Vogelschutz in Train
Der Wachtelkönig ist verschwunden

01.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:50 Uhr
Nicht nur der Wachtelkönig ist weg, auch der Wiedehopf ist selten geworden. Die Vogelart ernährt sich von großen Insekten und ist daher vom Insektensterben stark betroffen. „Früher gab es im Dorf noch ein Brutpaar“, erinnert sich Strobl. −Foto: Peter Zach/Archiv

Als Vorstand des Hallertauer Vogelzucht- und Vogelschutzvereins Train setzt sich Max Strobl für selten Arten ein.

Auf 18 Metern Höhe hätte er den besten Ausblick über die Abensauen. Jetzt muss er nur noch kommen, der Fischadler. Für den Hallertauer Vogelzucht- und Vogelschutzverein Train wäre es ein toller Erfolg und für Max Strobl sicherlich ein besonderer Tag. Denn der Fischadler, der ist selten geworden.

Über die Vogelzucht kam Strobl zum Vogelschutz. Schon als Sechsjähriger half er dem Vater beim Züchten, „aber vor zehn Jahren haben wir das aufgegeben“. Weg von der Zucht, hin zum Schutz, mit Strobls Vorstandschaft des Hallertauer Vogelzucht- u. Vogelschutzverein Train e.V. ändert sich auch die Zielsetzung des Vereins, der vor 31 Jahren entstand. „Es gibt immer weniger Züchter und die, die im Verein züchteten, werden immer älter und scheiden aus.“ Der Verein beschäftigt sich deshalb auch damit, die wilden Vogelpopulationen in der Hallertau zu schützen. Unzählige Nistkästen im Gemeindegebiet sollen Singvögel anlocken.

Vor Kurzem errichtete der Verein zudem eine Nisthilfe an der Abens. Sie sollte eigentlich den Fischadler anziehen, dem Weißstorch einen gut geschützten Ort für seine Brut bieten, wird aber auch von Graugänsen genutzt, weiß Strobl. Auf 18 Metern Höhe befestigte der Verein auf einem alten, ausgemusterten Strommasten eine Stahlkonstruktion, einen künstlichen Horst, der den Fischadler anlocken sollte. Im Landkreis gibt es noch zwei solche Nisthilfen für den Fischadler.

Wenige Tierarten vorhanden

Aber nicht nur der Fischadler liegt Strobl am Herzen, sondern insgesamt die Natur in seiner Heimat und rund um die Abensauen. Und mit der Artenvielfalt, da sehe es zappenduster aus, „bei einer Begehung der Unteren Naturschutzbehörde meinten die, das wäre hier alles tierlos“.

Strobl vermutet, dass illegale Jagdmethoden nicht ganz unschuldig daran seien, er hat schon selbst Fallen und Entenkäfige gefunden. Zudem sei der Fluss verschmutzt. Zusammen mit örtlichen Jägern und Landwirten will Strobl dafür sorgen, dass sich hier wieder mehr Arten ausbreiten. Ein guter Anfang sei hier beispielsweise schon die gesetzlich vorgeschriebenen Gewässerrandstreifen. Strobl will die Landwirte außerdem dazu animieren, eventuell Totflächen zu schaffen, zum Beispiel, wenn ein Feldweg in einer Sackgasse endet. „Ich bin mit den Landwirten hier im Gespräch, die sind sehr offen.“

Der 31-Jährige hat seine Arbeitszeit so reduziert, dass er einen Tag pro Woche dem Naturschutz widmen kann. Strobl ist Fischereiaufseher für den Freistaat, führt Kontrollen am Wasser durch, überprüft die Fischer. Naturvergehen würden häufig geahndet. Nur, erwischen muss man die Täter. Das sei oft, beispielsweise illegalen Müllablagerungen, von denen es einige rund um Train gebe, nicht einfach.

Im Auftrag des Wasserwirtschaftsamtes kümmert sich Strobl zudem um den Biber. Schon seit seiner Jugend sei er für den Naturschutz aktiv. Strobl ist unter anderem Mitglied beim Artenschutzbund. „Man muss vor der Haustüre anfangen, aufklären, aufdecken“, ist er überzeugt, auch, wenn er weiß, dass er sich damit manches Mal keine Freunde macht. Und trotzdem sei es dringend nötig, denn „die Situation da draußen ist nicht so gut, wie man meint“. Strobl hat beobachtet: Kiebitze seien aus dem Abenstal verschwunden. Auch der Wachtelkönig, das Rebhuhn oder der Wiedehopf seien weg.

Zu wenige Insekten als Nahrung

„Vor 20 Jahren gab es noch ein Pärchen hier im Ort, jetzt gibt es, laut Landesbund für Vogelschutz, nur noch 1000 Brutpaare in ganz Deutschland“, sagt Strobl. Eines der Hauptprobleme: fehlende Insekten, zu viel Pestizideinsatz.

Ein ganz großes Problem seien auch Hundehalter, die ihre Tiere abseits der Wege laufen ließen, das störe die Wiesenbrüter enorm.

Doch Strobl will zuversichtlich bleiben. Der Verein hat im Gemeindegebiet von Train etwa 100 Nistkästen aufgehängt. Die gilt es immer wieder zu kontrollieren. „Durch die Nisthilfe steigt die Anzahl der Singvögel“, sagt Strobl. Der Star, der die Nisthilfe gerne auch nützt, der wäre schon seit Januar da, „letztens waren da so zwischen 500 und 600 Stück auf der Wiese versammelt.“

Vogelschutz ist ArtenschutzAufgaben:Der Verein will sich vermehrt für den Schutz von Vögel in freier Wildbahn einsetzen. Vereinzelt gibt es aber auch noch Züchter unter den Mitgliedern.

Jugend:Strobl will künftig die Jugendarbeit intensivieren, denn der Nachwuchs, der fehle, wie bei vielen anderen Vereinen auch.

Sensible Zeit:Vor allem während der Brut- und Aufzuchtzeit von Mitte März bis Ende August sollte man die seltenen Wiesenbrüter keinesfalls stören. In diesem Zeitraum ist die Bevölkerung aufgefordert, die Gebiete ausschließlich auf den vorhandenen Wegen zu nutzen und Hunde unbedingt anzuleinen. Das Wegegebot ist bei allen Freizeitaktivitäten, und damit auch bei Touren mit Quads, Mountainbikes oder Motocrossmaschinen zu beachten.