Erinnerung
Stadt Hemau gedachte seiner Kriegsopfer

Am Volkstrauertag ging es nicht nur um die Vergangenheit. Die Redner zeigten sich besorgt wegen radikaler Corona-Leugner.

14.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:07 Uhr
Vor dem Kriegerdenkmal fand der offizielle Gedenkakt statt. −Foto: David Santl

Es war am 6. Januar dieses Jahres, als sich in der amerikanischen Hauptstadt Washington D. C. solche Szenen abspielten: Ein wütender, gewalttätiger Mob stürmt das Kapitol, aufgehetzt vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump. Eine Attacke auf das Herzstück einer Weltmacht. Steht es so schlimm um die Gesellschaft? Diese Frage beschäftigte auch Bürgermeister Herbert Tischhöfer (CSU) am Hemauer Volkstrauertag.

Aber es war nicht nur dieses Beispiel aus den USA, das dem Stadtoberhaupt Sorgen bereitete. September 2021: Ein Corona-Leugner ermordet einen erst 20-jährigen Tankstellen-Mitarbeiter, als ihn dieser auf die Maskenpflicht hinweisen wollte. Gerade die Zeit der Pandemie, so Tischhöfer, habe tiefe Risse in der Gesellschaft offenbart.

Brücken wieder aufbauen

„Wir sehen krude Verschwörungstheorien, Hass und Gewalt. Wo ist die Debattenkultur geblieben, wo der Zusammenhalt?“, fragte der Bürgermeister. Er forderte, alles zu tun, um eingerissene Brücken wieder aufzubauen. Denn der Volkstrauertag sei neben dem Gedenken auch der Erinnerung gewidmet. Mit einer solchen Erinnerung begann Tischhöfer auch seine Rede. Er las einen Brief eines Soldaten aus einer Nachbargemeinde an seine Mutter vor, der 1944 an der Ostfront kämpfte. Es war das letzte Lebenszeichen, das sie von ihrem Sohn erhielt.

Sie musste sterben, ohne zu wissen, was mit ihm geschah. Im Jahr 1979 wurde auch der Soldat für tot erklärt. Es galt als wahrscheinlich, dass er im Krieg gefallen war. Nach seiner Rede legten Tischhöfer sowie Vertreter der Reservistenkameradschaft und des VdK Kränze vor dem Kriegerdenkmal nieder. Begleitet von der Stadtkapelle wurde außerdem die deutsche Nationalhymne gesungen. Vor dem offiziellen Gedenkakt am Kriegerdenkmal bewegte sich ein Trauerzug mit Vertretern der Stadt und der Vereine zur Kriegergedächtniskapelle in der Kelheimer Straße, um auch dort einen Kranz niederzulegen. Vor genau 30 Jahren wurde das damalige „Pflegerkircherl“ offiziell zum Gedenkort für die Gefallenen aus Hemau erklärt.

Pandemie als riesige Herausforderung

„Die Pandemie ist die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg“, meinte Alfons Kollmer, der Vorsitzende der Soldaten- und Kriegerkameradschaft in seiner kurzen Rede. Es sei wichtig, den Blick in zwei Richtungen zu lenken: in eine friedliche Zukunft und in die Erinnerung. „Die Ereignisse von damals verblassen, weil die Zeitzeugen sterben“, sagte er. Trotzdem werde auch heute noch um die Opfer sinnloser Gewalt getrauert.

Paten:Soldat:
Der Krieger- und Reservistenverein Hemau hat die Patenschaft für die Kriegergedächtniskapelle inne. Alljährlich ist sie Station am Volkstrauertag.Im April 1945 wurde ein bis heute unbekannter Soldat von den Nazis im Haagholz hingerichtet. In der Kapelle erinnert eine Gedenktafel an ihn. (lds)

Anschließend ging es weiter zum „alten Kriegerdenkmal“ im Ringweg, wo die Teilnehmer eine Schweigeminute abhielten. Den Abschluss d bildete nach dem Gedenkakt aber der Kriegergedächtnisgottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Johannes. In seiner Predigt kritisierte Stadtpfarrer Berno Läßer den Egoismus, der heute immer mehr um sich greife.

„Wo Menschen wieder beginnen, neben ihrer Freiheit auch Verantwortung zu übernehmen, dort wird die Welt auch wieder menschenfreundlicher“, betonte Läßer.