Aktion
Widerstand gegen Baupläne am Gleislhof

Anwohner und Naturschützer lehnen Gleislhof-Pläne ab. Ihr Ortstermin dazu fand indes auf der falschen Fläche statt.

27.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:45 Uhr
Petra Kolbinger

Die Einblicke in Flora und Fauna beim Ortstermin waren spannend – fanden allerdings auf der falschen Wiese statt. Foto: Petra Kolbinger

Der Bund Naturschutz und Anwohner des Ortsteils Gleislhof wehren sich gegen die Pläne der Stadt Riedenburg, im Geltungsbereich des gültigen Bebaungsplanes „Feriendorf“ auf 1,7 Hektar ein Wohngebiet auszuweisen. Ein Ortstermin dort sorgte allerdings für Verwirrung.

Über den Bebauungsplan war 1995 gegen den Willen der Stadt die Schutzzone des Naturparks Altmühltal gelegt worden. Für eine Wohnbebauung müsste das Areal aus der Schutzzone des Naturparks herausgenommen werden. Ausgleichsflächen stehen bei Aicholding und Prunn zur Verfügung. Der Umweltausschuss des Kreistags entscheidet im September, ob eine Herausnahme der Fläche möglich ist. Zwei Gutachten nach Vorgaben der Unteren Naturschutzbehörde bewerten die naturschutzfachliche Wertigkeit der 1,7 Hektar (siehe Info). Noch bis 2. Juli können die im Auftrag der Stadt erstellten Gutachten im Rathaus von allen Interessierten eingesehen werden.

Artenreiche Fläche

Der Bund Naturschutz will zur Herausnahme aus dem Schutzgebiet Stellung beziehen. Als Vorbereitung dazu fand am Montag ein Ortstermin statt, zu dem BN-Vize- Kreisvorsitzender Konrad Pöppel eingeladen hatte. Teil nahmen Norbert Hacker, Natur- und Landschaftsführer im Naturpark, die BN-Regionalreferentin Julika Selinger-Schreiber sowie die Artenkenner Robert Hirmer und Wolfgang Willner, die nach eigenem Bekunden die artenreiche Fläche zwischen dem Weiler Grub und Gleislhof seit 30 bis 40 Jahren intensiv beobachten. Mit dabei waren ferner die Anwohner Wilfried Michel und Wolfgang Tratner, die sich vehement gegen das geplante Wohngebiet wehren, und BN-Ortsvorsitzender und Pro Riedenburg-Chef Josef Justl.

Artenreiche Wiesen

Die geladenen Pressevertreter im Gefolge, folgte eine Begehung der leicht ansteigenden Fläche unweit der Abzweigung Grub. Die Naturschützer schärften den Blick für den „Warzenbeißer“, eine Langfühlerschrecke, für diverse Schmetterlinge, Wildbienen und seltene Pflanzen. Willner bezeichnete das Areal als „Hotspot der Artenvielfalt“, das in seiner Wertigkeit an die des Lintlbergs heranreiche und bei entsprechender Pflege noch verbessert werden könne. In 2017 sei eine Fläche umgebrochen worden; Teilbereiche seien verbuscht, so Willner. Des einen Uhl ist bekanntlich des anderen Nachtigall: Hirmer beschrieb, „durch das Ackern haben sich weitere Blühpflanzen angesiedelt, fünf verschiedene Bockkäferarten, davon einer, der auf der Roten Liste steht.“ Drei Tagfalter- und drei Bläulingsarten habe er binnen einer halben Stunde ausgemacht. „Und in dem Gebüsch gibt es mit Sicherheit viele Spinnenarten und mit der roten Röhrenspinne wohl auch eine, die auf der Roten Liste ganz oben steht“, mutmaßte Hirmer.

Vor zehn Jahren sei der Zustand der begangenen Fläche noch viel toller gewesen, habe aber unter Pflegefehlern gelitten. „Mit der Schafherde durchzuziehen, während alle Tierarten ihre Eier ablegen, ist wie mit einer Pumpgun durch den Kindergarten zu marschieren!“ kritisierte er. Dennoch sei die Fläche seine „Lieblingswiese“.

„Insekten sind überall vertreten“

Im Anschluss an den Ortstermin stellte die Reporterin indes fest, dass die beim Ortstermin begangene Fläche gar nicht von den eingangs erwähnten Herausnahme-Plänen betroffen ist. Von der MZ um eine Stellungnahme gebeten, bestätigte Pöppel die Feststellung der MZ-Reporterin und erklärte, „nach Aussage der beiden Gebietskenner Wolfgang Willner und Robert Hirmer ist der Vegetationszustand im Anschluss an die Bebauung (also im Bereich des geplanten Baugebiets) aufgrund von Beeinträchtigungen in den letzten Jahren, schlechter als an dem Standort, an dem wir uns befanden“ (gemeint ist der Ortstermin, die Red.). Die betrachtete Insektenwelt sei aber „auf der gesamten Fläche entsprechend vertreten“, so Pöppel. (...) „Bei der Mobilität und dem Flächenanspruch der Insekten“ seien die konkreten Fundorte der Tiere unerheblich, so Pöppel: „Diese benötigen unterschiedliche Zonierungen und eine entsprechende Gesamtflächengröße.“

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