Nadelöhr beim Stadtpark
Mehr Platz in Nürnberg für Tram und Radfahrer: Bayreuther Straße wird umgebaut

17.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:35 Uhr
Mehr Straßenbahn, mehr Radverkehr: Heute startet der zweieinhalbjährige Umbau beim Stadtpark zwischen Berliner Platz und Rathenauplatz in Nürnberg. −Foto: Verkehrsplanungsamt Stadt Nürnberg

Durch den Ausbau von Radwegen und Straßenbahn dürften Autofahrer zwischen Rathenauplatz und Berliner Platz bald häufiger im Stau stecken bleiben. Noch rollt der Verkehr in beiden Richtungen auf zwei Fahrspuren. Doch schon bald rücken die Bagger an und stellen die wichtige Verkehrsroute beim Stadtpark bis 2025 gründlich auf den Kopf.Neben den Beeinträchtigungen während der zweieinhalbjährigen Bauphase dürften auch die Pläne den Autofahrern den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Doch der Reihe nach.

Vorfahrt für den Radverkehr

Ab Montag beginnt der städtische Energieversorger zunächst mit der Erneuerung von Gas- und Wasserleitungen. Hört sich harmlos an, hat es aber schon durchaus in sich. Denn die Arbeiten finden mitten auf der Bayreuther Straße statt. Zuerst sollen die alten Straßenbahngleise entfernt werden.

Dabei bekommt der Autoverkehr auf der rund anderthalb Kilometer langen Baustelle schon mal einen Vorgeschmack auf die zukünftige Einspurigkeit. Diese ersten Arbeiten sollen laut Stadt „so schnell und effizient wie möglich“ durchgeführt werden.Im Sommer sollen die eigentlichen Umbauarbeiten beginnen. Dabei wird das Netz der Straßenbahn ausgebaut und die stillgelegte Strecke zwischen Berliner Platz und Rathenauplatz wieder revitalisiert. Allerdings soll die Tram zukünftig fast vollständig auf einem eigenen „Rasengleis“ geführt werden. Bislang teilt sich die Straßenbahn in Nürnberg üblicherweise noch häufig die Fahrbahn mit dem Autoverkehr.

Apropos: An der zukünftigen Endhaltestelle soll ein „grüner“ Kiosk mit begrüntem Dach und Fassade entstehen. Doch damit nicht genug: Auch der Radverkehr soll mehr Vorfahrt bekommen und einen Teil vom angestammten Platz der Autofahrer abbekommen.

Hintergrund ist die geplante Radvorrangroute nach Nordosten auf der Bayreuther Straße, die mit größeren Mindestabständen zum rollenden Verkehr gebaut werden soll. Bis Herbst 2025 umfasst die Baustelle peu à peu die Bayreuther Straße zwischen Rathenauplatz und Berliner Platz.

Nicht nur der Ausblick auf die Dauer-Behinderungen in den nächsten zweieinhalb Jahren riefen in Nürnberg hitzige Reaktionen hervor. Auch die Ausbaupläne selbst sorgen im Netz für Diskussionen.

Allein auf den Social-Media-Kanälen der Stadt Nürnberg hat die Baustellen-Ankündigung für über 500 Kommentare gesorgt. Darin fragen sich beispielsweise aufgebrachte Bürger, wie man „eine gut ausgebaute und befahrene zweispurige Straße dauerhaft in eine Staustraße“ verwandeln könne? Radfahrer sind seiner Ansicht nach dort bislang eher selten unterwegs. Eine weitere Nutzerin spricht von einem „Witz“ und verweist darauf, dass die Fahrradfahrer wohl weiterhin den Stadtpark als Radroute nutzen werden.

Experiment endete vorzeitig

Tatsächlich könnten die breiten Radwege für das Rathaus noch zum Bumerang werden. Zuletzt wurde auf der vielbefahrenen Rothenburger Straße eine Fahrspur für den Radverkehr geopfert. Dieses „Pop-up-Experiment“ ist nach langen Autoschlangen und leeren Radwegen nach einem halben Jahr und viel Kritik wieder zurückgenommen werden.

Das wird beim Stadtpark nicht funktionieren. Hier wird sich wohl ausgerechnet kurz vor der nächsten Kommunalwahl in der Praxis beweisen müssen, wie durchdacht das Nürnberger Mobilitätskonzept tatsächlich ist.

− HK