Jubiläum
Paintens Kultkneipe wird 35

Seit 1983 gibt es den Musikstadl von Franz Dürr – der versprüht noch immer seinen ganz eigenen Charme.

03.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:18 Uhr

Seit 35 Jahren steht Birgit Mayer gemeinsam mit Ehemann Rudi hinter der „Stodltheke“ Foto: Mayer/Dürr

Auf ein langweiliges Leben blickt Franz Dürr alias „Blau“ sicher nicht zurück. Schon zahlreichen Projekten hat sich der gelernte Schreinermeister gestellt, gemäß dem Motto: „Wer rastet, der rostet“. Eine seiner Unternehmungen, der „Musikstadl“ in Painten, feiert in diesem Jahr das 35-jährige Bestehen.

Wer kennt es nicht, das blau leuchtende Schild mit weißer Aufschrift „Musikstadl“ in der Paintner Hilde-Rygol-Siedlung unweit der Kelheimer Straße. Generationen haben sich hier schon die Türklinke in die Hand gegeben und tun dies noch heute. In diesem Jahr blickt der der „Stodl“ auf eine lange Geschichte zurück, die gefüllt ist mit Freude und Begegnungen, aber auch mit Schicksalsschlägen.

Disko anstatt Schreinerei

Am Anfang der Geschichte steht Schreinermeister Franz Dürr, der das Anwesen des ehemaligen „Gasthaus am Forst“ 1983 ersteigerte. Erste Erfahrungen als Kneipenbesitzer sammelte er bereits in den Jahren zuvor als Inhaber einer Disko in Laaber, sowie des damaligen „Bistros“ unweit der Pfarrkirche. Als Anlass sah der heute 78-jährige zum einen die Sorge, dass seine Schreinerei durch die zunehmende Massenproduktion von Fenstern und Türen an Aufträgen einbüßen könnte, zum anderen die Notwendigkeit, in Painten „derartiges auf die Beine zu stellen“.

Den Namen seiner Kneipe überlegte er sich mit Kumpel Josef Vogl, den die Bointara noch als „Bebe“ in Erinnerung haben dürften. „Der Stodl kam von mir, die Musik von ihm“, sagt Dürr schmunzelnd. Das Schreinerhandwerk hatte Dürr aber trotzdem schon immer im Blut. Sogar ein 12 Meter langes und 10 Tonnen schweres Segelschiff erschuf er zusammen mit einem bekannten Stahlbauer, mit welchem er über die Donau und das Schwarze Meer schon ins Mittelmeer aufbrach. Sein handwerkliches Geschick half ihm aber auch, die Räumlichkeiten der Paintner Kultkneipe den jeweiligen Trends der Zeit anzupassen. Je nach Jahrzehnt wechselte der „Musikstadl“ samt Inventar seine Bezeichnung, ob Kneipe, Bistro oder Diskothek. Kein Problem für Schreinermeister Dürr, der schon weit über ein Dutzend solcher Etablissements für Auftraggeber umgestaltet oder renoviert hat.

Vom laufenden Betrieb hat sich Franz Dürr trotz seiner geselligen Natur immer schon distanziert. Hinter dem Tresen traf man deshalb auf seine Ehefrau, sowie auch heute noch auf Tochter Birgit und Schwiegersohn Rudi, unterstützt von ihrem Stadlteam. Trotz ihres berufsbedingten Aufenthaltes in der Landeshauptstadt habe man es nie in Erwägung gezogen, Painten oder dem „Musikstadl“ den Rücken zu kehren, erzählen die Mayers. So habe man von Montag bis Freitag in München gelebt und am Wochenende den „Stodl“ am Tangrintel geschmissen.

Einige Hürden waren zu meistern

Ein besonders einprägsames Ereignis war der Brand im „ Musikstadl“ 1989. Ausgelöst durch einen technischen Defekt fiel ihm die gesamte Inneneinrichtung zum Opfer.

„Glücklicherweise war die Diskothek zum Zeitpunkt des Feuers geschlossen, so dass niemand verletzt wurde. Aber der Sachschaden war enorm“, erinnert sich Rudi Mayer, der als „Seele des Stadls“ gilt. „Gerade hier haben wir aber gesehen, wie unsere Stammgäste zu uns halten“, fährt Birgit Mayer fort. Zahlreiche Stadlbesucher seien täglich vor Ort gewesen, um ihre Stammkneipe wieder auf Vordermann zu bringen, freut sie sich noch heute.

Rund 15 Jahre später änderten sich dann die Brandschutzauflagen, was zur Schließung des Kellerbereichs des Musikstadls führte. Zwar hatte sich die Fläche der Diskothek nun verringert, an Charme büßte sie jedoch bis heute nicht ein. Verändert hat sich aber auch die Ausgehkultur der Gäste. „Damals standen die Gäste schon um 8 Uhr abends vor dem Eingang Schlange, nahezu jeder Tisch war ein Stammtisch“, erinnert sich Birgit Mayer zurück. Heute säßen die jungen

Leute lieber Zuhause zusammen und kämen erst zu späterer Stunde. Aber sie kommen. Immer noch. Immer noch in den Musikstadl.

Ein Grund, dass die Paintner Diskothek auch nach 35 Jahren noch immer Anklang weit über die Ortsgrenzen hinaus findet, könnte das abwechslungsreiche Musikprogramm sein, das den Besuchern geboten wird.

Zu den Highlights zählt aber vor allem auch das jährliche Ehemaligentreffen, bei dem die Autos der Besucher bis nach Neulohe stehen. Das ganze Jahr über freuen sich die Stadlwirte darauf, alte Gesichter wieder zu sehen und über vergangene Zeiten zu quatschen. Aber auch die Christbaumversteigerung, der Stodlfasching und die Wochenendmottos, die sich das Stadlteam überlegt, füllen die Räumlichkeiten. Etwas Besonderes in diesem Jahr dürfte die Jubiläumsfeier werden, die am 3. März stattfindet. Hierbei hoffen Birgit und Rudi bei Livemusik der „Hamberger Buam“ auf viele neue und alte Gesichter zu treffen.