Experiment
Als Römer auf großer Fahrt

In Mariaort trafen zwei Nachbauten römischer Kriegsschiffe aufeinander. Zwei Tage waren sie auf Naab und Donau unterwegs.

01.08.2019 | Stand 16.09.2023, 5:37 Uhr
Elisabeth Angenvoort

Navis Lusoria „Regina“ (vorne) und „Fridericiana Alexandrina“ (FAN) während der gemeinsamen Fahrt auf der Naab bei Mariaort Foto: Angenvoort

Der Ort für diese besondere Begegnung hätte nicht besser gewählt sein können; der Genius Loci sei schlichtweg phänomenal, sagte Professor Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg, nach der ersten gemeinsamen „Test“-Fahrt der beiden Nachbauten römischer Kriegsschiffe am vergangenen Freitag. „Friedericiana Alexandrina Navis“, kurz FAN, so haben die Studierenden der Universität Erlangen-Nürnberg das römische Patrouillen- und Geleitzug-Boot genannt, mit dem sie in Mariaort auf die „Regina“ trafen, ein flachgehendes Ruderboot aus der Kategorie kleiner und schneller Militärschiffe.

Sportliche Höchstleistungen

In den vergangenen Monaten haben die Teilnehmer des Seminars „Navis Lusoria“ alle zwei Wochen jeweils für drei Stunden trainiert. Im Sommersemester lerne man die entsprechenden Rudertechniken, erklärt Bernd Iwanov, Lehramtsstudent mit Hauptfach Geschichte; zudem Knotenkunde, ergänzt seine Kommilitonin Lisa Frisch. Während des Winters werden Wartungsarbeiten am Boot vorgenommen oder die Tuniken für die Besatzung angefertigt. Die römischen Gewänder stehen in zwei Varianten zur Auswahl: aus Filz für die Frühjahressaison, und aus leichterer Baumwolle für die warme Jahreszeit.

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Allerdings haben sich an diesem sehr heißen Tag einige Besatzungsmitglieder in die Filz-Tuniken gewandet: „aus rein pragmatischen Gründen“, wie Christian-Peter Wahle sagt, „da diese größere Maße haben“.

Er und sein Kollege Florian Horend sind heute die „Schlagmänner“, sie sitzen im Heck des Bootes und geben den Takt an, damit das „Remigare“ funktioniert, also die Ruderbewegungen möglichst einheitlich verlaufen. „Keine Plastikflaschen an Bord nehmen“, erinnert Dr. Heinrich Konen, akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Alte Geschichte, seine Studenten. Stattdessen gibt es ein mit Wasser gefülltes Holzfass für alle. Das heutige Programm sei „super interessant“ und die Strecke „sehr romantisch“, sagt Konen; „doch es wird uns auch an unsere Grenzen bringen“.

Bei über 30 Grad und ohne Schatten vier Stunden zu rudern, das grenzt an eine sportliche Meisterleistung. Zumal Konen eine exakte Umsetzung der Ruderkommandos als selbstverständlich voraussetzt: „Jedes schiefe Ruder ist eine Schande“.

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Den Anweisungen des Flottenhauptmanns, des Centurio Classico, ist zudem aus Sicherheitsgründen unbedingt Folge zu leisten, denn „die Brücke ist für unser Schiff nicht besiegbar“, betont Konen. An Land gilt der Centurio Classico als höchster Offizier; an Bord erteilt er die Befehle über die kleinste taktische Einheit, in diesem Fall über das Schiff, selbstredend in lateinischer Sprache. Diesen Dienstgrad trägt aktuell Frank Schad; ihm zur Seite steht Gubernator (Steuermann) Lukas Meyer. Die Ruderer ihrerseits sind Bremse und Motor des Schiffes zugleich und müssen sich exakt an den Vorgaben der beiden Schlagleute orientieren. Auf dem Wasser kann das 21,4 Meter lange Schiff mit 30 Riemen durchaus eine ungeahnte Energie entwickeln. „Länge läuft“, so formuliert es Bootsbau- und Segelmeister Frank Jäcklein. Die Erlanger Kriegsschiff-Variante zieht mit knapp 16 Längenmetern und 20 Riemen auf Dauer nicht ganz so flott. Doch letztlich spielt es keine Rolle, wer schneller ist, betont Prof. Hebel. Vielmehr geht es hier um Teamgeist; um Erfahrungen, die „extrem wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung sind“.

Verantwortung und Teamgeist

Die Studenten sind hochmotiviert. Ihr Ziel ist es, im Selbsttest die Leistungen römischer Soldaten nachzuvollziehen. Für einen Teil der Strecke übernimmt der Präsident der Uni Regensburg selbst das Steuer und trägt damit die Verantwortung für das ganze Schiff. „Gar nicht so einfach“, sagt er danach, doch die Zusammenarbeit der Studenten und aller Mitarbeiter sei einfach „großartig“. Am Tag zwei des Projektes hat sich die Lufttemperatur auf etwa 23 Grad abgekühlt, und es regnet leicht. Die Besatzung beider Schiffe setzt die Segel. Ziel ist an diesem Tag das Pfaffensteiner Wehr. Segeln sei körperlich einfacher, sagt eine der Studentinnen, „da die Windkraft für uns arbeitet“. Dennoch, so betont Konen: es ist „kein leicht erkämpfter Schein“, den die Teilnehmer am Ende des Semesters für ihren Einsatz erhalten.

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