Umwelt
Neutraublinger angeln nach Müll

07.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:44 Uhr
Fischen mal anders: Marco Jakob, Markus Biebl und Eduard Garder angelten Müll aus dem Neutraublinger See. −Foto: Fotos: Jakob

Eisbecher und Flaschen statt Barsch und Karpfen: Marco Jakob und seine Fischerkollegen sammelten Abfall aus dem Neutraublinger See.

Es sollte für Marco Jakob der erste Angeltag seit langem werden. Erst vor kurzem ist er zum zweiten Mal Vater geworden. Mit einem Ausflug zum Neutraublinger See wollten er und seine Fischerkollegen Markus Biebl und Eduard Garder das feiern. Verschiedene Karpfenarten, Brachsen, Hecht, Zander, Barsche und viele weitere Fische sind im Wasser beheimatet.

Vor Ort angekommen verloren die drei aber schnell die Lust auf ihr Hobby. Schon von weitem sahen sie etwas im Wasser schwimmen – aber keine Fische. „Viele Flaschen und Eisbecher landen im See“, ärgert sich Jakob. So entschlossen sich die drei Freunde, ihre Angeln beiseite zu legen und stattdessen mit Watthosen und Müllsäcken Abfall aus dem See zu sammeln.

Fast drei Stunden waren sie beschäftigt: Fünf Säcke voller Müll, Bauschutt und ein Einkaufswagen waren Teil der Ausbeute. Erst drei Wochen zuvor hatte der Anglerverein Neutraubling den See planmäßig gereinigt und mit Hilfe eines Magneten unter anderem drei Fahrräder und einen City-Roller aus dem Wasser gezogen. „Dass in so kurzer Zeit wieder solche Massen an Abfall zusammenkommen, macht mich sprachlos. Der See ist kein Mülleimer“, sagt Marco Jakob, der sich im Anglerverein Neutraubling als zweiter Vorsitzender engagiert. In Gesprächen mit Vertretern der Vereine in der Nachbarschaft habe er von ähnlichen Problemen gehört. „Auch am Guggi, am Roither Weiher und am Sarchinger Weiher sieht es nicht anders aus“, sagt Jakob. Er wünscht sich wieder mehr Respekt vor der Natur.

Der Neutraublinger Seeist neben dem Geislinger Weiher das Stammgewässer des Anglervereins. Vor gut zwanzig Jahren wurde das Gelände rund um den See im Stadtzentrum neu gestaltet. Die Uferpromenade entwickelte sich vor allem im Sommer schnell zu einem beliebten Treffpunkt. „Das ist auch völlig in Ordnung, solange jeder seinen Müll entsorgt“, sagt Jakob. Dafür stehen rund um den See Mülleimer parat.

Für Jakob und seine Mitstreiter ging es nach dem Sammeln daran, den Abfall zu entsorgen. „Wir wussten erst einmal nicht, wohin damit“, sagt der Angler. Mit einem Anhänger fuhren sie ihre Ausbeute nach Haslbach zur Müllumladestation. Auf Facebook erreichte Jakob mit einem Beitrag zu der Aktion tausende Nutzer und erhielt viel Zuspruch. „Wir hoffen, dass bei manchen ein Umdenken stattfindet“, sagt er. „Wenn jeder ein bisschen aufschaut und sich ein Beispiel nimmt, können wir etwas bewegen.“