BioFach in Nürnberg
Hier dreht sich alles um Bio-Produkte

28.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:16 Uhr
Birgit Ropohl
Johannes Gutmann, Gründer von „Sonnentor“, gilt seit Jahren als Vorreiter in Sachen Natur- und Klimaschutz. −Foto: Fotos: Birgit Ropohl

Die Bio-Fachwelt trifft sich in diesen Tagen in Nürnberg. 2276 Aussteller aus 94 Ländern, dazu mehr als 100 Kongresse – mit unzähligen Ideen und praktischen Beispielen, wie Bio die Welt positiv verändern kann.

Bei der BioFach und der begleitenden Kosmetikmesse Vivaness wird mehr denn je deutlich, dass es der Branche um eine “enkeltaugliche Zukunft” geht. Im Trend liegt alles, was den CO2-Fußabdruck möglichst gering hält. „Soziale Verantwortung” heißt das Schlagwort.

Klimawandel, ausgetrocknete Ackerflächen, schlechte Luft, verschmutztes Wasser – die Herausforderungen sind enorm. Das Fazit: „Wir können uns kein Leben ohne Bio mehr leisten”, sagt Johannes Gutmann, einer der Öko-Pioniere. Schon 1988 hat er begonnen, in seiner Heimat im österreichischen Waldviertel Bauern beim Anbau und Verkauf von heimischen Kräutern und Gewürzen zu unterstützen.

Initiative unterstützt Biobauern

Inzwischen sind seine „Sonnentor”-Produkte in mehr als 50 Ländern zu haben. Unermüdlich kämpft er, wie so viele aus der Bio-Branche, für eine „enkeltaugliche Zukunft”. Gutmann: „Durch den biologischen Anbau spart Sonnentor allein in Österreich und Deutschland über 400 Tonnen Kunstdünger und vier Tonnen chemische Spritzmittel ein.”

Die von ihm mitgegründete Initiative „Enkeltaugliches Österreich” unterstützt Biobauern, deren Produkte durch Umweltgifte in Luft und Regen verunreinigt worden sind und deren Existenz daraufhin bedroht ist. Die Gefahr ist groß: Bei einer Untersuchung, so Gutmann, seien in der Luft Rückstände von 67 Spritzmitteln nachgewiesen worden, „und jeder von uns atmet diese Luft ein”.

Experten aus aller Welt diskutieren in Nürnberg über Lösungen für die aktuellen globalen Herausforderungen. Klimakrise ist ein Thema, reines Wasser ein anderes. „Wasser ist menschgemachten Bedrohungen ausgesetzt wie nie zuvor”, heißt es bei einer Podiumsrunde der „Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser”.

Regionale Rohstoffe rücken in den Fokus

Johannes Ehrnsperger (Inhaber der Neumarkter Lammsbräu) bezeichnet Wasser als „Frucht des Bodens”. Man könne nicht wie bei der Ölförderung einfach ein Loch in die Erde bohren und wenn es leer sei, das nächste. Wasser müsse angebaut und gepflegt werden, genau wie Tomaten oder Kartoffeln. „Das machen unsere Bio-Wasserbauern.”

Aktuell befänden sich die Wasservorkommen in Deutschland teils in katastrophalem Zustand, belastet durch Nitrat, Pestizide. „Damit keine weitere Wasserverschmutzung stattfindet, müssen wir den Öko-Landbau ausweiten.”

Verbraucher hinterfragen zunehmend, woher Lebensmittel kommen und wie sie verarbeitet werden. Sie befassen sich mit Verpackungen und deren Nachhaltigkeit und mit Tierwohl. Regionale Rohstoffe rücken stärker in den Fokus, kurze Transportwege, klimafreundliche Produktion. Die Branche reagiert. Rübenzucker statt Rohrzucker, Verpackungen aus Gras statt aus Plastik.

Gerade junge Startups stechen durch Innovationen hervor. Sie haben beispielsweise alte Nutzpflanzen wiederentdeckt. Ein ganz großer Trend: Hanf. „Die Hanfpflanze überzeugt nicht nur mit Nährwerten und Geschmack, sondern kann regional angebaut werden und sogar kaputte Ackerböden regenerieren”, sagt Chris Veit von „The Hempany”. Für das junge Stuttgarter Unternehmen, das unter anderem einen Hanfsamen-Drink anbietet, ist Hanf „Klimaretter und Superfood” zugleich.

Die Branche also ist voller Ideen. Aber sie braucht die Unterstützung der Politik.