montag. Onkel, Tanten, Cousins und Großeltern des Mainburgers leben in seiner Heimatregion. „Sie haben Angst, es sei kalt, aber wir sollten uns keine große Sorgen machen“, hieß es da.

Heimatstadt in der Türkei ist zerstört

Erst als Ciddi erste Bilder sah, wurde ihm das Ausmaß bewusst. Memet Karaali, ein weiterer türkischstämmiger Mainburger, sagt: „Meine Heimatstadt Antakya wurde regelrecht dem Erdboden gleich gemacht. Die humanitäre Lage ist katastrophal.“ Betroffene, die ihre Bleibe verloren, wärmen sich in Autos auf.

Für Ciddi, der schon als Baby nach Deutschland kam, war der erste Gedanke: „Wie kann ich helfen?“ Dabei erinnerte er sich an ein Hochwasser 2018, von der seine Kfz-Werkstätte in Oberempfenbach betroffen war. „Am Anfang kommen viele Helfer, Rettungsdienste, Feuerwehren, THW.“ Das sei nun auch im Erdbebengebiet angelaufen. „Aber nach einiger Zeit stehst du allein vor den Trümmern, hast möglicherweise deine Existenz verloren.“

Für frisches Wasser und Brot sorgen

Der 36-jährige Selbstständige in Kfz- und Bau-Branche hat daher mit Mitstreitern wie Karaali eine Spendenaktion angeschoben, die gewissermaßen die Nachwehen der Beben lindern soll. „Ich denke an die Anschaffung einer mobilen Wasseraufbereitungsanlage oder einer Brotbackstation.“ Über PayPal sammelt er Geldmittel und will vor Ort die Gerätschaften finanzieren. Auch Richtung Hinterbliebener oder Waisenkinder geht seine Intention. „Die Ideen kommen nicht von mir, Freunde und Bekannte haben mich angestoßen.“

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Als Sofort-Maßnahme karrten er und andere Helfer Kleidung und Decken zu Abgabestellen bei Hilfsorganisationen. Seine Spendenaktion hat Ciddi auch unter eine besondere Zeitmarke gestellt. „Bis zu meinem 37.Geburtstag am 13. März wird gesammelt. Alles, was bis dahin eintrifft, wird für die Unterstützung der Erdbebenopfer verwendet.“ Auf Geburtstagsgeschenke verzichte er gerne. „Uns geht es gut. Ich habe eine Frau und drei Kinder, die alle wohlbehalten hier leben. Für mich ist es ein Anliegen, etwas zu tun.“

Die Aktion zieht bereits Kreise, berichtet Ciddi. „Mir gänzlich unbekannte Menschen haben schon gespendet. Anrufe erreichen mich: Was können wir tun?“, erzählt der Mainburger, der selbst auch „einiges drauflegen“ will. An die 5000 Euro waren bis Donnerstag schon beisammen. Auch Fußballer des SV Puttenhausen beteiligen sich. „Jeder Cent kommt an“, verspricht Ciddi.

Den Linkzum Spendenpool auf PayPal finden Sie hier. Informationen zur Aktion gibt Bulus Ciddi unter der Handynummer 0179/2311982 oder per E-Mail info@mai-cars.de .