Protest
Der Bannwald muss geschützt werden

Bürgerinitiative „Kein ICE Werk bei Harrlach“ wendet sich in einem offenen Brief an Markus Söder.

12.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:01 Uhr
Der Nürnberger Hafen böte sich als Standort an. −Foto: Jan_Nienheysen/picture-alliance / dpa

In dem Schreiben an den Ministerpräsidenten heißt es u. a.: „Wir beziehen uns auf Ihre Aussagen im Fernsehinterview in der Frankenschau am 25. März. Demnach begrüßen Sie es, wenn das ICE Werk in der Region Nürnberg gebaut wird, sehen Sie doch andernfalls die Schaffung von 500 hoch qualifizierten Arbeitsplätze in Gefahr. Wir fragen uns aber, wie das zu Ihren bisherigen öffentlichen Aussagen und Schreiben an Parteikollegen passt, dass staatseigener Bannwald für genau dieses ICE Werk weder in Altenfurt noch in Feucht zur Verfügung gestellt werden soll? Auch Ihre Aussagen in Nürnberg-Birnthon waren eindeutig. Sie sagten, dass es sich auch bei dem Wald bei Harrlach um schützenswerten Bannwald handelt, und Sie sich nur deshalb nicht aktiv für die Bürgerinitiative Harrlach einsetzen werden, weil es sich hierbei nicht um staatseigenen Wald handelt.

Wie begründen Sie diese plötzliche Kehrtwende? Das Argument der Arbeitsplätze ist für uns nicht nachvollziehbar. Denn es handelt sich laut Bahnaussage nur um ca. 450 Arbeitsplätze, davon zur Hälfte Anlerntätigkeiten wie z.B. Reinigungsarbeiten. Die qualifizierten Arbeitsplätze betreffen in erster Linie Spezialisten mit einer Ausbildung bei der Bahn, und werden wie bei Konzernen üblich im Rahmen einer überbetrieblichen Ausschreibung besetzt.

Auf dem freien Arbeitsmarkt gibt es diese nicht – außer vielleicht in dem bestehenden Ausbesserungswerk der Bahn in Nürnberg Stadt. Zudem herrscht im Landkreis Roth Vollbeschäftigung mit einer Arbeitslosenquote von nur 2,8% mit 1.307 freien Stellen. Fachkräfte werden überall händeringend gesucht. Regionale Fachkräfte müssten also von kleinen oder mittelständischen Unternehmen in der Region abgeworben werden und würden den regionalen Arbeitsmarkt eher be- als entlasten.

Auch angesichts dieser Zahlen halten wir es nicht für gerechtfertigt, in Zeiten des Klimawandels für jeden Arbeitsplatz bis zu 100 Bäume zu fällen bzw 1.000 qm Bannwald zu roden.

Wir von der Bürgerinitiative „Kein ICE Werk bei Harrlach“ haben mehrere Alternativen eingebracht, z.B. Industriebrachen nutzen, das ICE Werk modularisieren um mehr Standortmöglichkeiten auch in Nürnberg zu finden oder einen Teil des Nürnberger Hafengeländes (ca. 10%) nutzen. Die Bahn und auch der Freistaat haben alle diese Bemühungen immer wieder blockiert. Unverständlich, da im Hafengebiet nur wenige Unternehmen – die im übrigen keine Transporte auf dem Wasserweg durchführen – umgesiedelt werden müssten.

Zudem ist das Gelände bei Roth-Harrlach Trinkwassereinzugsgebiet der Region und auch der Stadt Fürth, die fast 50% ihres Trinkwassers von hier bezieht. Dieses Gebiet darf nicht gefährdet werden, eine Fehleinschätzung ist hier unumkehrbar!„