Einblick
Nürnberger Airport will „grüner“ werden

Für die Umweltchefin am Albrecht-Dürer-Flughafen ist Fliegerei und Naturschutz kein Widerspruch, sondern eine Aufgabe.

09.07.2020 | Stand 16.09.2023, 4:54 Uhr
Sandy Grade, die neue Umweltchefin am Airport Nürnberg, genießt die Natur rund um ihren neuen Arbeitsplatz. −Foto: Nikolas Pelke/Nikolas Pelke

Ohne Öko-Sandalen und Batik-Shirt: Mit den Klischeevorstellungen einer Umweltschützerin hat Sandy Grade auf den ersten Blick nicht viel zu tun. Fachlich ist die neue Umweltchefin am Airport Nürnberg dafür umso prädestinierter für ihren neuen Job. Nach einer betriebswirtschaftlichen Ausbildung mit Richtung Umwelttechnik hat die 33-Jährige noch ein rechtswissenschaftliches Studium mit Umwelt-Schwerpunkt oben drauf gesetzt.

Dieses breite Fachwissen kommt Grade jetzt in ihrer neuen Aufgabe am Albrecht-Dürer-Flughafen sehr zugute. „Das Zukunftsthema sind alternative Kraftstoffe in der Luftfahrt“, ist sich die neue Umweltchefin sicher. Sandy Grade denkt heute schon darüber nach, wie die technische Umsetzung vom Tanklager bis zur Logistik mit alternativen Kraftstoffen in Nürnberg einmal funktionieren kann: „Das ist die Zukunft. Nicht nur beim Fliegen, sondern auch in der Automobilbranche.“

Lösungen mit Perspektive

Luftschlösser sind nicht die Sache der neuen Umweltchefin. Realistisch hat Grade ihre Aufgabe im Blick, den Airport „grüner“ zu machen. „Bei uns fällt relativ viel Müll an. Daraus könnten wir in Zukunft unseren eigenen Strom herstellen und vielleicht sogar alternative Kraftstoffe produzieren“, sagt Grade ohne die Realität aus den Augen zu verlieren. „Das geht nicht von heute auf morgen. Aber in zehn Jahren wird das kommen“, ist sie sich sicher.

Person:
Sandy Grade (33) hat nach einer betriebswirtschaftlichen Ausbildung mit Richtung Umwelttechnik noch ein rechtswissenschaftliches Studium mit Umwelt-Schwerpunkt absolviert.

Überhaupt muss Grade der Spagat zwischen dem Machbaren und dem Wünschenswerten im Rahmen ihrer neuen Aufgabe gelingen. „Wir sind nun mal ein großer Flughafen und keine kleine Farm“, sagt sie. Einerseits müsse die ständig wachsende Nachfrage im Luftverkehr bedient werden. Andererseits müssten berechtigte und gesetzlich geregelte Schutzanforderungen erfüllt werden. In diesem Spannungsfeld will Sandy Grade die Rolle einer Vermittlerin übernehmen. Das ist bei einem Großstadt-Flughafen auch nötig. „Bei mir landen pro Woche rund 20 Beschwerden auf dem Schreibtisch“, berichtet Grade aus ihrem neuen Arbeitsalltag. Alle Wünsche kann auch die neue Umweltchefin nicht auf Anhieb erfüllen. „Wir können aber auf die Erfolge verweisen, die für den Umweltschutz mit dem Einsatz des Flughafens bereits möglich geworden sind“, sagt Grade und schwärmt von dem Bucher Landgraben, der in den letzten Jahren mit viel Geld vom Dürer-Airport mustergültig in eine grüne Oase verwandelt worden sei. „Ein industrieller Standort muss nicht grau in grau hinter in Betonfassaden verschwinden. Probleme sehe ich derzeit eher im langsam voranschreitenden technologischen Fortschritt. Hier stecken viele Themen leider noch zu sehr in den Kinderschuhen“, ärgert sich Sandy Grade beim Spaziergang durch das neue Naturparadies im Schatten des filigranen Flughafen-Towers, der zwischen Heidenelken und Silbergras fast schon malerisch hervor spitzt.

Harmonisches Nebeneinander

Airport und Naturschutz müssten sich nicht zwingend ausschließen, sondern könnten wie in dem neuen Bucher Landgraben harmonisch nebeneinander existieren, findet Grade. Hier würden sich nicht nur Blaukehlchen, Flussregenpfeifer und Nachtigallen wohlfühlen, sondern auch Rohrkolben und Sumpf-Schwertlilien gedeihen. „Wenn die Sonne aufgeht, die Lichtstrahlen durch das Grün schimmern, Jogger und Fahrradfahrer zu sehen sind und dahinter ein Urlaubsflieger startet – dann kann man schon von einem täglichen Urlaubsgefühl sprechen“, freut sich Grade über das Lebensgefühl rund um ihren neuen Arbeitsplatz.