Entsorgung im Landkreis Regensburg
Diskussion um Gelben Sack kocht wieder hoch

09.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:49 Uhr
Simone Grebler
Kommt der Gelbe Sack oder die Gelbe Tonne im Landkreis Regensburg oder bleibt es beim Bringsystem am Wertstoffhof? Darüber müssen die Kreisräte entscheiden, denn Ende 2023 laufen die Verträge aus. −Foto: Fotos: Pleul (dpa)/Gutierrez-Juarez (dpa)/Zink

Die Debatte um das künftige Entsorgungssystem für Leichtverpackungen im Kreis Regensburg nimmt wieder Fahrt auf. Aktuell müssen Bürger ihre Joghurtbecher, Chipstüten und Konserven zum Wertstoffhof bringen. Am 31. Dezember 2023 laufen die Verträge mit dem Dualen System Deutschland (DSD) aus. Dann gäbe es die Möglichkeit, auf ein Holsystem, also Gelber Sack oder Gelbe Tonne, zu wechseln. Nur: Entschieden ist bislang noch nichts. Zuletzt kam das Thema im Oktober 2021 im Umweltausschuss aufs Tableau. Damals wurde den Kreisräten ein Gutachten vorgestellt, das Vor- und Nachteile beleuchten sollte. Eine Entscheidung für ein System wurde jedoch nicht getroffen. Vielmehr wurde Kritik an der Studie laut, daraufhin sollte noch einmal nachgebessert werden. Das aktualisierte Gutachten wurde nun veröffentlicht.

Studie nachgebessert

Im Wesentlichen sei es jetzt darum gegangen, Alternativen aufzuzeigen, erklärt Gutachter Werner Bauer. Es sei geprüft worden, ob sogenannte Wertstoffinseln oder kleine Wertstoffhöfe an Siedlung- und Geschossbauten entstehen könnten. Was ursprünglich eher kritisch gesehen wurde, sei nun in der „aufgefrischten Studie“ durchaus eine Option. Das Ergebnis des Gutachtens bleibe jedoch gleich: Es gebe keinen Grund, das bestehende System zu ändern.

Bauer zieht als Vergleich die Stadt Regensburg mit dem Gelben Sack heran. Hier würde zwar eine doppelt so große Menge an Leichtverpackungen gesammelt, jedoch sei die stofflich verwertbare Menge vergleichbar mit der aus dem Landkreis Regensburg. Zudem würde ein Holsystem die Existenz der Wertstoffhöfe gefährden. Wenn die Bürger die Leichtverpackungen nicht mehr zum Wertstoffhof bringen müssten, würden sie sich auch bei vielen anderen Stoffen wie alten Batterien, Grüngut, Elektroschrott, etc. den Weg sparen. Das mache die kommunalen Einrichtungen, insbesondere die kleineren, über kurz oder lang überflüssig.

Kritik an der Studie kommt indes erneut von der Jungen Union (JU) im Landkreis. Sie deklariert diese als „unseriös“. Kreisvorsitzender Florian Hoheisel sagt, die Studie sei einseitig und die erhobenen Zahlen nicht repräsentativ. Es seien gerade einmal 120 Bürger vor den Wertstoffhöfen in Hemau und Brennberg und Supermärkten befragt worden. Besonders empört sich die JU darüber, dass den Bürgern in dem Gutachten die nötige Kompetenz über die Auswirkungen eines Hol- und Bringsystems abgesprochen werde. Dem will die Junge Union entschieden entgegentreten und verweist auf den Antrag der CSU für einen Bürgerentscheid über das zukünftige Sammelsystem. „Für mich ist der Bürgerentscheid das richtige Vorgehen“, sagt CSU-Kreisvorsitzender und MdB Peter Aumer. Er ist der Meinung, dass ein Holsystem, zum Beispiel mit der Gelben Tonne, die Sammelquote deutlich erhöhen würde.

Das von der CSU angestoßene Ratsbegehren sorgt bei den Kreisräten für gemischte Reaktionen. „Grundsätzlich habe ich kein Problem mit Basisdemokratie. Aber das Ratsbegehren wird uns 500 000 Euro kosten. Sind die Kreisräte nicht in der Lage, das selbst zu entscheiden?“, sagt Harald Stadler, Fraktionssprecher der Freien Wähler und Bürgermeister von Neutraubling. Er ist der Meinung, dass die Wertstoffhöfe ein „funktionierendes, gutes System“ seien.

Müll auf den Straßen?

Die Alternative Gelber Sack sieht Stadler kritisch, er habe Bedenken, dass die Sortenreinheit gewährleistet ist und auch das Ortsbild spiele eine Rolle: Wenn er durch Regensburg laufe und sehe, wenn der Gelbe Sack draußen steht und der Wind den Müll verteile, sei das nicht besonders schön.

Sebastian Koch, SPD-Fraktionsvorsitzender und Bürgermeister von Wenzenbach, hat sich noch nicht auf eines der Sammelsysteme festgelegt: „Ich hatte mir viel von dem Gutachten erwartet, aber es ist so nichtssagend.“ Die Kosten für eine Bürgerbeteiligung würde aber auch er gerne sparen. Die Bürger würden doch stark zum Gelben Sack tendieren. „Es wäre eher angebracht, Experten ranzuschaffen, die Argumente für die politische Debatte liefern“, sagt Koch.

Für Dr. Merten Niebelschütz, Sprecher des Grünen-Kreisverbands Regensburg Land, ist klar: „Ein ,Weiter so‘ darf es nicht geben. Mit dem Ergebnis des Gutachtens kann man weiterarbeiten und das System optimieren.“ Das aktualisierte Gutachten werde in der nächsten Sitzung des Umweltausschusses, voraussichtlich am 21. Juni, vorgestellt.

Vorab hat die Junge Union eine Veranstaltung zum Thema organisiert. Am heutigen Donnerstag spricht ab 17.30 Uhr Stefan Böhme, Präsident des Verbandes der Bayerischen Entsorgungsunternehmen, im Landgasthof Prössl in Hainsacker. Er hat einen klaren Favoriten: die Gelbe Tonne. Diese sei nicht anonym wie der Gelbe Sack. Und wenn die Abholer gezielt die Tonnen stehen lassen, in denen Fremdstoffe sind, könne man die Bürger so erziehen