Freizeit
Im Tretboot-Käfer auf dem Wasser

Der Wöhrder See ist bei Sommerwetter wieder gefragt. Die Verleiher gehen neue Wege und setzen auf Stehpaddeln.

07.07.2020 | Stand 16.09.2023, 4:56 Uhr
Treten gegen die Krise: Jan, Carina, Natalie und Shusha haben sich trotz Corona mit dem Tretboot im Käfer-Look auf den Wöhrder See gewagt, und trotz Mund-Nasen-Masken augenscheinlich viel Spaß gehabt. −Foto: Nikolas Pelke/Nikolas Pelke

Die Corona-Krise hat auch die städtische Seefahrt getroffen. „Wo sind die Schulen? Wo bleiben die Firmen? Was ist mit den Events? Alle sind nicht da!“, ärgert sich Shahram Vahedi vom Bootsverleih am Wöhrder See auf seinem wackeligen Steg etwas geknickt über die negativen Auswirkungen der Pandemie auf den schwimmenden Freizeit-Verkehr in der Frankenmetropole. „Alles fällt weg.“

Sogar der Biergarten sei geschlossen. So etwas habe sich der gebürtige Iraner in Nürnberg niemals vorstellen können. Dadurch fehle die Laufkundschaft. Es seien einfach viel weniger Menschen als normalerweise an dem beliebten Freizeit-See in Nürnberg unterwegs. „Das ist das Problem“, sagt Vahedi und zeigt auf die vielen Tretboote, die in allen Farben und Formen einsam am Bootssteg auf Kundschaft warten.

Derweil haben sich Jan, Carina, Natalie und Shusha ein Herz gefasst und sich spontan dazu entschlossen, trotz Corona-Krise in See zu stechen. „Wir sind alle angehende Krankenpfleger. Der Mundschutz schreckt uns nicht ab“, sagt Jan und überschreitet sicheren Fußes den wackeligen Steg mit den mittlerweile obligatorischen Abstandsmarkierungen, die jeder Einkäufer vom Supermarkt kennt. „Wir haben natürlich Markierungen auf dem Schwimmsteg angebracht, damit die Leute den Mindestabstand einhalten können“, sagt Shahram Vahedi und zeigt auf den schwimmenden Boden.

Kein Mundschutz auf dem Boot

Beim Bezahlen an der Kasse gehen die Schutzmaßnahmen weiter. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, muss der Charterpreis für das schwimmende Vehikel unter einer Plastikwand entrichtet werden. Das Tragen einer Mund-Nasen-Maske gehört dort ebenfalls zum guten Ton. „Auf dem Boot müssen keine Masken mehr getragen werden“, versichert Vahedi.

Derweil haben sich Jan, Carina, Natalie und Shusha für ein Tretboot-Schiffsmodell im VW-Käfer-Look entschieden. „Die lila Farbe hat uns einfach so gut gefallen“, sagt Shusha und lacht. An Bord des Kahns übernimmt Jan das Ruder. Mit kräftigen Tritten legt die Krankenpfleger-Seemannschaft vom Bootssteg ab und manövriert über den Stausee im Herzen der Frankenmetropole. „Der Wöhrder See ist auf jeden Fall sehr schön geworden“, findet Carina und die übrige Besatzung des Tretbootes nickt zustimmend.

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BooteBeim Bootsverleih gibt es Tretboote in Variationen vom Auto bis zum Flamingo. Wer es sportlicher mag, für den stehen neuerdings Kanu, Kajak und Stand-Up-Paddle zur Ausleihe bereit.

Während das Schiff unter dem Rattern der Schaufelräder durch das Wasser stampft, wird der spontane Entschluss, „in See zu stechen“ gefeiert. „Wir haben uns nach der ganzen Corona-Krise einfach mal wieder einen schönen Ausflug gemeinsam gönnen wollen“, erzählt die Seemannschaft beim Ansteuern des Anlegesteges. Auf die Lust der Freizeit-Kapitäne setzt auch Shahram Vahedi. Nach dem Motto „Jetzt erst recht“ hofft der Bootsverleiher nach der Krise auf Kundschaft. Statt über das Mittelmeer zu paddeln, könnten die Leute doch vielleicht vermehrt über den heimischen Stausee treten, lautet das Kalkül des umweltbewussten Bootsverleihers. „Wir setzen auf erneuerbare Energie und achten darauf, dass der schöne neue Wöhrder See sauber bleibt“, sagt Vahedi und zeigt auf das Dach des Bootshauses mit den Solar-Paneelen.

Neues Geschäftsmodell

Damit das Geschäft mit dem urbanen Schiffsverkehr nach der Krise wieder richtig in Fahrt kommt, hat sich der Nürnberger mit den persischen Wurzeln sich etwas einfallen lassen. „Wir verleihen und verkaufen ab sofort auch Stand-up-Surfbretter“, kündigt Vahedi an und schwärmt von den neuen Möglichkeiten seines Stehpaddel-Testcenters. Der hawaiianische Paddel-Sport sei schließlich absolut im Kommen, Corona hin oder her. Um trotzdem nichts dem Zufall zu überlassen, hat Vahedi gleich ein neues Logo mit dem schönen Namen Wassersport-Piraten kreiert.