Nürnberg
Bäume für ICE-Werk gefällt? Gegner sind irritiert

16.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:16 Uhr
Auf diesem Foto fährt ein Lokführer gerade einen Zug in das ICE-Werk in Rummelsburg Auch im Nürnberger Raum soll ein ICE-Werk entstehen. −Foto: Christoph Soeder/dpa

Die Standort-Suche für ein ICE-Werk bei Nürnberg läuft noch. An einem Ort sorgt eine Aktion nun für Gesprächsstoff.

Mitten im laufenden Raumordnungsverfahren überrascht die Deutsche Bahn mit kurzfristig angekündigten Baumfällungen und einer testweisen Räumung von gesprengten Bunkern. Das schreibt das Bündnis „Rettet den Reichswald“ in einer Pressemitteilung.

Der Zusammenschluss sei besorgt, dass hier bereits vor dem Abschluss des Raumordnungsverfahrens Rodungen stattfinden sollen und Winterquartiere von Fledermäusen in der Schutzzeit gestört und zerstört werden könnten, heißt es in der Pressemitteilung.

Barbara Dorfner spricht für die Bürgerinitiativen zum ICE-Werk: „Wir wollen wissen, wie viel Wald hier abgeholzt werden soll. Immerhin handelt es sich um Bannwald und europäisches Vogelschutzgebiet. Der Markt Feucht hat das Gebiet kürzlich zur Ausweisung als Naturschutzgebiet vorgeschlagen.“ Hier sei jeder Eingriff relevant. „Und diese Erkundungen mit schwerem Gerät sind ein schwerer Eingriff.“

Der Biologe und Gebietskenner Sebastian Haas fordert: „Die Winterquartiere der Fledermäuse, seit 70 Jahren unangetastet, dürfen nicht zerstört, die Tiere dürfen nicht beunruhigt werden.“ Auch die Deutsche Bahn müssen den 1. Oktober als Datum für den gesetzlichen Schutz der Tiere und ihrer Lebensstätten beachten.

Klaus-Peter Murawski, Vorsitzender des Bund Naturschutz, Kreisgruppe Nürnberg-Stadt, fragt: „Wieso werden diese Untersuchungen zu diesem Zeitpunkt vorgenommen? Vor Abschluss des Raumordnungsverfahrens sieht es aus wie eine Vorfestlegung auf die Muna Feucht. Die Marktgemeinde Feucht will die Muna als Naturschutzgebiet ausweisen. Trotzdem die Ruheperiode der Fledermäuse zu ignorieren, ist eine provokative Missachtung der kommunalen Ebene durch eine Bundesbehörde.“

Immerhin sei diese Erkundung von der Regierung von Mittelfranken für den Antrag auf Raumordnungsverfahren nicht verlangt worden. Das Bündnis kritisiert auch die Informationspolitik der DB. Selbst die betroffenen Gemeinden Feucht und Wendelstein seien erst am Tag vor Beginn der Maßnahmen informiert worden.

Zudem gilt ab dem 1. Oktober für Fledermaus-Winterquartiere nach dem Bundesnaturschutzgesetz ein Betretungsverbot bis zum 31. März. Ein Erkunden oder sogar Räumen der Bunkeranlagen-Reste und potenziellen Fledermaus-Winterquartiere ist nach diesem Bundesrecht ohne Ausnahmegenehmigung durch die Höhere Naturschutzbehörde nicht möglich. Eine solche Ausnahmegenehmigung kann nur nach intensiver naturschutzfachlicher Prüfung der potenziellen Fledermausquartiere erfolgen. Eine solche Prüfung fand im Winter aber bisher noch nicht statt, steht in der Pressemitteilung.

Bis eine Stellungnahme der Höheren Naturschutzbehörde am Nachmittag des 6. Oktober erfolgte, waren die Arbeiten mit schwerem Gerät auf dem Muna-Gelände bereits in vollem Gange: Fachgutachter eines Planungsbüros hätten die Bunker-Reste naturschutzfachlich geprüft und wären zu dem Ergebnis gekommen, dass die gesprengten Bunker keinerlei Einflugöffnungen und Hohlräume für Fledermaus-Winterquartiere aufwiesen, heißt es in der Pressemeldung.

Ob auf dem Muno-Gelände tatsächlich das ICE-Werk entsteht, ist noch unklar. Für die Deutsche Bahn sei dieser Standort eine Option.

Das Bündnis lehnt dagegen alle drei Standorte für das ICE-Instandhaltungswerk im Nürnberger Reichswald als „nicht raumverträglich“ ab und fordert, wenn das Werk im Raum Nürnberg errichtet werden muss, dass es dann nur im Nürnberger Hafen platziert werden kann.