Glauben
Pilger wandern durch die Laberauen

Der Via Nova-Weg führt von Mötzing nach Schönach. 14 Gläubige machten sich auf eine besondere Wallfahrt auf.

19.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:52 Uhr
Monika Bucher
Die Pilgergruppe in der Mötzinger Kirche – Ausgangs- und Endpunkt der geistlichen Wanderung −Foto: Monika Bucher

Eine geistliche Wanderung auf dem Via-Nova-Weg führten Angela Kiendl und Josef Kraus auf dem Teilstück von Mötzing nach Schönach durch. Ausgangspunkt war die Mötzinger Kirche. Nach einleitenden Worten und dem Pilgersegen durch Pfarrer Alexander und Pfarrvikar Kessington brachen 14 Personen zu einer Wanderung auf, um an markanten Punkten zu verweilen und so die spirituelle Dimension der Heimat zu erfahren. Ein Rucksack gut gefüllt mit Bioweintrauben, geerntet an der „Mötzinger Laberleite“, wurde zur Stärkung mitgeführt.

Schon in der Kirche waren zwei besondere Kunstwerke aus der Zeit um 1400 zu bewundern. Die elegant geschwungene Figur des Hl. Johannes gilt als besonderes Beispiel für die Skulptur des „Weichen Stils im Donaugau“. Auch warf man einen Blick auf das nur wenig Jahre jüngere, aber einfacher gearbeitete Vesperbild im ehemaligen Seelenhaus auf dem Mötzinger Friedhof. Die unter einem zweijochigen Baldachin sitzende Mutter Maria hält ihren annähernd waagrecht liegenden toten Sohn auf dem Schoß.

Am Beginn des Via-Nova-Weges erläuterte Rosmarie Messner die Bedeutung und die Absicht dieses neuen Weges. Mit Blick auf ein abgeerntetes Getreidefeld trug Angela Kiendl einen Text über das Weizenkorn von Papst Benedikt vor, der das Jesuswort erläutert: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ An zwei Kreuzweg-Stationen an der Straße nach Schönach wurden ebenfalls Gedanken des bayerischen Papsts vorgelesen.

Höhepunkt der Wanderung war die Schönacher Kirche zur „Lieben Frau vom Rosenkranz“. Josef Kraus erläuterte das Deckengemälde, auf dem eine gewaltige Seeschlacht zu sehen ist. Seit 450 Jahren prägt der Sieg der „Heiligen Liga“ gegen die Osmanen in der Seeschlacht von Lepanto die Erinnerung der Christen Europas. Damals befehligte der junge Don Juan de Austria, der uneheliche Sohn Karls V., und der Regensburger Bürgerstochter Barbara Blomberg die gemeinsame Flotte Spaniens und der Handelsstädte Venedig und Genua, die auf die Anregung von Papst Pius V. zusammengestellt wurde. Für den Papst stand damals das Überleben des Christentums auf dem Spiel. Zur Erinnerung an den 7. Oktober 1571, den Tag der Seeschlacht, und zum Dank für den Sieg führte er, der alle Christen aufgefordert hatte, während der Schlacht den Rosenkranz zu beten, den Gedenktag unserer Lieben Frau vom Sieg ein.

Nach einer kurzen „Weintraubenpause“ ging es zurück durch die Laberauen hin zur Margareten-Kirche in Haimbuch. Der der Hl. Margareta zugeordnete Drache ließ die Gruppe nachdenken über ihre persönlichen Ängste und über Möglichkeiten, diese zu besiegen. In der Nähe am Flussufer stand die zum Nachdenken anregende Geschichte vom „Gänsehirten und dem Tod“ im Mittelpunkt. Bei der letzten Station des Rundwegs suchte man ein schattiges Plätzchen an der Laber und lauschte auf den Besinnungstext von Martin Gutl: „Wenn Gott uns heimführt aus den Tagen der Wanderschaft, das wird ein Fest sein“.

Zum Abschluss der Wanderung fand sich die Gruppe noch einmal in der Kirche in Mötzing ein. Pfarrer Alexander sprach ein abschließendes Gebet, bedankte sich bei Teilnehmer und Organisatoren und spendete den Segen. In Erinnerung an Johannes den Evangelisten, der der Legende nach einen ihm gereichten Giftbecher segnete und ihn unbeschadet trank, wurde die Gruppe zu einem Gläschen Johannes-Wein eingeladen.

In allen Weltreligionen bedeutet die Pilgerreise eine besondere Beziehungspflege zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen. Ob gläubig oder nicht, Pilgern ist vor allem auch eine Reise zu sich selbst. Deshalb ist es viel mehr als nur körperliche Betätigung im Freien. Pilgern steht für den Genuss von Natur und Landschaft ebenso, wie für mehr Spiritualität im Leben, denn der Mensch ist leibliches und geistiges Wesen gleichermaßen. Die sinnlich-spirituelle Erfahrung des Pilgerns steht im Gegensatz zu katholischen Wallfahrten allen Menschen offen. Wer pilgert, seien es ein paar Stunden oder mehrere Tage, vertieft den Blick auf seine Umwelt. Die Wahrnehmung wird durchlässiger, was wiederum dabei hilft, die eigenen Sinne zu schärfen. Die zentrale Idee des Europäischen Pilgerwegs ist, dass er weder Anfang noch Ende kennt. Er kann als Ganzes gegangen werden oder in Teilstücken.