Kultur
Im alten Schulhaus entsteht jetzt Kunst

Richard und Maja Vogl schaffen im alten Bernhardswalder Schulhaus Kunstwerke – er mit Pinsel und Farbe, sie aus edlem Garn.

10.08.2018 | Stand 16.09.2023, 5:56 Uhr
Ralf Strasser

Richard Vogl: Der international wirkende Künstler mag es, wenn Licht sein Atelier durchflutet. Auch große Arbeitsräume sind ihm wichtig. Foto: Ralf Strasser

„Freie, prozesshafte Malerei zwischen Imagination und der Welt des Künstlers“, interpretierte einst die Kunstakademie Irsee die Arbeiten von Richard Vogl. Figurative Malerei nennt Vogl selbst sein Wirken. Wenn der gebürtige Further mit Wahlheimat Bernhardswald mit Ölpastellkreiden und Ölfarben in seinem Atelier steht, dann ist er mit der internationale Welt der Kunst verbunden, dann ist Bernhardswald ein Teil des spannenden Abenteuers Malerei.

Das Zentrum von Pinsel, Kreativität und Farbe befindet sich dort, wo bis 1987 noch reger Schulbetrieb herrschte, die Kinder lesen und schreiben lernten oder sich über kniffligen Rechenaufgaben den Kopf zerbrachen. Dort leben und arbeiten heute Richard Vogl und seine Frau Maja.

Kunstwerke aus feinen Stoffen

Sie haben das alte Schulhaus bewusst gewählt. „Es ist der Platz und das Licht, die hier eine einzigartige Kombination eingehen, wir haben das Haus gesehen und innerhalb nur weniger Tage erworben.“ Liebe auf den ersten Blick. Aber auch ein notwendiger Blick, denn das Gebäude birgt viele Vorteile in sich. Braucht Richard Vogl das Licht zum Malen, so ist es bei Maja Vogl der Platz für ihren nicht gerade alltäglichen Beruf. Sie ist Weberin und Künstlerin in Personalunion.

„Es ist der Platz und das Licht, die hier eine einzigartige Kombination eingehen.“Maja und Richard Vogl

Zwei Webstühle, die auf den unbedarften Gast wie riesige Maschinen aus längst vergangenen Zeiten wirken, stehen in einem ehemaligen Klassenzimmer. Kreuz und quer hängen Fäden zwischen der komplizierten Mechanik aus Holz. Daneben und darunter Klöppl, Schlitten und Pedale. Baumwolle aus Holland, Leinen aus Schweden und hochwertige Garne stapeln sich bunt in den Regalen an der Wand. Die Textilkünstlerin hat sich aufs Weben von ganz feinen Stoffen verlegt. Sie experimentiert mit Seide, Baumwolle, Leinen oder gar mit chinesischen Papierfäden.

Damit kreiert sie liturgische Stoffe, Schals oder Kissen in raffinierter Doppelmethode, bei der verschiedene Farben auf beiden Seiten gleichzeitig verwebt werden. Nach der dreijährigen Ausbildung zur Weberin studierte Maja Vogl in München Malerei. „Eine sehr gute Ergänzung, denn das Gefühl von Formen und Farben ist für mich sehr wichtig“, erklärt sie. Auf ihren Handwebstühlen entwirft sie Stoffe in leuchtenden Farben in feiner Ausspinnung. Ihre Werke („jedes für sich ein Unikat“) wirken weder grob noch alternativ, vielmehr sind sie filigrane Kunstwerke.

Mit Kunstwerken kennt sich auch ihr Mann aus. Er schafft sie selbst auf Leinwand und auf Papier. Vor über vier Jahrzehnten ist der 66-Jährige nach dem Studium und ausgestattet mit einem staatlichen Förderpreis in seinen malerischen Kosmos eingetaucht. Hat Preise bekommen, Stipendien ausgefüllt, er wurde Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Ja, meint er, mittlerweile könne er von seinen Bildern leben. Aber: „Wenn ich an damals denke, muss ich den Kopf schütteln, über so viel Naivität. Man braucht schon sehr viel Glück, um bestehen zu können.“

Nachhaltiges Wirken

Vogl ist ein Konstrukteur, er spielt mit Farbklängen, Rhythmen und Spannungen, nie gänzlich abstrakt, immer mit realem Bezug. „Es ist ein langer Prozess, den ich da durchlaufe und ich weiß zu Beginn nie, was herauskommt.“ Seine Schöpfungen brauchen Zeit. Das können ein paar Wochen sein, aber auch Jahre.

„Auf dem Land ist man schon ein wenig abgeschnitten, es hat aber auch Vorteile. Man kann befreiter arbeiten.“Richard Vogl

Und die Bilder bekommen Namen. „Aber nur, um den Bezug herzustellen, nicht um den Raum des Betrachters einzuengen“, betont Vogl. Die Bilder sollen wirken. Nachhaltig. Mit jedem Blick Neues entdecken. „Interpretation ist wichtig“, meint er mit Blick auf sein Lieblingsbild in der großen Küche der ehemaligen Schule. „Nachklang“ heißt es. Vier Personen, ein Hund. Die Geschichten hinter den Figuren darf/soll sich jeder selbst ausdenken. Die Tatsache, dass die Vogls weit weg sind vom Puls der kreativen Welt, lächelt die Familie mit einem Achselzucken weg. „Auf dem Land ist man schon ein wenig abgeschnitten, es hat aber auch Vorteile. Man kann befreiter arbeiten“, meint Richard Vogl.

Was bleibt, ist Entspannung im Alltag zwischen Kunst und vermarktender Bürozeit. Die Entspannung holen sie sich in der heimischen Natur, die sie in 30 Jahren dem Schulpausenhof abgetrotzt haben. Dort wo Kinder auf Asphalt in der Pause spielten, wachsen Bäume, Büsche, Sträucher, Gemüse und Tomaten. Ernten, ein wenig garteln, am runden Holztisch im Garten plaudern und vom selbst gemachten Sirup nippen. Wohlfühlen in Bernhardswald eben – auch das ist schöne Kunst.

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